António Casalinho und Margarita Fernandes wechseln nach WienTraumpaar verlässt das Bayerische Staatsballett

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Noch sind sie da, aber man vermisst sie schon jetzt: António Casalinho und Margarita Fernandes in Sidi Larbi Cherkaouis „Faun“. Alle Vorstellungen während der Ballettfestwoche sind natürlich längst ausverkauft.
Noch sind sie da, aber man vermisst sie schon jetzt: António Casalinho und Margarita Fernandes in Sidi Larbi Cherkaouis „Faun“. Alle Vorstellungen während der Ballettfestwoche sind natürlich längst ausverkauft. (Foto: Serghei Gherciu)

Warum der Abgang dieser beiden famosen jungen Solisten ein Riesenverlust für die Münchner Compagnie ist. Auch Madison Young zieht es ans Wiener Staatsballett.

Von Jutta Czeguhn, München

António Casalinho und Margarita Fernandes verlassen zum Ende der Saison das Bayerische Staatsballett. Schier unvorstellbar und einfach nur traurig ist diese Nachricht für alle, die das Glück hatten, die beiden gerade in den vergangenen Tagen als Faun und Nymphe auf der Bühne des Nationaltheaters tanzen zu sehen. Umso glücklicher jene, die noch Karten haben für die kommenden, hoffnungslos ausverkauften Vorstellungen des Ballettfestwochen-Triples „Wings of Mermory“. Denn allzu oft wird man dieses Traumpaar in München nicht mehr erleben können.

Die beiden jungen Portugiesen, die das Münchner Ballettpublikum seit der Spielzeit 2021/2022 verzaubern, wechseln nach Wien ans dortige Staatsballett, wo die neue Direktorin Alessandra Ferri am Sonntagvormittag ihr Programm und die Neuzugänge für die kommende Saison präsentiert hat. Auch vom Münchner Haus kommt die Bestätigung: Ballettdirektor Laurent Hilaire habe weder Ferri, in seiner eigenen Bühnenkarriere oft seine Partnerin, noch Casalinho und Fernandes Steine in den Weg gelegt, heißt es da.

Rollendebüts in Vollendung: António Casalinho als Lenski in John Crankos Klassiker „Onegin“.
Rollendebüts in Vollendung: António Casalinho als Lenski in John Crankos Klassiker „Onegin“. (Foto: Emma Kauldhar)

Seit seinem ersten Preis beim wichtigsten Tanzwettbewerb, dem Prix de Lausanne, im Jahr 2021 hat die Ballettwelt António Casalinho auf dem Schirm. Es war Hilaires Vorgänger, Igor Zelensky, der den damals 18-Jährigen nach München holte und ihm seinen ersten Profivertrag gab, und das gleich als Demi-Solist. Rasend schnell lief dann der Aufstieg des eleganten Sprungkünstlers; seine Soli etwa als Puck im „Sommernachtstraum“, als Goldenes Idol in „La Bayadère“ oder Lenski in „Onegin“ wurden zu großen Münchner Ballettmomenten. Eine Beförderung folgte der nächsten, sodass Casalinho nun als Erster Solist den Wechsel nach Wien antritt.

Einfach hinreißend: Margarita Fernandes mit ihrem Solo in „Schmetterling“ („Silent Screen“).
Einfach hinreißend: Margarita Fernandes mit ihrem Solo in „Schmetterling“ („Silent Screen“). (Foto: © NICHOLAS MACKAY)

Mit seiner Tanzausbildung hatte er im Alter von acht Jahren am Conservatório Internacional de Ballet e Dança begonnen, einem privaten, professionellen Institut in seiner Heimatstadt Leiria, geführt nach der kubanischen Methode von Margarita Fernandes’ Mutter, Annarella Sanchez. Dort haben sich die beiden, die inzwischen auch privat ein Paar sind, kennengelernt. Fernandes war erst 16, als sie von Igor Zelensky für das Bayerische Staatsballett als Demi-Solistin engagiert wurde. Im vergangenen November folgte die Beförderung zur Solistin. Auch sie ist ein Publikumsliebling.

Knapp vier Jahre in der Münchner Compagnie – in der Welt des High-End-Profitanzes durchaus lange. Denn hier herrscht eine andere Zeitrechnung, den Tänzerinnen und Tänzern bleiben, anders als ihren Sänger- oder Musikerkollegen, nur wenige Jahrzehnte, um ihre Karrieren und das, was danach kommt, aufzubauen. Margarita Fernandes und António Casalinho, so viel steht fest, werden auch das Wiener Publikum mit ihrer großartigen Ballettkunst für sich einnehmen. Das gilt gewiss auch für die Erste Solistin Madison Young, die das Bayerische Staatsballett ebenfalls in Richtung Wien verlässt. Nun ist man in München also gespannt, wen Laurent Hilaire in seine Compagnie holen wird, um diese drei Weltklassetänzer würdig zu ersetzen.

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