ARD-Adventsempfang:Wenn Christbaumkugeln zur Attraktion werden

Beim ARD-Adventsempfang im Bayerischen Hof wird ausgelassen gefeiert - das spiegelt die Stimmung der Filmbranche wider.

Von Philipp Crone

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(Foto: Florian Peljak)

Margarita Broich steht verzweifelt im Aufzug. Kollege Michael Brandner ("Hubert und Staller") muss sie beruhigen. "Das merkt doch keiner" "Doch, ich kann ja kaum gehen", ist die Antwort der hessischen Tatort-Kommissarin. Als die Tür im fünften Stock des Bayerischen Hofes aufgeht am Freitagabend, trippelt die Schauspielerin ganz vorsichtig raus. Schneller geht es nicht, sie hat viel zu große Pumps an. Im blau ausgeleuchteten Spa, der nach Kaviar-Häppchen und Chlor riecht, bekommt sie gleich den nächsten Schock. "Die stellen uns ja an die Wand!" Todesangst im Blick, dann großes Gelächter. Von links: Bibiana Beglau, Maria Furtwängler und Margarita Broich

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(Foto: Florian Peljak)

Jürgen Tarrach (links, daneben Michael Brandner und Klaus Behrendt) neben ihr lacht, als ob er eine Gewehrsalve vertonen wollte. Aber Entwarnung. Hier werden an der Fotowand nur Kameras auf Broich gerichtet, alles ganz harmlos. Wobei. Der Auftritt der Schauspieler und Fernseh-Größen beim traditionellen Empfang von ARD-Programmdirektor Volker Herres kann durchaus schiefgehen, wenn man nicht aufpasst. Und in der allgemeinen Albernheit und Euphorie über das gelungene Filmjahr 2017 ist so etwas schnell passiert. Broich nimmt aber die erste Hürde gekonnt.

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(Foto: Florian Peljak)

Die 57-Jährige posiert neben einem Christbaum, an dem zwei einsame weiße Kugeln hängen, je mit einem schwarzen Punkt in der Mitte. Ein Baum mit Augen also, das ist der berühmte, in zahllosen Meetings ausgeklügelte ARD-Humor, und Schauspieler und Moderatoren (im Bild Frank Plasberg mit seiner Frau Anne Gesthuysen) müssen das jetzt ausbaden. Broich stellt sich einfach vor das Maskottchen des Abends, man könnte es Baumi nennen, wedelt mit ihren lametta-artig ausgefransten Ärmeln und spreizt die Finger zum Victory-Zeichen. Wenn schon blöd, dann richtig.

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(Foto: Florian Peljak)

Tarrach drängelt Margarita Broich gleich zur Seite und nimmt die beiden Augenkugeln ganz liebevoll in die Hand, um im Kasernenhofton zu verkünden: "Mit zwei Augen sieht man besser!" Zur Sicherheit wiederholt er die Veralberung des ZDF-Spruchs (Mit dem Zweiten sieht man besser) noch drei Mal. Anschließend stellt er sich vor ein ARD-Mikro und faltet einen Zettel mit einem sechsstrophigen Gedicht auf. "Soll ich?" Broich verdreht die Augen, dass Baumi neidisch werden könnte. Auf dem Bild ist Larissa Marolt mit besagtem Weihnachts"baumi" zu sehen - wer genau hinschaut, entdeckt die Augen-Kugeln.

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(Foto: Florian Peljak)

Bevor die Darsteller zum Dinner dürfen, müssen sie immer ihre Weihnachtsrituale und ihre Einschätzung zum vergangenen Jahr in diverse Mikrophone sprechen. Broich erzählt, dass der Heilige Abend bei ihr mit 30 Personen begangen wird und das schlimmste Erlebnis einmal der Besuch von Désirée Nick war, als die frisch aus dem Dschungel-Camp zurückkam. "Sie hatte alles heil überstanden, und dann habe ich ihr einen Champagnerkorken aufs Auge geschossen." Das wurde dann ganz ARD-blau. Broich entdeckt die Kollegin Bibiana Beglau im Gedränge und eilt mit wehendem Armschmuck ("Was das ist? Eine Federboa? Eine Armboa!") zu ihr. Beglau trägt ein Kleid, das vor Goldschlieren glitzert, und dazu eine verschlungene Goldkette, die original bayerisch am Hals mit einem Brezen-Knoten verschlossen ist. Von links: Bibiana Beglau und Margarita Broich

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(Foto: Florian Peljak)

Während die beiden sich gegenseitig zum Outfit gratulieren, spricht Constantin-Chef Martin Moszkowicz von einem "super Jahr" für sein Unternehmen, was natürlich am letzten "Fack ju Göhte"-Teil liegt. Er beobachtet eine immer weitere "Bestsellerisierung" des Kinos. Das Publikum besuche weniger Filme, aber die dann umso zahlreicher. Moszkowicz schaut kurz irritiert, als die Fotografen wild rufen. Moderator Kai Pflaume hat Baumis Augen abgenommen und hält sie vor sich. Und Axel Milberg (Tatort Kiel) wird daneben gerade zu seinen Weihnachtsbräuchen von einer Journalistin gefragt, die ihn mit "Herr Müllberg" anspricht, worauf Milberg nachdenklich seinen Bart massiert ("Das wird ein Renaissance-Bart für eine Rolle").

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(Foto: Florian Peljak)

In der Produzenten-Ecke sehen Oliver Berben von Constantin und Nico Hofmann von Ufa den Darstellern zu, wie sie versuchen, mit den Christbaumkugeln zu spielen. Beide Produzenten teilen Moszkowiczs Ansicht, dass der deutsche Film auf einem guten Weg ist. "Da ist viel in Bewegung in eine positive Richtung", sagt Berben und meint die gelungenen neuen Serien wie "Adlon", "Unsere Mütter, unsere Väter", "Siegfried und Roy" oder "Dark". So ein Projekt wie die Serie "Das Verschwinden", da hätte man "vor fünf Jahren noch gesagt: Spinnst du?", sagt Berben. Nachdem auch Programmdirektor Herres die übliche Lobeshymne auf seine Belegschaft losgeworden ist, Maria Furtwängler (Tatort Niedersachsen) unfallfrei am Weihnachtsbaum vorbeigekommen und niemand beim Posieren in den Pool gefallen ist, geht es dann zum Essen nach nebenan. Stille legt sich über den blau erleuchteten Pool. Und Baumis Bambi-Augen baumeln noch eine Weile beschwingt vor sich hin.

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