Bayerischer Fernsehpreis:Auf der Jagd

Wer rennt hier wem hinterher? Promi-Jäger und Stars des Blauen Panthers müssen sich erst mal ordnen: Erst fällt der Strom aus, dann wird ein Psycho geehrt, schließlich schrumpft Stoiber zum Mini-Präsidenten - was ist da los?

Ruth Schneeberger (Text) und Michaela Förster (Fotos)

Eine fabelhafte Veranstaltung, um über den roten Teppich zu laufen: Der "Blaue Panther" wird verliehen. Nun ist der Panther an sich zwar nicht blau, und im Besonderen schon gar nicht, denn Edmund Stoiber als Gastgeber der Verleihung des bayerischen Fernsehpreises überreichte ausschließlich weiße Porzellanpanther, 15 an der Zahl, an Personen, die entweder im laufenden Panther-Jahr im TV von sich reden machten, oder einfach mal dran waren mit dem Preis. Ob nun aber weiß oder blau oder gar weiß-blau - die Jagd auf den Panther geriet am Freitagabend im Prinzregententheater zur Jagd der Fotografen auf die Promis - und umgekehrt.

Die Nummer 1 der Fotografen-Jäger: Bruce Darnell. "Bruce wer?" musste manch Reporter und Security-Mann von Kollegen darüber aufgeklärt werden, wer sich da katzengleich über den roten Teppich auf sie zu schlängelte - und so gar nicht vorankommen wollte. Fast 30 Minuten von der Limousine bis in den Theatersaal sind vermutlich seine eigene Bestzeit beim Gang über den roten Teppich.

Der Ex-Dressman und Laufstegtrainer, der erst am Abend zuvor beim Finale von "Germanys Next Topmodel" mit dem Spruch von sich reden gemacht hatte, er sei so aufgeregt, dass er gleich in die Hose "Kaka" machen müsse, war an diesem Abend die reine Eleganz, warf Kusshändchen und begrüßte jede noch so abseits stehende Society-Reporterin mit Handschlag, um nie gestellte Fragen zu beantworten. Das aber mit so viel Aura, dass er bei Männlein wie Weiblein kräftigen Eindruck hinterließ - und in der Menge ein Raunen: "Der ist aber smart - hätte ich nicht gedacht!"

Kamera-Jägerin Nr. 2: Natalia Avelon, die erst die Uschi im "Schuh des Manitu" und dann Uschi Obermaier in "Das wilde Leben" verkörperte. Im definitiv violetten Kleid und mit Original-Uschi-Obermaier-Frisur nahm auch sie ein ausgiebigstes Bad in der Menge - bevor es dann um die eigentlichen Hauptdarsteller des Abends ging: die Preisträger.

Noch nie ferngesehen

Panther-Jäger des Abends: Frank Elstner. Er ergatterte den dicksten Panther, also den Ehrenpreis. Am Ende der zweistündigen von Pro 7 aufgezeichneten Panther-Show attestierte ihm Stoiber Pionierarbeit für das deutsche Fernsehen und rief ihn als "Ideengeber, genialen Produzenten und Publikumsliebling" auf die Bühne. Unter Standing Ovations nahm der Journalist, Showmaster und Produzent den Preis für sein Lebenswerk entgegen und sagte: Wer behaupte, dass das Fernsehen früher besser gewesen sei, habe noch nie ferngesehen.

Stehende Ovationen auch für die 80-jährige Schauspielerin Rosemarie Fendel, die den Preis als beste Schauspielerin in der Kategorie "Fernsehfilm" mit nach Hause nahm und fast zu Tränen gerührt war darüber, "dass es ein Münchner Preis ist", denn vor genau 60 Jahren habe sie in München ihre Ausbildung begonnen. Ihre Tochter Suzanne von Borsody konnte ihr direkt gratulieren, genau wie Max von Thun seinem Vater Friedrich für dessen Preis als bester Filmschauspieler. Wie praktisch, wenn die Kinder in die Fußstapfen der Eltern treten, da spart man sich das Familienfest zum Preis.

Unpraktisch dagegen, wenn bei einer Fernsehaufzeichnung der Strom ausfällt. Was aber der Fall war: Gleich zu Beginn der Show muss im Prinzregententheater einer der dicksten Panther ein bedeutendes Kabel angeknabbert haben, denn für eine runde Viertelstunde wurden die Übertragungsleinwände schwarz. Wer nicht in den Saal passte und sich nebenan die Show auf Leinwand anschauen wollte, blieb nun ganz außen vor. Während sich drinnen das Publikum prächtig amüsierte: Zur Überbrückung des Fauxpas boten sich spontan drei "Tatort"-Kommissare an, die Menge zu bespaßen. Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec und Michael Fitz tanzten und sangen, was das Zeug hielt, ihre eigene Version von "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins", Max Mutzke sang zusammen mit den Zuschauern, und Moderator Thomas Hermanns ließ sich von Bruce Darnell zeigen, wie man richtig läuft.

Cordula Stratmann auf Bayerisch

Heiter ging es weiter, dann wieder mit Strom, als die Düsseldorferin Cordula Stratmann sich für ihren Panther auf Bayerisch bedankte - zum großen Vergnügen der Native Speaker -, als Django Asül eifrig gegen die Regionalisierung Bayerns wetterte und als Christoph Maria Herbst ("Stromberg") die Laudatio für Cristian Ulmen ("Dr. Psycho") hielt ("Wir sind nämlich beide für die schönsten Quotenflops auf Pro 7 zuständig") und dabei Edmund Stoiber als "Mini-Präsidenten" bezeichnete - mit der Entschuldigung, dies sei nur eine Abkürzung für Ministerpräsident gewesen.

"Ich möchte mich auch bei dieser Förderbank bedanken: Ich kann das Geld gut gebrauchen", sagte Rosalie Thomass, die den Nachwuchsförderpreis der Landesförderbank Bayern erhielt. Die Preise sind mit jeweils 8- bis 15 000 Euro datiert.

Die Stimmung wäre also dazu angetan gewesen, es auf der Aftershowparty richtig krachen zu lassen - doch die drei Topmodels, von denen die Zweitplatzierte Anni verriet, dass sie nicht enttäuscht sei über die Entscheidung des Vortags, weil sie nun endlich eine Antwort auf die Frage habe, wer Germanys Next Topmodel sei, und die drittplatzierte Hana davon sprach, sie hätte vor der Entscheidung "schon so ein Bauchgefühl" gehabt, ließen sich abseits der Menge von einem Aufpasser abschirmen, so dass die Festgemeinde sie nur wie Panther im Zoo bestaunen konnte.

Und da das Licht auf der Party zu hell, Musik gar nicht vorhanden und der Nachtisch zu schnell vergriffen war, kann man sich die Show genauso gut am Samstag Abend um 22.45 Uhr auf Pro 7 anschauen - mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass man dort vermutlich nicht erfahren wird, dass Frank Elstner zum Schluss seiner Dankesrede rief: "Wir sehen uns im Ersten!" Wir werden sehen.

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