Bayerischer Fernsehpreis:Applaus für La Berger

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Die Schauspielerin Senta Berger stolz mit ihrem "Blauen Panther". (Foto: dpa)

Schauspielerin Senta Berger erhält beim Bayerischen Fernsehpreis im Prinzregententheater den Ehrenpreis. Schon zuvor steht fest: Das wird der Höhepunkt. Dafür gibt es so gute wie einfache Gründe.

Von Philipp Crone

Spannend ist am Freitagabend nicht so richtig, ob es regnet vor der Verleihung der Bayerischen Fernsehpreise, und ob die in Abendroben über den blauen Teppich schreitenden Damen nass werden. Die Frage ist nur: Wann? Exakt um 18.14 Uhr, als Sepp Schauer über den Teppich läuft.

Von da an heißt es für die nächsten 45 Minuten: Unfallfrei ins Theater kommen. Und wer, wenn nicht Senta Berger, die Ehrenpreisträgerin, macht das unnachahmlich vor. Wo sonst vor der Preisverleihung schreiende Fotografen ausgiebig posierende Vertreter der Filmbranche ablichten, herrscht am Freitag überwiegend nasse Panik.

Katrin Bauerfeind kommt vom Regen direkt ins Blitzlichtgewitter gestolpert, das von den übereinandergestapelten Fotografen ausgeht, die unter einer Plane Unterschlupf gefunden haben. Schauspielerin Lisa Wagner geht durch den Platzregen, ohne mit den schwer getuschten Wimpern zu zucken, während Moderatorin Uschi Dämmrich von Luttitz vor Freude gleich mit ihrem Regenschirm winkt.

Nina Kunzendorf wird beste Schauspielerin

Nina Kunzendorf, die als beste Schauspielerin geehrt wird, weicht den vor ihr herumzuckenden Schirmspitzen gekonnt aus, ohne dabei das Kameralächeln zu vergessen. Regisseur Franz Xaver Bogner hingegen schlendert fast so gemütlich durch den Regen unter seinem Schirm wie Schauspieler Andreas Giebel, der völlig unbeeindruckt nur mit Hut und Mantel daherkommt. Und als Wolke Hegenbarth vorgefahren wird, hört es auch schon wieder auf.

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Und so muss Senta Berger nur an ein paar wenigen Pfützen vorbeistöckeln, ehe sie ihren Ehemann, den Regisseur Michael Verhoeven, und ihre spätere Laudatorin, die Medienministerin Ilse Aigner, mit ihrem einzigartigen Lächeln zügig ins Theater bugsiert. Berger kann ein Lächeln aufsetzen, das keinen Widerspruch duldet. Entspannt folgt Berger dann der Verleihung. Wie etwa Schauspieler Bjarne Mädel die Gewinner des Produzentenpreises mit Begriffen wie "rummsvoll", "verschissenes Projekt", "Vollpfosten" oder "Straßenstrich" belegt und Nina Kunzendorf den Preis als beste Schauspielerin mit einer durchdringenden Fröhlichkeit entgegennimmt, dass Senta Berger gleich noch stärker applaudiert.

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Zuletzt hat die Schauspielerin ja bereits am 13. Mai zu ihrem 75. Geburtstag schon viele Lobeshymnen in Form von Artikeln und Fernsehbeiträgen erhalten. Und sie geht mit solchen Zuneigungsbezeugungen seit jeher sehr zurückhaltend um. Berger zeigt sich zwar regelmäßig in München bei gesellschaftlichen Anlässen, erweckt dabei aber nie den Eindruck, dass es ihr darum gehe, gesehen zu werden. Eine Eigenschaft, die dem Publikum gefällt. Man hat immer das Gefühl, einer Frau zu begegnen, die eine Distanz zum grellen und irrationalen Teil des Filmgeschäfts aufrechterhalten hat.

Berger, in Wien geboren, besuchte dort die Schauspielschule und wurde bekannt, als sie 1961 mit 20 Jahren in "Es muss nicht immer Kaviar sein" mitspielte. Bald bekam sie einen Fünfjahresvertrag in den USA und drehte mit Kollegen wie Kirk Douglas, Alain Delon oder Frank Sinatra, wurde engagiert in Italien und dort bekannt als La Berger.

Aber schon Mitte der 1960er-Jahre gründete sie mit ihrem Mann eine Filmproduktionsfirma und drehte wieder in Deutschland. Ein Grund war, dass die Söhne Simon und Luca zur Welt kamen. Beide sind heute auch in der Filmbranche erfolgreich, mit Simon Verhoeven dreht Berger gerade in München den Kinofilm "Willkommen bei den Hartmanns". Berger ließ sich nicht vom gelobten Filmland Amerika blenden und gab dafür nicht alles auf, wie viele andere in diesem Geschäft.

Senta Berger erhielt Grimme-Preise, den Deutschen Filmpreis, den Bambi, spielte am Wiener Burgtheater, wurde mit dem kulturellen Ehrenpreis der Stadt München ausgezeichnet. Für ihre schauspielerischen Leistungen, aber auch für ihr Engagement. Berger liest seit Jahren, auch bei Benefizveranstaltungen.

In der Laudatio von Medienministerin Ilse Aigner heißt es, Senta Berger sei eine starke Frau, die weiß, was Haltung bedeutet. Sie hatte bislang immer die Haltung, dass ihr Beruf nur ein Teil des Lebens ist, neben sozialem Engagement und der Familie. Auch das macht diese Frau weit über München hinaus so beliebt.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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