Süddeutsche Zeitung

Bayerische Staatsoper:Zwischen zwei Polen

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Die Spielzeit 2023/24 stellt die Bayerische Staatsoper unter das Motto "Ein Brunnen, der in den Himmel schaut". Geboten werden acht Opern- und drei Ballettpremieren.

Von Klaus Kalchschmid

Auf der einen Seite globale Ängste und Krisen, auf der anderen Hoffnung, vielleicht Rettung: Die kommende Spielzeit an der Bayerischen Staatsoper soll sich "den zwei Polen, zwischen denen das Leben oszilliert, dem Himmel und der Hölle" zuwenden. Staatsintendant Serge Dorny stellte das Programm für 2023/24 am Samstag vor, das mit einem Zitat von Fernando Pessoa überschrieben ist: "Wir sind zwei Abgründe - ein Brunnen, der in den Himmel schaut." Acht Opern- und drei Ballettpremieren soll es geben, den Beginn macht Mozarts "Le nozze di Figaro".

Dazu lässt sich feststellen: Erst 2017 gab es die Premiere von "Figaro" in der Regie von Christof Loy, 2022 stand "Così fan tutte" am Spielzeitanfang, nun kommt erneut "Figaro", inszeniert von Evgeny Titov. Auch eine neue "Fledermaus" (Regie: Barrie Kosky) hat Ende Dezember Premiere, warum eigentlich keine andere Operette? " Giuditta" war doch 2021 ein schöner Anfang!

Eine neue "Tosca" steht auf dem Spielplan (Regie: Kornél Mundruczó, der den neuen "Lohengrin" zu verantworten hatte). Natürlich ist es toll, dass Asmik Grigorian und Lise Davidsen als Lisa in Tschaikowsky letzter Oper "Pique Dame" (Regie: Benedict Andrews) alternieren und für Christian Gerhaher als Golaud "Pelléas et Mélisande" (Regisseurin: Jetske Mijnssen) angesetzt wird. Doch hoffentlich landet Debussys wunderbare Oper nicht wieder nach wenigen Aufführungen in der Versenkung wie die beiden jüngsten Neuinszenierungen. Mit Mirga Gražinytė-Tyla steht eine Frau am Pult, genauso wie Joana Mallwitz beim 5. Akademiekonzert. Eine zweite Regisseurin gibt es mit der Ukrainerin Tamara Trunova, die mit dem Opernstudio "Lucrezia"(Respighi)/"Der Mond"(Orff) realisiert.

Es gibt auch zwei Opern des 20. Jahrhunderts

Spannend wird es mit zwei weiteren Opern des 20. Jahrhunderts: der Münchner Erstaufführung von Mieczysław Weinbergs "Die Passagierin" in einer mehrsprachigen Fassung (Regie: Tobias Kratzer). Am Pult steht Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski, der sich auch die "Fledermaus" gewünscht hat. Ligetis "Le Grand Macabre" (Warlikowski/Nagano) ist die erste Festspiel-Premiere, ebenfalls noch nie an der Staatsoper zu erleben. Leider findet das "Ja, Mai"-Festival nächstes Jahr nicht mehr statt, ob die bereits 2022/23 geplanten Hosokawa- und Haas-Opern (Currentzis/Castellucci!) je nachgeholt werden, steht also in den Sternen.

Freuen darf man sich auf etliche Sängerinnen und Sänger wie Elsa Dreisig, Sarah Aristidou, Sabine Deveilhe und Marlis Petersen. Konstantin Krimmel ist Figaro, Guilelmo, Papageno und Belcore; Pavol Breslik gibt sein Rollendebüt als Idomeneo und der phänomenale polnische Countertenor Jakub Józef Orliński ist bei einem Liederabend zu erleben. Fünfmal Verdi, je viermal Mozart, Wagner und Puccini sind im Repertoire vorgesehen. Auch der neue Ballett-Chef Laurent Hilaire setzt unter anderem Akzente mit dem Mozart-Abend "Le Parc" (Angelin Preljocaj) und dem dreiteiligen Programm mit Choreographien von Nacho Duato, Andrew Skeels und Sharon Eyal.

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