Das ist schön:Offen und verrückt

Die Bayerische Staatsoper will Impulsgeber sein für Kulturbauten der Zukunft

Von Jutta Czeguhn

"Outreach" heißt das Zauberwort. Kulturinstitutionen öffnen sich für neue Sichtweisen, gehen nach "draußen", vernetzen sich durch speziell entwickelte Angebote mit ihrem näheren oder weiteren sozialen Umfeld. Sie schicken Mitarbeiter los zu aufsuchender Kulturarbeit, locken Menschen in ihr Haus, bei denen bisher die Schwellenangst zu groß war oder das Interesse zu klein. Serge Dorny, Münchens neuer Opernintendant, ist bekanntlich ein leidenschaftlicher Outreacher. Ein Opernhaus sei kein Mausoleum, hat er mal gesagt, und er wolle schon gar nicht der Türsteher eines solchen sein. Seine vormalige Arbeitsstätte, die Opera de Lyon, hat er weit in die Stadtgesellschaft hineingeschoben, die Institution Oper damit für Menschen unterschiedlichster Herkunft zugänglicher gemacht und ihr Publikum signifikant verjüngt.

"Die Zukunft und die Relevanz der Oper wird nicht nur auf der Bühne verhandelt werden", ist Dorny überzeugt. Es gehe ganz konkret auch um die Räume, im Opernhaus und an anderen Orten in der Stadt, an denen Menschen in einen Dialog treten, an denen gesellschaftliche Debatten und ein gemeinsames Erleben möglich sein könne. Für Dorny stellt sich deshalb die Frage nach neuen Architekturen. Nicht unspannend in einer Stadt wie München, in der gerade ein paar neue Kulturbauten dafür gefeiert werden, dass sie diesem Anspruch schon recht nahekommen.

Die Bayerische Staatsoper sieht sich nun in der Rolle eines "Impulsgebers". Gemeinsam mit der Deutschen Oper am Rhein, der Komischen Oper Berlin, dem Opernhaus Zürich sowie dem Staatstheater Stuttgart beteiligt sie sich an einer digitalen Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Öffentliche Räume in Kulturbauten der Zukunft" (https://www.kulturbauten.net). Organisiert vom "AK Culture. Marketing, Sales, Service". Unter den "Expert:innen und Visionär:innen", von denen man sich bei den Podien Impulse erwartet, sind beispielsweise Benedikt von Peter, Intendant Theater Basel, ein Büro für museale und urbane Szenografie, Architekten, Baudirektoren, Wissenschaftler, Stadtentwickler, Soziologen.

Wie wird die Gesellschaft in die Planung von Kulturbauten sinnvoll einbezogen? Wer sind die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer? Was macht Kultur mit der Stadt? Spannende Fragen, die hoffentlich nicht in hermetischem Experten-Bubble-Sprech versanden. Zuschalten sollten sich die Münchner auf jeden Fall am 7. Dezember, (10 bis 12 Uhr), wenn es verheißungsvoll heißt: "Architektur - mutig und verrückt muss sie sein". Da diskutieren der Architekt Peter Haimerl, der in Blaibach im Bayrischen Wald ein erstaunliches Konzerthaus hingestellt hat und nun in Aubing ein altes Heizwerk zur "Kraftwerk-Philharmonie" machen möchte, und Christos Chantzaras von "Make Munich Weird". Das ist schön.

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