Süddeutsche Zeitung

Museen:"Die Menschen kommen zurück"

Generaldirektor Bernhard Maaz zieht eine vorläufige Corona-Bilanz. Und gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.

Von Evelyn Vogel

Die Welt der Kunst und der Museen teilt sich - wie so viele Bereiche der Gesellschaft - in ein vor- und ein nachpandemisches Zeitalter. Davor, das war die Zeit, in der Künstlerinnen und Künstler, Kuratorinnen und Sammler um den Globus jetteten, in der Kunstwerke für Blockbuster-Ausstellungen durch die Welt geschickt wurden, alles nach der Devise: immer schneller, immer mehr. Danach, das ist die Zeit, in der sich nach der Vollbremsung durch die Pandemie zwar alles langsam wieder in Bewegung setzt, aber nicht nur durch die Möglichkeiten der Digitalisierung vieles neu gedacht werden kann, sondern auch durch die aktuellen Krisen neu gedacht werden muss.

Ja, es gab vorher schon Überlegungen, ob der ganze überhitzte Kunstzirkus wirklich Sinn macht. Aber verstärkt wurde die neue Sichtweise vor allem durch zwei Dinge: die Energiekrise durch den russischen Angriffskrieg (wer hätte gedacht, dass man sich den Siebzigerjahren je wieder auf diese Weise so nahe fühlen würde?) und das gestiegene Umweltbewusstsein angesichts der Klimakrise (auch dank der Klimaaktivisten - allen kritischen Anmerkungen angesichts der Klebeaktionen in Museen zum Trotz).

Dass sich durch diese und einige andere Faktoren die Museumsarbeit verändert hat, darauf ging auch Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, auf der Jahrespressekonferenz ein. Der internationale Leihverkehr agiere zurückhaltender, man arbeite mehr aus dem Bestand heraus. Insgesamt sind fürs kommende Jahr weniger Ausstellungen angekündigt. Wo vorher teils bis zu drei große Sonderausstellungen mit vielen Leihgaben üblich waren, wird es vorerst eher eine geben. Die kann man aber nicht ewig strecken. Leihgaben bekommt man nur für eine bestimmte Zeit. Konservatorische Aspekte schränken gerade bei Papierarbeiten und Fotografie die Ausstellungszeit ein. Versicherungen sind enorm gestiegen, auch dies ein limitierender Faktor.

Aber Museen sind dann attraktiv, wenn sich immer etwas tut. Also müssen die Sammlungsbestände immer wieder unter neuen Aspekten präsentiert werden. Eine grundlegende Neuerung geht in der Alten Pinakothek damit einher: Nicht mehr die Epochen und Schulen bestimmen die Abfolge der Präsentation, sondern die inhaltlichen Zusammenhänge. "Alte Meister in Bewegung" heißt die Schau, die seit vergangenem Herbst rund 200 Gemälde in neuen Konstellationen zeigt. Freuen darf man sich auf die Ausstellung "Colore e Sentimento", die im kommenden Herbst neben 15 Meisterwerken aus der eigenen Sammlung rund 70 internationale Leihgaben zur Porträt- und Landschaftsmalerei aus dem Venedig der Renaissance präsentiert.

Derweil gibt es wenig Neues aus der Neuen Pinakothek, die seit Anfang 2019 wegen der anstehenden Generalsanierung geschlossen ist. Am 31. März ist die Deadline für die letzten noch dort verbliebenen Verwaltungsbereiche. Büros, Werkstätten und Doerner Institut ziehen dann größtenteils in nahe gelegene Ausweichquartiere. Aber eine Wiedereröffnung 2025 wie angekündigt, scheint in weite Ferne gerückt.

Positivere Nachrichten hatte Maaz bezüglich der Besucher zu verkünden: "Die Menschen kommen zurück", jubelte der Museumsmann. Zwar liege man noch weit unter den Zahlen von Corona, aber im Vergleich zu anderen Museen seien die Besucherzahlen in München "dank eines engagierten Publikums gut". Während man im Museum Brandhorst bei 47 Prozent des vorpandemischen Niveaus ist, schafft es die Pinakothek der Moderne auf 87 Prozent. Und noch eine gute Nachricht gibt es: Die Staatsgalerie in Aschaffenburg wird demnächst wiedereröffnet.

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