Festkonzert in der Musikhochschule:Die Vertreibung klingt nach

Die Bayerische Kammerphilharmonie spielt zum 125. Geburtstag von Paul Ben-Haim.

Von Klaus Kalchschmid, München

Exakt am 125. Geburtstag von Paul Ben-Haim, der als Paul Frankenburger an der Akademie der Tonkunst (heute Hochschule für Musik und Theater) in München studierte und bis zu seiner Emigration nach Palästina 1934 in München und Augsburg wirkte, findet wieder ein Festkonzert in der Musikhochschule statt.

Gemäß dem jüdischen Geburtstagswunsch "Bis 120!", so alt wurde Moses, spielte 2017 das Jewish Chamber Orchestra in der Arcisstraße, nun ist es die Bayerische Kammerphilharmonie mit den Werken für Streichorchester, das "vornehmste aller Instrumente" (Ben-Haim), die das Ensemble schon exzellent für eine CD aufgenommen hat. Alle Werke sind im Jahrzehnt nach 1945 entstanden, als sich die Welt Ben-Haims nicht zuletzt nach der Staatsgründung Israels 1948 wieder konsolidiert hatte, auch wenn die Erfahrung von Vertreibung und Exil nicht vergessen war.

Ausnehmend tonal und von barocken Formen geprägt, greift Ben-Haim immer wieder jüdische Melodik auf. Und so wirkten die beiden Stücke mit Solo-Stimme am schönsten und charakteristischsten: Einmal war da die zauberhafte Klarinette von Bettina Aust samt Harfe in der "Pastorale Variée" (1945) mit ihrem Wechsel von impressionistischen Farben, rhythmischer Prägnanz und feinen tänzerischen Elementen. Das andere Mal der kostbar timbrierte Sopran von Cathrin Lange (eingesprungen für Talia Or), den sie in den Vokalisen der "Three Songs Without Words" exquisit führte in einem "Tongemälde mit orientalischer Gestimmtheit" (Ben-Haim).

Die reinen Streicher-Stücke waren dagegen manchmal durchaus kompakt in Faktur und Klang, vom zarten Klagegesang des "Intermezzo lirico" im "Concerto for Strings" (1947) abgesehen sowie der Aria und dem Finale aus der "Music for Strings" (1956). Hier gab es wie nebenbei einen schönen Zwiegesang von erster Bratsche oder dem Solocello mit Konzertmeister Gabriel Adorján, der die Bayerische Kammerphilharmonie vom Pult aus auch leitete.

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