Bauvorhaben:Wohnen zwischen Park und Bach

Bauvorhaben: 1904 wurde die Maschinenbaufirma Behr gegründet. Jetzt will ihr Chef umziehen, denn eine Erweiterung am Standort ist nicht möglich.

1904 wurde die Maschinenbaufirma Behr gegründet. Jetzt will ihr Chef umziehen, denn eine Erweiterung am Standort ist nicht möglich.

(Foto: Robert Haas)

Die Maschinenbaufirma Behr will umziehen, auf dem frei werdenden Gelände könnten mehrere hohe Häuser errichtet werden. Allerdings muss erst noch Baurecht geschaffen werden

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Wohnen zwischen Behrpark und Hachinger Bach, mitten im Herzen von Berg am Laim, das soll in ein paar Jahren möglich werden: Franz Behr will seine Maschinenbaufabrik, die östlich der denkmalgeschützten Behr-Villa liegt, verlagern. Die in die Jahre gekommenen niedrigen Gebäude zu modernisieren, lohne sich langfristig nicht, zumal an dem Standort keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr für den Betrieb bestehen. Eilig habe er es nicht, versichert Franz Behr, doch der Prozess sei in Gang gesetzt.

Damit in dieser sensiblen Zone, zu der auch der kleine öffentliche Behrpark mit seinem Rosengarten und seinem Salettl gehört und womöglich auch der Bauplatz fürs Berg am Laimer Kulturbürgerhaus, höchste Qualität entsteht, soll ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb ausgelobt werden. Dass dies alles innerhalb des Städtebauförderungsprojekts Soziale Stadt geschehen soll, fand nun die Zustimmung des Berg am Laimer Bezirksausschusses. Auch das Planungsreferat sieht darin Vorteile: Die Stadt bekomme voraussichtlich Fördermittel für den wichtigen Wettbewerb, zu dem man den Eigentümer nicht zwingen könnte, sagt Sprecher Ingo Trömer. Am 25. Oktober soll der Planungsausschuss des Stadtrates diesem Vorgehen gemeinsam mit der Fortschreibung des Handlungskonzepts für die Soziale Stadt zustimmen.

20 Mitarbeiter hat die 1904 von Jakob Behr gegründete Firma, inzwischen geleitet von der dritten Generation. Die Firma hat sich auf Maschinenbau und das Zerspannen, Drehen und Fräsen großer Bauteile, auch für die Raumfahrt, spezialisiert. Ein Firmenumzug sei für ihn nur sinnvoll, wenn sich sein Sohn dafür entscheide, den Betrieb weiterzuführen, sagt Franz Behr. Davon ist wohl auszugehen, denn der Junior Sebastian studiert Maschinenbau. Dann müsse er erst einmal ein günstig gelegenes neues Firmengrundstück finden, gut 10 000 Quadratmeter in S-Bahn-Nähe, das sei nicht gerade einfach, wie erste Sondierungen ergeben hätten, sagt der Firmenchef weiter. Um auf der von der Kreillerstraße her erschlossenen, rund 7500 Quadratmeter großen Fläche Baurecht für Wohnungen zu ermöglichen, muss dann auch noch der uralte Bebauungsplan 59a, der hier zur Zeit des Wahns von der autogerechten Stadt noch eine Stadtautobahn, die "Tangente 5 Ost", vorgesehen hatte, geändert werden: Allein dieses Verfahren könne leicht vier, fünf Jahre dauern, schätzt Behr. "Da fließt noch viel Wasser die Isar hinunter", sagt er gelassen, "aber wir fangen jetzt mal an". Einen Antrag auf Vorbescheid hatte er bereits 2015 eingereicht, dieser war wegen des nicht vorhandenen Baurechts abgelehnt worden.

Nun wird neu gedacht, denn die Stadt braucht Wohnungen; auch ein Bolzplatz und soziale Infrastruktur sollen entstehen. Die im alten Bebauungsplan mögliche Geschossfläche von gut 6000 Quadratmetern solle nun als "Untergrenze" für die Neuplanung gelten. Weil in der Umgebung bis zu zehn Stockwerke hohe Wohnhäuser stehen, strebt auch Behr hoch hinaus: "Ich will Bergblick, habe ich der Stadt gesagt", erzählt er. Gleichzeitig ist dann natürlich wichtig, dass die Neubauten die denkmalgeschützte Villa, die die Familie noch selbst bewohnt, nicht erdrücken. Den Verkehr aus den neuen Wohnungen könnte die Kreillerstraße sicherlich aufnehmen.

Die Stadt findet die Chancen, die eine Umstrukturierung hier bietet, auch wegen des Hachinger Bachs interessant. Das Gewässer, das Berg am Laim in Rohren unterquert, soll bekanntermaßen seit vielen Jahren freigelegt werden. Im Bereich der Firma Behr war für den Bach jedoch bisher nur ein sehr schmaler Korridor frei, sodass er hier laut aktueller Planung nicht schön naturnah, sondern in engen Stützmauern verlaufen soll. Zieht die Firma aber um, kann die Freifläche der künftigen Wohnungen so platziert werden, dass sie am dann großzügig gestalteten Bachufer liegt. So könnte es auch sein Gutes haben, dass der Bach nach wie vor auf sich warten lässt.

Dass diese irgendwann frei werdende Fläche auch schön wäre fürs geplante Kulturbürgerhaus, erscheint unrealistisch, angesichts des zu erwartenden hohen Baurechts wäre sie fürs Kulturreferat wohl viel zu teuer, erklärt der Berg am Laimer Bezirksausschuss-Vorsitzende Robert Kulzer. Und auch die Villa wäre, würde sie nach dem Firmenumzug frei, nicht geeignet: "Sie ist nicht barrierefrei."

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