Baustellen in München:Stadt im Stau

München, Verkehr, Stau

Keine freie Fahrt: An vielen Stellen in der Stadt wird gebaut - wie hier in der Müller- beziehungsweise Fraunhoferstraße an den Tramgleisen. 

(Foto: Stephan Rumpf)

Marienplatz, Müllerstraße, Sendlinger Tor: An vielen Stellen in München wird momentan gebuddelt und gebaut. Das macht Fußgängern, Radlern und Autofahrern das Fortkommen schwer. Teilweise herrschen chaotische Verhältnisse.

Von Marco Völklein

Es rattert, rumpelt und röhrt überall in der Stadt. Wer derzeit unterwegs ist, trifft auf zahlreiche Baustellen. Am Marienplatz, im Tal, in der Müllerstraße, am Sendlinger Tor - das sind nur die größten Baustellen in der Innenstadt. Überall wird gebuddelt und gebaut, auch in den Außenbereichen wie etwa am Wintrichring in Nymphenburg, im Zentrum von Pasing oder auf der Donnersbergerbrücke. Autofahrer sind genervt, auch Geschäftsleute, Trambahnnutzer und Bus-Fahrgäste leiden unter den Baustellen. Und manch einer ist schlicht verärgert, weil aus seiner Sicht nicht alles wirklich rund läuft.

So ist zum Beispiel am Marienplatz seit einigen Tagen die Durchfahrt für Radfahrer in Nord-Süd-Richtung und umgekehrt gesperrt. Grund ist eine Baustelle der Stadtwerke, die am Zwischengeschoss unter dem Marienplatz die undichten Betonfugen sanieren, um zu verhindern, dass künftig noch mehr Salzwasser (vom Winterdienst) eindringt und das Betonbauwerk beschädigt. Radler sollen, so haben es sich die Planer ausgedacht, unter anderem über Sparkassenstraße und Hofgraben ausweichen und so den Engpass umkurven.

Doch auf diese Ausweichmöglichkeit werde kaum hingewiesen, kritisiert Wolfgang Fischer vom Verein City Partner, in dem sich Händler, Wirte und Hoteliers in der Innenstadt zusammengeschlossen haben. Entsprechende Schilder, die groß auf die Sperrung hinweisen, fehlten. Ein "neues Radler-Chaos", sagt Fischer, sei mit der Sperrung entstanden, die aller Voraussicht nach noch bis Ende Juni andauern wird. Da der Durchgang für Fußgänger weiter frei ist, würden sich viele Radler durch die Engstelle quetschen - und zwar ohne abzusteigen. Diese könne man nur mit häufigeren Kontrollen durch die Polizei stoppen.

Eine "Zumutung" sei auch das, was die Stadtwerke derzeit am Sendlinger-Tor-Platz veranstalten, schimpft Willy Lindner, Seniorchef von Juwelier Friedrich in der Sendlinger Straße. Dort erneuert das Unternehmen noch bis Mitte Mai den Fahrbahnbelag direkt neben den Tramgleisen, parallel zu den derzeit laufenden Sanierungsarbeiten an der Tramweiche in der Müller- beziehungsweise Fraunhoferstraße.

Damit die Bauarbeiter am Sendlinger Tor genügend Platz haben, steht Autofahrern, die vom Oberanger kommen, nur eine Fahrspur zur Verfügung. Auch das Abbiegen von der Lindwurm- in die Sonnenstraße und umgekehrt wird erschwert - weil jeweils nur eine Spur frei ist. "Rückstaus in alle Richtungen", hat Lindner ausgemacht. Und ärgert sich, dass die Stadtwerke nicht nachts oder am Wochenende arbeiten, "um die Bauzeit zu verkürzen".

Die Stadtwerke allerdings erklären, sie würden auf der wichtigen Kreuzung ohnehin schon "sehr kleinteilig" arbeiten, um dem Autoverkehr nicht zu viel Platz abknapsen zu müssen. Dafür nehme man auch "diverse Bauphasen und Umorganisationen der Baulogistik" in Kauf. Zudem versuche man "soweit wie möglich ohne Nacht- und Wochenendarbeiten auszukommen", weil insbesondere bei innerstädtischen Baustellen Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen sei. Zudem seien Nachtarbeiten auch eine Kostenfrage.

"Gruselige Zeit"

Zahlreiche rot-weiße Baustellenabsperrungen umkurven müssen Radler, Fußgänger, Autofahrer und Taxis derzeit auch im Tal. Dort verlegen die Stadtwerke gerade eine neue Fernkälteleitung; bevor dann das Baureferat anrückt und bis Jahresende das Tal komplett umgestaltet. Vor allem breitere Gehwege und einige Bäume sollen die Straße, die bislang eher im Schatten von Neuhauser, Kaufinger und Sendlinger Straße stand, aufwerten.

Die Händler jedenfalls sehen es positiv, sagt City-Partner-Geschäftsführer Fischer, auch wenn die Großbaustelle derzeit eine Belastung ist. Radler stören sich insbesondere daran, dass sie von Osten kommend nicht mehr ins Tal fahren können; dort gilt noch bis Dezember eine Einbahnstraßenregelung in Richtung Osten. Radler werden am Isartor auf den meist mit Autos vollgestellten Altstadtring abgeleitet. Alles andere als eine optimale Lösung, so sehen viele Radler das. Am Ende aber, hofft Fischer, wird das Tal "nach dieser gruseligen Zeit" zu einem attraktiven Boulevard werden.

Deutliche Verbesserungen für den Verkehrsfluss erhofft sich die Stadt auch von der 2,6 Millionen Euro teuren Umgestaltung der Kreuzung Allacher Straße/Wintrichring. Bis es aber so weit ist, quälen sich die Autofahrer durch einen dichten Stau. Selbst die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) warnte zuletzt vor "größeren Verspätungen" von bis zu 30 Minuten auf den zahlreichen Buslinien, die die Kreuzung queren müssen. Die Busse stehen ja mit den Autos im selben Stau. Auch SZ-Leser Wilhelm Nagel ärgert sich täglich über den Stau und eine provisorische Ampelanlage, die zwar den Fußgängern und Radlern hilft, die Baustelle relativ gefahrlos zu queren. Die aber aus seiner Sicht so unsinnig geschaltet ist, dass sie regelmäßig Rückstaus verursache. Die Planer hätten das verbockt, sagt er: "Wenn ich das in einen Kindergarten gegeben hätte, wäre eine bessere Lösung rausgekommen."

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