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Baustelle in der Fußgängerzone:Teures Pflaster

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Baustellen-Blues in der Innenstadt: Für 4,5 Millionen Euro wird derzeit der Bodenbelag in der Fußgängerzone ausgetauscht. Bis Ende des Jahres wandert die "flexible Baustelle" vom Stachus zum Marienplatz. Ruhe kehrt aber auch danach nicht ein.

Von Alfred Dürr

Kaum räumt ein Kran das Feld, wird in der Nachbarschaft schon wieder der nächste aufgebaut: Die rege Bautätigkeit im Umfeld der Fußgängerzone bestimmt den Alltag in der Innenstadt. Doch nun ist die zentrale Einkaufs- und Flaniermeile zwischen dem Karlstor am Stachus und dem Rathaus am Marienplatz selbst zur Großbaustelle geworden. Neu wird nämlich der Bodenbelag. Ramponierte Kunststein-Platten lässt das Baureferat austauschen. Vor allem aber werden jetzt die vorhandenen Abschnitte mit ihren Kleinstein-Pflasterungen durch graue Naturstein-Platten ersetzt.

Die Arbeiten haben vor wenigen Tagen begonnen und sollen bis Ende des Jahres dauern. Es geht dabei nicht nur um optische Veränderungen. Die Fußgängerzone soll eine weitgehend gleichmäßige und erschütterungsarme Oberfläche bekommen, die für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit wesentlich sicherer und angenehmer sein soll.

Erhalten bleiben jedoch die altbekannten Entwässerungsrinnen in der Mitte der Zone. Blinde und Sehbehinderte können somit ihren Weg ertasten und sich orientieren. Vor einem Jahr hatte der Stadtrat das Konzept zur "verbesserten Barrierefreiheit" in der Fußgängerzone beschlossen.

Als die Pläne für das autofreie Gebiet in der Altstadt Anfang der Siebzigerjahre in die Tat umgesetzt wurde, strebte man keinen monotonen Plattensee als Bodenbelag an. Um eine optische Auflockerung zu erzielen, unterteilte man die Flächen mit schmalen Streifen aus kleinen Pflastersteinen. Diese sogenannten Bänderungen ziehen sich bis an die Schaufensterfronten und sie laufen unter den im Freien stehenden Tischen und Stühlen der Gaststätten entlang. Entsprechend groß sei nun der Baustellen-Blues der Geschäftsleute, wie Wolfgang Fischer, der Sprecher der Innenstadt-Unternehmer, feststellt. Allerdings gebe sich die Stadt Mühe, zügig und ohne größere Beeinträchtigungen zu arbeiten.

Man habe ein System aus flexiblen Wanderbaustellen entwickelt, heißt es im Baureferat. Jeweils eine Woche sollen innerhalb von drei großen Abschnitten zwischen dem Karlstor und dem Marienplatz insgesamt über 100 kleinräumige Baufelder bearbeitet werden, die dann jeweils eine weitere Woche zum Aushärten gesperrt bleiben. Nach wie vor sollen die Passanten relativ ungestört vorankommen, und auch die Lieferanten und Rettungsdienste müssen ihre Ziele problemlos erreichen. Zugänge zu Geschäften, Gaststätten, Büros und Sehenswürdigkeiten dürften nicht verstellt werden. Die Bauarbeiten konzentrierten sich zunächst auf die Außenflächen der Gastronomie, so das Baureferat, damit die Gäste dort so schnell wie möglich wieder Platz nehmen könnten.

Die Beläge der Fußgängerzone in der Neuhauser, Kaufinger- und Weinstraße sind zuletzt zwischen 1995 und 1997 erneuert worden. Die Belastungen sind enorm, denen die Platten durch die Fußgängerströme oder durch den Lieferverkehr ausgesetzt sind. Besonders an den Einmündungen der angrenzenden Straßen und auf den Hauptrouten der Lieferwägen zeigten sich deutliche Schäden. Platten seien locker oder gebrochen.

Noch bis Mitte nächsten Jahres dauern die Sanierungsarbeiten für das Sperrengeschoss am S- und U-Bahnhof Marienplatz. Teilweise musste auch von oben aufgegraben werden. Durch diese Arbeiten und durch den Baustellenverkehr sind mittlerweile zahlreiche große Natursteinplatten lose oder gebrochen. Je nach Baufortschritt der Stadtwerke am Marienplatz kann nach Auskunft des Baureferats in diesem Jahr auch damit begonnen werden, den Natursteinbelag dort Schritt für Schritt zu erneuern. Insgesamt kostet die Sanierung der Fußgängerzone 4,5 Millionen Euro.

Und dann ist endlich Ruhe an dieser Baustellenfront? Keineswegs. Aller Voraussicht von 2016 an muss wohl im Umfeld des Frauendoms der Plattenbelag ausgetauscht werden. "Eine grundhafte Erneuerung" sei dringend geboten, sagt das Baureferat. Und schließlich bleibt auch die Sendlinger Straße ein wichtiges Thema. Hier wurde gerade zwischen Färbergraben und Hackenstraße die Fußgängerzone erweitert, und viele fordern, dass bald die gesamte Straße autofrei werden soll.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2014
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