Bauprojekt:So soll das neue Volkstheater im Viehhof aussehen

Lesezeit: 2 Min.

  • Eine Planungsbürogemeinschaft um die Firma Georg Reisch aus Bad Saulgau soll das neue Volkstheater im Viehhof bauen.
  • Der Komplettpreis des Siegerentwurfs liegt bei knapp 131 Millionen Euro - das Risiko einer Verteuerung trägt der Bauunternehmer als Generalübernehmer.

Von Michael Zirnstein

Ein mittelständisches Bauunternehmen aus Schwaben soll der Stadt München ein neues Volkstheater schlüsselfertig in den Viehhof stellen. Die städtische Jury hat sich für den Entwurf der Planungsbürogemeinschaft um die Firma Georg Reisch aus Bad Saulgau entschieden. Vor allem bei der "architektonischen und städtebaulichen Qualität" und bei der "technischen und funktionalen Qualität" vergab die Jury übereinstimmend die volle Punktzahl.

Beim Komplettpreis lag der Siegerentwurf mit knapp 131 Millionen Euro um 3,7 Prozent über dem günstigsten Anbieter an zweiter Stelle. Das Risiko einer Verteuerung trägt nicht die Stadt als Bauherrin, sondern der Bauunternehmer als Generalübernehmer.

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Der Entscheidung der Jury sind zweitägige Beratungen und heftige Debatten vorausgegangen. Eine Reihe von Fragen sind allerdings noch offen.

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Obwohl, wie CSU-Stadtrat Richard Quaas sagt, in den kommenden Jahren "quasi ein Neubauviertel" auf dem alten Viehhof entsteht, füge sich das neue Volkstheater harmonisch ins Viertel ein. So greift die Fassade des Gewinners mit ihren Sichtziegeln die Backsteinarchitektur der Umgebung auf. Der besonders gelobte Eingangstorbogen am Zenettiplatz schließt nahtlos an den bestehenden Kopfbau und dessen Traufgesims an. Entlang der Tumblingerstraße ist der große Theaterbau etwas zurückgesetzt und versteckt sich so hinter einem vorgestellten, niedrigeren Gebäudeteil - das wirkt sich laut Jury äußerst positiv für den Straßenzug aus.

Auf insgesamt fast 18 000 Quadratmetern enthält der Siegerentwurf alles, was sich Intendant Christian Stückl und seine Mannschaft für ihr Volkstheater wünschen: Ein Baukörper trennt den Innenhof in einen Eingangsbereich und einen Biergarten. Der Besucher wird in einem Foyer mit einer großen geschwungenen Treppe im Zentrum empfangen. Von da gelangt er zum großen Saal mit wie bisher 600 Sitzplätzen und einer auf 430 Quadratmeter vergrößerten Bühne, die endlich über einen Turm mit Schnürboden verfügt.

Eine zweite Spielstätte als Werkraumbühne soll flexibel genutzt werden und 200 Zuschauern Platz bieten. Ein weiterer Multifunktionsraum mit 100 Plätzen soll für den Theaternachwuchs, Stückeinführungen und Lesungen genutzt werden. Die Werkstätten bekommen mehr Platz. Weil auch die Probenbühne auf dem Viehhof unterkommt, müssen Schauspieler und Regisseure nicht mehr durch die Stadt zum Nordbad pendeln, wo bisher eine Halle für jährlich 130 000 Euro angemietet ist.

Die Gastronomie kann - wie gewünscht - unabhängig vom Theater betrieben werden. So soll der Komplex wie vorgesehen zu einem "Ort des alltäglichen Kulturlebens ohne Schwellenängste" werden.

Die Stadträte unter den Jury-Mitgliedern zeigen sich beeindruckt. Florian Roth von den Grünen gefällt "dieser Entwurf wegen seiner Kombination aus einer prägnanten Gestalt und seiner internen Funktionalität, und am Ende war das beste Modell bei weitem nicht das teuerste". Burkhard Lischka (SPD) lobt, dass das Theater "gut ins Viertel" passe und die Kostenobergrenze einhalte. Ein bisschen was dürfe sich die Stadt ihren ersten Theaterneubau seit Langem schon kosten lassen.

Am Mittwoch muss noch der Stadtrat dem Siegerentwurf zustimmen, dann soll im Dezember der Vertrag geschlossen werden. Im Januar wird das Gelände geräumt, im Juni sollen die Bagger anrollen. Falls es keine Störungen gibt, soll der Bau im März 2021 fertig sein und zwei Monate später übergeben werden. Bereits Ende 2020 läuft der Mietvertrag des Volkstheaters an der Brienner Straße mit dem Bayerischen Fußballverband aus, bis zum Neubezug müsste über eine Verlängerung verhandelt werden.

Das Planungsbüro Reisch hat bereits Schulen, Hotels, Büros, Krankenhäuser und das Ravensburger Museumsareal entwickelt und gebaut. Die Projektpartner wie die Architekten Lederer Ragnarsdottier Oei aus Stuttgart haben an der Grundsanierung des Hessischen Staatstheaters mitgewirkt, die Ingenieursgesellschaft für Theater- und Veranstaltungstechnik am Umbau der Deutschen Staatsoper in Berlin.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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