Süddeutsche Zeitung

Bauprojekt:Der Tierpark bekommt ein neues Parkhaus

  • Am Tierpark Hellabrunn soll ein neues Parkhaus gebaut werden - der Aufsichtsrat hat das Geld dafür freigegeben.
  • SPD-Bürgermeisterin Christine Strobl hat sich mit ihrem Votum gegen einen Beschluss ihrer Partei gestellt. Sie ist auch die Vorsitzende des Zoo-Aufsichtsrates.
  • Die CSU hält den Bau für dringend notwendig, in der SPD wird weiter gestritten.

Von Heiner Effern

Der Tierpark kann sein neues Parkhaus an der Siebenbrunner Straße planen. Der Aufsichtsrat habe in seiner jüngsten Sitzung die Mittel dafür freigegeben, sagt Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), die dem Gremium vorsitzt. Auch an besucherstarken Tagen müssten Familien, die aus ganz Oberbayern anreisten, mit dem Auto zum Zoo fahren können. "Denen kann man nicht zumuten, mit ihren Kindern und dem ganzen Gepäck im öffentlichen Nahverkehr noch zweimal umsteigen zu müssen", sagt Strobl. Dass die SPD-Bürgermeisterin damit einen Beschluss ihrer eigenen Partei übergeht, nimmt sie in Kauf. "Da muss man durch, ich bin für das Wohl des Tierparks verantwortlich."

Ihre Parteifreunde aus dem Münchner Süden beruhigt das nicht, für sie löst Strobl mit ihrer Entscheidung einen massiven internen Zwist aus. "Ich bin total empört darüber, dass das Parkhaus hinter unserem Rücken vorangetrieben wird", klagt etwa der Landtagsabgeordnete und Münchner Parteivize Florian von Brunn. In seinem Stimmkreis liegt der Zoo, der Umweltpolitiker hat sich stets gegen ein neues Parkhaus ausgesprochen. Obwohl man versprochen habe, dass die Pläne vorerst ruhten, werde nun ein solcher Beschluss im Aufsichtsrat gefasst. "Das Vertrauen ist erst mal weg, ich fühle mich hintergangen."

Der Konflikt entzweit die SPD schon länger. Der Münchner Bezirksparteitag lehnte das Projekt im Juli 2015 ab, obwohl sich ihre eigene Bürgermeisterin dafür ausspricht. Zu teuer für die wenigen Tage im Jahr, an denen die jetzigen Parkplätze überfüllt seien, hieß es in der Begründung. Außerdem seien die Folgen für die Umwelt bedenklich, an der Siebenbrunner Straße beträfe die Planung zumindest teilweise ein zu schützendes FFH-Gebiet. Aber auch darüber hinaus hält Parteivize von Brunn den Beschluss des Aufsichtsrats für ein völlig falsches Signal: "Wir können nicht dauernd über Luftreinhaltung reden und dann mitten in den Isarauen das Parkplatzangebot erweitern, das ist widersinnig."

SPD-Fraktionschef Alexander Reissl zeigt sich überrascht, dass die Entscheidung im Aufsichtsrat schon gefallen ist. "Wir haben in der Fraktion schon länger nicht mehr darüber gesprochen." Dennoch springt er der Bürgermeisterin bei. Er persönlich glaube nicht, dass man den Menschen von außerhalb vorschreiben könne, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen, sagt Reissl. "Wir brauchen deshalb ein vernünftiges Angebot an Parkplätzen."

Zoo-Chef Rasem Baban liegen mehrere Gutachten vor, aus denen er ebenfalls einen eindeutigen Bedarf für das Parkhaus ableitet. Die bisher in der Öffentlichkeit bekannten Pläne sehen knapp 1200 Stellplätze vor, das wären etwa 300 mehr als derzeit. "Wir können jetzt in die Details der Planung einsteigen", sagt ein Zoo-Sprecher. Nach wie vor gelte, dass der Tierpark möglichst auf nachhaltige Baustoffe setzen wolle. Ob die Wunschlösung umzusetzen sei, wisse man noch nicht.

Öko-Parkhaus oder Betonklotz?

Baban hatte diese zuletzt so beschrieben: "vollständig recycelbar, mit einem Gründach und darin einem Biotop, begrünter Fassade, Ladestationen für Elektrofahrzeuge und so weiter". Das würde aber geschätzt zwölf Millionen Euro kosten. Bürgermeisterin Strobl deutet bereits an, dass so viel Geld nicht zur Verfügung steht. Offen bleibt auch, ob das Parkhaus wie geplant an einen privaten Betreiber vergeben wird. "Wir wissen noch nicht, auf welchen Nenner wir da kommen", sagt der Zoo-Sprecher.

Im Aufsichtsrat und im Stadtrat sind die Parkhausbefürworter in der Mehrheit. "Wir halten es für dringendst nötig", sagt der designierte CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl. Er sei erst kürzlich an einem schönen Sonntag im Tierpark-Viertel unterwegs gewesen, "die Zustände dort sind den Anwohnern nicht zumutbar". Die Gegend sei zugeparkt, Autos stünden Schlange an den Parkplätzen, wenn sie nicht irgendwo am Grünstreifen abgestellt würden.

Nur die Grünen haben sich von Anfang an gegen das Parkhaus positioniert: "Es wird die Verkehrsprobleme dort nicht lösen, aber ökologische schaffen", sagt Fraktionsvize und Aufsichtsrätin Katrin Habenschaden. Der SPD-Abgeordnete von Brunn kritisiert zudem, dass aus Kostengründen nun "ein reiner Betonklotz" gebaut werde. Er kündigt seiner Parteifreundin Strobl den offenen Kampf an: "Das nehme ich nicht hin, ich werde auf die Barrikaden gehen."

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SZ vom 20.12.2016/vewo
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