Baumärkte in München:Von Obi zu Hagebau

Obi Unterföhring

Aus orange wird bald grün: Acht Märkte in München und dem Umland werden umfirmieren.

(Foto: Florian Peljak)

"Wir werden ab Oktober eben keine Obi-, sondern Hagebau-Jacken tragen": Weil sich Münchner Franchise-Nehmer dem Diktat der Unternehmensleitung nicht beugen wollen, verliert der Branchenführer Obi acht seiner 18 Baumärkte im Großraum München. Die Betreiber wechseln einfach zur Konkurrenz.

Von Ralf Scharnitzky

Die Karten im lukrativen Geschäft mit Heimwerker- und Gartenzubehör, Tiernahrung sowie Baustoffen werden im Großraum München neu gemischt: Die Baumarktkette Obi verliert an einem ihrer wichtigsten Standorte in Deutschland massiv an Boden.

Acht der 18 von ihr belieferten Märkte in der Stadt und angrenzenden Landkreisen werden im Herbst zum Konkurrenzunternehmen Hagebau wechseln. Für Obi, das zur Tengelmann-Gruppe gehört, ist das ein herber Verlust. Die 615 Arbeitsplätze in den Märkten sollen erhalten bleiben.

Hinter dem gravierenden Umbau in der Baumarkt-Branche steckt die Heimwerkermarkt Verwaltungs GmbH (HEV). Das Münchner Familienunternehmen, das zu 100 Prozent vier Gesellschafterfamilien gehört, ist größter deutscher Franchise-Nehmer des Marktführers, der in Wermelskirchen sitzt.

Die 1985 gegründete HEV betreibt 16 der 18 Obi-Märkte in der Region. Für acht von ihnen sind die Verträge im vergangenen Jahr ausgelaufen. "Ein von Obi angebotener Folgevertrag war an Bedingungen geknüpft, die für die unter der Verwaltung der familiengeführten HEV organisierten Märkte weitere umfassende Einschränkungen bedeutet hätten", heißt es in einer Erklärung der Betreiberfirma.

Die Münchner wollten sich dem Diktat der Nummer eins nicht unterwerfen - und verweigerten die Unterschrift. "Dieser Schritt ist uns nicht leicht gefallen, da wir auf eine über 30-jährige Zusammenarbeit zurückblicken", sagt Burkhard von Fritsch, Mitglied der HEV-Geschäftsführung. Weitere Geschäftsführer der drei anderen Besitzerfamilien sind: Eckhart Brandhoff, Rainer Schürmann und Christian Hajek.

Anders als bei Obi können die zu Hagebau wechselnden Märkte bei der in Soltau sitzenden Händlerkooperation mitreden. Als Gesellschafter sind sie an zentralen Entscheidungen beteiligt und verfügen über einen größeren unternehmerischen Gestaltungsspielraum zum Beispiel bei der Auswahl von Lieferanten, der angebotenen Produkte und Dienstleistungen. Fritsch: "Mit dem Wechsel eröffnet sich für die betroffenen Unternehmen zudem die Chance, den bisher im Großraum München erst wenig bekannten Baumarkt-Verbund mit zu prägen."

"Alles ist im Fluss"

Ab 1. Oktober werden nicht mehr von Obi, sondern von Hagebau beliefert: die Märkte in Erding, Haar, Martinsried, Unterföhring, Unterhaching und die Münchner Märkte an der Meglingerstraße, der Westendstraße und der Lerchenauer Straße. Die Mitarbeiter wurden über die Umstrukturierung informiert - und sie dürfen alle bleiben: "Wir werden ab Oktober eben keine Obi-, sondern Hagebau-Jacken tragen", sagt ein Marktleiter.

Heftige Reaktion von Franchise-Nehmern nichts Neues

Nach Angaben der HEV wird derzeit an der Logistik für die Umstellung gearbeitet: "Das wird eine große Herausforderung", heißt es aus dem Unternehmen, das 2011 mit rund 1200 Mitarbeitern einen Umsatz von 210 Millionen Euro in den 16 Märkten machte. Die acht Märkte sollen nur für wenige Tage geschlossen werden.

Noch nicht geklärt ist, ob die Regale komplett geleert und neu gefüllt werden müssen, oder ob Artikel, die sowohl Obi wie auch Hagebau anbietet, übernommen werden können; das Sortiment wird mehr oder minder beibehalten. Auch die Außen- und Innengestaltung mit den neuen Logos muss vorbereitet werden. Ein Sprecher umschreibt das am Mittwoch so: "Alles ist im Fluss."

Für Obi ist die heftige Reaktion von Franchise-Nehmern auf neue Vertragsangebote nichts Neues: Nicht nur in Großstädten wie Hamburg, sondern auch in Kleinstädten gehen ihnen immer wieder Betreiber von der Fahne. Erst vor einiger Zeit waren die Märkte in Miesbach und Weilheim, die Einzelunternehmern gehören, ebenfalls zu Hagebau gewechselt.

Aus der Obi-Zentrale heißt es auf SZ-Anfrage, es sei immer schade, wenn man einen Markt verliert oder schließen muss. "Dementsprechend tut es uns auch leid, dass wir acht Märkte verlieren werden." Man werde den Verlust aber kompensieren; unter anderem werde in Daglfing im Herbst ein neuer Obi eröffnet und das Gartencenter in Martinsried in einen Baumarkt mit Gartencenter umgewandelt.

Marktführer Obi ist in 13 europäischen Ländern mit mehr als 580 Betrieben vertreten, davon mehr als 340 Märkte in Deutschland. 2012 hat die Kette einen leicht gestiegenen Umsatz von 6,9 Milliarden Euro erzielt. Der Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co. KG (Hagebau) gehörten per 31. Dezember 307 Gesellschafter mit 1435 Betriebsstätten an.

Die Kooperation aus Baustoff-, Holz- und Fliesenfachhändlern sowie Baumarktbetreibern in Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz verzeichnete nach vorläufigen Berechnungen einen Umsatz von 5,59 Milliarden Euro - ein Plus von knapp 13 Prozent.

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