Bauma 2025Was die größte Messe der Welt mit München macht

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Mehr als eine halbe Million Besucher aus 200 Ländern werden in diesem Jahr zur Bauma in München erwartet.
Mehr als eine halbe Million Besucher aus 200 Ländern werden in diesem Jahr zur Bauma in München erwartet. (Foto: Claus Schunk)

Die Bauma mit ihren 3500 Ausstellern und vermutlich bis zu 550 000 Besuchern ist ein zentraler Wirtschaftsmotor für die Stadt. Sie treibt die Preise in manchen Bereichen höher als das Oktoberfest. Dafür herrscht aber auch eine Woche lang Ausnahmezustand.

Von Patrik Stäbler

Alle drei Jahre wächst München für eine Woche um die Bevölkerung der Stadt Nürnberg an. Diesen Vergleich zieht Stefan Rummel, der Geschäftsführer der Messe München, wenn er über die Bauma spricht – die größte Messe der Welt. Seit Montag präsentieren 3500 Aussteller ihre Baumaschinen, Fahrzeuge und Geräte auf einer Fläche von 614 000 Quadratmetern, also 86 Fußballfelder oder eineinhalbmal die Theresienwiese.

Nach einer pandemiegeprägten Bauma 2022, die knapp eine halbe Million Gäste anzog, rechnet die Messe diesmal mit mehr als 550 000 Besucherinnen und Besuchern aus 200 Ländern. Oder anders ausgedrückt: Die Großveranstaltung lockt doppelt so viele Menschen an wie der TSV 1860 München bei allen seinen 19 Heimspielen in der vergangenen Saison.

Dieser Andrang ist auch in einer Millionenstadt allenthalben zu spüren – im Guten wie im Schlechten. Während in Hotels, Taxis und Bordellen die Kassen zur Bauma klingeln dürften, wird die U2 zur Messestadt bisweilen an die notorisch überfüllte Tokioter U-Bahn erinnern. Und wer als Autofahrer den Fehler begeht, im Umfeld der Messe zu deren An- und Abreisezeiten auf die A94, A99 oder den Mittleren Ring einzubiegen, der wird dafür meist mit Stau und Stop-and-Go bestraft. Doch wo herrscht diese Woche in München sonst noch der Ausnahmezustand?

Anreise mit dem Auto

Während der Bauma gibt es auf dem Messegelände eine eigene Feuerwache, eine eigene Sanitätsstation, einen eigenen Lufthansa-Schalter – und: eine eigene Verkehrsleitzentrale. Wobei schon weit davor sämtliche Baustellen in der Umgebung auf die Veranstaltung abgestimmt würden, sagt Messe-Geschäftsführer Stefan Rummel. Doch all das kann nicht verhindern, dass Autofahren im Umfeld der Messe oftmals zum Geduldsspiel wird.

So rechnet die Polizei damit, dass die Bauma-Besucher mit 126 000 Fahrzeugen anreisen werden. Dadurch drohten „erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen“ – inklusive Rückstaus bis auf die A94 und A99. Auch die Parkplätze rund um die Messe werden „voraussichtlich vollständig ausgelastet sein“, so die Polizei. Sie rät Besucherinnen und Besuchern, die mit dem Auto kommen, den interaktiven Parkflächenplan der Messe zu nutzen, um einen freien Stellplatz zu finden.

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Öffentliche Anfahrt

Während der Bauma fahren die U-Bahnen zwischen der Innenstadt und der Messe im Fünf-Minuten-Takt; in der Hauptverkehrszeit kommt sogar alle drei Minuten ein Zug. Und dennoch rechnet die Münchner Verkehrsgesellschaft aufgrund von mehreren Hunderttausend zusätzlichen Fahrgästen mit „größeren Kapazitätsengpässen“, wie es in einer Mitteilung der MVG heißt. Übervolle Züge werden demnach vor allem zur Anreise ab 7 Uhr und insbesondere auf der Linie U2 erwartet. „Bei drohender Überlastung ist dann – wie auch bei anderen Großveranstaltungen – eine kurzzeitige Sperrung einzelner Bahnhöfe nicht auszuschließen“, so die MVG. Sie rät allen Bauma-Gästen, wenn möglich, erst von 9.30 Uhr an zur Messe zu fahren.

Zudem wird auf alternative Anreisen verwiesen – etwa den Bus 190 oder die S2 nach Riem, von wo es nur ein kurzer Fußmarsch zum Messegelände ist. Derweil setzt die MVG eigenen Angaben zufolge während der Bauma täglich mehr als 80 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein – etwa als Aufsichts-, Sicherheits- und Servicepersonal. Mit Blick auf die vielen internationalen Gäste wird es Durchsagen in Deutsch und Englisch geben, und auch auf den elektronischen Anzeigen sollen die Tickertexte zweisprachig über den Bildschirm laufen.

Anreise mit einem Taxi

Münchens gut 3000 Taxifahrerinnen und Taxifahrer haben die kommende Woche rot im Kalender angestrichen. Schließlich sei die Bauma für viele der wichtigste Umsatzbringer in diesem Jahr – sogar noch vor dem Oktoberfest, sagt Thomas Kroker, Vorsitzender der Münchner Taxigenossenschaft. Denn während die Nachfrage zur Wiesn nur punktuell groß sei, nämlich mittags und abends zur Öffnung und nach Schließung der Festzelte, liefere die Bauma rund um die Uhr Fahrgäste. „Das geht von morgens um fünf bis in die Nacht“, sagt Kroker. „Die Stadt ist auch ganz anders gefüllt, weil so viele Menschen hier sind.“

Insofern lechze die Branche „seit drei Monaten auf diese Woche hin“, sagt der Taxifahrer. Zumal das erste Quartal wegen der schwierigen Wirtschaftslage sowie „unlauterer Konkurrenz“ durch Fahrdienste wie Uber das schlechteste seit Jahrzehnten gewesen sei. „Deshalb wird die Bauma auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein“, glaubt Thomas Kroker.

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Teure Zimmerpreise in Hotels

Für Münchens Hoteliers fällt Weihnachten heuer in den April. Denn wenn die Bauma Hunderttausende Menschen in die Stadt lockt, bleibt kaum ein Zimmer leer – trotz saftiger Preise. Ein Beispiel: Ein Drei-Sterne-Hotel in Berg am Laim verlangte diese Woche von Dienstag auf Mittwoch 662 Euro für eine Übernachtung im Doppelzimmer. 14 Tage später gibt’s das Gleiche für 104 Euro. Einer Analyse des Portals „Check 24“ zufolge überstiegen die Hotelpreise bei der Bauma 2022 sogar das Niveau des Oktoberfests.

Demnach lag der Durchschnittspreis für eine Nacht bei 486 Euro – ein Anstieg von 131 Prozent im Vergleich zum Monatsmittel. Wobei man rund ums Messegelände ohnehin kaum mehr ein Zimmer findet: Der Analyse zufolge hatten bloß fünf Hotels noch freie Kapazitäten. Und von diesen bot das günstigste ein Zimmer für 539 Euro an. Doch auch im übrigen Stadtgebiet treibt die Bauma die Hotelpreise nach oben – ebenso wie in der weiteren Region. So ist etwa das Gros der Hotels rund um die Hauptbahnhöfe in Augsburg und Ingolstadt schon seit Langem ausgebucht.

Wirtschaftsfaktor Bauma

Die Bauma ist für München ein „zentraler Wirtschaftsmotor“, sagt der neue Wirtschaftsreferent im Rathaus, Christian Scharpf. „Sie bringt internationale Fachkräfte, Innovationen und Investitionen in die Stadt und stärkt den Standort München als führendes Zentrum für Bau- und Maschinenbauindustrie in der Welt.“ Oder in Zahlen ausgedrückt: Bei der letzten Bauma vor Corona im Jahr 2019 schuf die einwöchige Veranstaltung nach Angaben der Messe 8000 Arbeitsplätze in der Stadt und generierte Steuereinnahmen in Höhe von 16 Millionen Euro.

Wobei das Geld nicht nur in Münchner Kassen gespült werde: „Bundesweit ermöglichte die Bauma 2019 eine zusätzliche Kaufkraft von rund 1,5 Milliarden Euro“, teilt ein Sprecher der Messe mit. Zum Vergleich: Diese Summe entspricht in etwa dem Wirtschaftswert des Oktoberfests 2023, den das Rathaus mit 1,49 Milliarden Euro beziffert hat. Die Bauma sorge also „für einen echten Boom“, betonen die Messe-Geschäftsführer Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel, „und unterstreicht ihre enorme wirtschaftliche Bedeutung für die Region und darüber hinaus“.

Die Schau der Bauindustrie belegt riesige Flächen auf dem und um das Messegelände.
Die Schau der Bauindustrie belegt riesige Flächen auf dem und um das Messegelände. (Foto: Michaela Stache/AFP)

Stresstest für die Anwohner

Zigtausende Autos und Hunderttausende Menschen stellen auch für die Bewohnerinnen und Bewohner der Messestadt eine Belastung dar. „Natürlich spürt man es dort, wenn Bauma ist“, bekräftigt Stefan Ziegler (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Trudering-Riem (BA). „Die U-Bahnen sind extrem voll, und der Verkehr ist eine Katastrophe.“

Und dennoch erkennt der Lokalpolitiker das Bemühen der Messe an, auf die Belange der Anwohner Rücksicht zu nehmen. Dies erhalten nicht nur Freikarten für die Bauma, sondern vorab habe es auch mehrere Besprechungen, unter anderem mit dem BA, über die Verkehrslenkung während der Veranstaltung gegeben.

Positiv bewertet Stefan Ziegler auch die kürzlich fertiggestellte Brücke, die das Messegelände mit einer neuen Multifunktionsfläche bei Feldkirchen verbindet. Dort können bis zu 300 Busse oder 1000 Autos parken, heißt es seitens der Messe. Und dies werde „den Verkehr für die Umlandgemeinden und die Messestadt Riem deutlich entlasten“.

Hochzeit für die Bordelle

Wenn Hunderttausende Menschen – und die meisten davon Männer – nach München strömen, dann florieren dort nicht nur Hotels und Gaststätten, sondern auch das Rotlichtmilieu. „Die Bauma ist für uns vergleichbar mit dem Oktoberfest“, sagt der Geschäftsführer des Caesar’s World, eines Laufhauses samt Tabledance-Bar nahe der Messe. Und doch gebe es einen Unterschied zwischen diesen zwei „Highlights“, wie er sie nennt: „Zur Wiesn kommen viele Betrunkene zu uns, während der Bauma sind es vor allem Geschäftsleute. Die einen kommen lustig, die anderen gehen lustig.“

Jedenfalls seien die 35 Zimmer im Caesar’s World, in denen sich die Prostituierten einmieten, für die Bauma-Woche schon seit Langem ausgebucht, berichtet der Geschäftsführer, dessen Betrieb seit 2014 auch den Leierkasten in Schwabing-Freimann führt, das älteste Bordell der Stadt. Dort verzeichne man während der Bauma ebenfalls einen größeren Andrang, sagt er. „Und das Schöne ist, dass wir Gäste aus der ganzen Welt bekommen.“

Interkulturelle Missverständnisse gebe es dabei kaum einmal. „Die Leute fragen, wie’s bei uns läuft, und dann halten sich die meisten daran“, sagt der Geschäftsführer des Caesar’s World. Dass Prostituierte wegen der großen Nachfrage mehr Geld verlangten als sonst, kommt ihm zufolge nicht vor. „Die Preise bleiben gleich. Die Frauen sprechen sich da untereinander ab.“

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