Die „Stadt in der Stadt“, wie Stefan Rummel sie nennt, wirkt auch aus der Vogelperspektive imposant. Neben den 18 Hallen der Messe München erstreckt sich ein riesiges Freigelände, auf dem – von hier oben wirken sie wie Spielzeugfahrzeuge – allerlei Baumaschinen vom Bagger bis zum Muldenkipper stehen. Und natürlich: zig Kräne, der größte davon auf dem Stand der Firma Tadano, 996 Tonnen schwer und ausfahrbar auf bis zu 200 Meter Länge.
Und doch sieht Stefan Rummel weniger die einzelnen Baufahrzeuge, sondern vielmehr das große Ganze – nun, da sich der Geschäftsführer der Messe München im Hubschrauber dem Gelände im Osten der Stadt nähert. „Das ist schon jedes Mal emotional, wenn man das sieht. Ein echter Wow-Effekt“, sagt Rummel, den Kopf ans Fenster gelehnt, den Blick nach unten gerichtet. „Für uns als Messe ist das ein absolutes Highlight, auf das wir drei Jahre lang hinarbeiten. Nichts ist wie die Bauma!“

Jene „Weltleitmesse für Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte“, wie sie sich im Untertitel nennt, findet alle drei Jahre statt – heuer schon zum 34. Mal. Am 7. April öffnet die größte Messe der Welt ihre Türen, worauf dort eine Woche lang Ausnahmezustand herrscht. Oder in Zahlen ausgedrückt, die Stefan Rummel jetzt im Hubschrauber übers Mikrofon herunterrattert: Mehr als 3500 Aussteller aus 57 Ländern werden auf der Bauma erwartet. Die Ausstellungsfläche – drinnen wie draußen – umfasst 614 000 Quadratmeter. Also 86 Fußballfelder oder eineinhalb Mal die Theresienwiese. Der Aufbau beginne bereits ein halbes Jahr vorher und sei bis auf den Tag genau geplant, sagt der Messe-Chef. Neben ihren Ständen mieteten die großen Aussteller auch die umliegenden Kiesgruben an. „Damit sie dort ihre Maschinen vorführen können.“
Die jüngste Bauma 2022 war gewissermaßen eine mit angezogener Handbremse – aufgrund der Pandemie. Ihretwegen wurde die Messe vom April in den Oktober verlegt, und dennoch kamen fast 500 000 Besucher. Heuer rechne er mit einem deutlich größeren Andrang, sagt Stefan Rummel. „Ich gehe von mehr als 550 000 Menschen aus.“ Sorgen, dass der drastisch gestiegene Eintrittspreis von 38 statt 29 Euro je Tagesticket den Zustrom mindern könnte, habe er keine. „Im Vergleich mit anderen Messen ist das immer noch moderat“, so Rummel.
Ebenso wenig werde sich die aktuelle Malaise im Baugewerbe auf die Bauma auswirken, glaubt der Messe-Chef. Zwar bestätigt er, dass die Branche in Deutschland und Teilen Europas aktuell darbe. „Aber die Bauma ist eine Weltleitmesse mit Besuchern aus 200 Ländern“, sagt Rummel. Und andernorts sei die Situation im Baugewerbe ungleich besser – etwa in Südostasien oder Saudi-Arabien, wo im Rahmen der „Vision 2030“ gewaltige Investitionen im Bausektor geplant sind. „Deshalb gleicht sich das für die Branche wieder aus.“ Zudem passten die großen Hersteller ihre Produktzyklen an die Bauma an, sodass sie rechtzeitig zum Stelldichein in München zahllose Neuheiten präsentieren könnten, sagt Stefan Rummel. „Deshalb gehen von dieser Messe weltweit Impulse in die Baubranche aus.“
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Die Flächen auf der Bauma seien jedenfalls komplett ausgebucht, sagt der Messe-Chef, während der Hubschrauber nun auf den Stand der Firma Liebherr zusteuert – laut dem Unternehmen „einer der größten temporären Messestände weltweit“. Angesichts der großen Nachfrage hätte man sogar noch weitere Flächen vergeben können, doch das sei aus organisatorischen Gründen nicht möglich, sagt Rummel. „Mit dem, was wir jetzt haben, sind wir an der Kapazitätsgrenze angelangt.“ Denn vor allem aus logistischer Sicht ist die Bauma eine Herausforderung. So werden etwa die Baustellen in der Region auf die Messe abgestimmt, um einen Verkehrskollaps zu vermeiden. Und während der einwöchigen Veranstaltung finden sich auf dem Bauma-Gelände eine eigene Feuerwache, eine eigene Sanitätsstation und ein eigener Lufthansa-Schalter.
Darüber hinaus stehen dort heuer 20 Almhütten, in denen bayerische Spezialitäten serviert werden. Denn bei aller Weltläufigkeit setze man sehr wohl auch auf die „Munich Card“, wie es Stefan Rummel formuliert. „Die Leute, die aus allen Ländern zu uns kommen, wollen hier bayerisches Essen und bayerisches Bier genießen.“ Entsprechend geht von der Bauma auch ein Schub für Münchens Gastronomie und Hotellerie aus. So zeigte ein Vergleich des Portals „Check 24“ fürs Jahr 2022, dass während der Messe die Hotelpreise in der Stadt um 131 Prozent nach oben schossen. Mit durchschnittlich 486 Euro für eine Übernachtung lag das Niveau sogar höher als zum Oktoberfest.