Bauma 2010 in München:Asien weint

Auch nach dem Ende des Flugverbots leiden viele Unternehmen auf der Bauma. Viele Stände sind immer noch leer.

Michael Tibudd

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Auch nach dem Ende des Flugverbots müssen viele Unternehmen auf der Bauma mit den Folgen klar kommen. Viele Stände sind immer noch leer.

Zahid Ahmed Bhutta kann bestens mitfühlen mit all jenen Kollegen, denen es schlechter geht als ihm in diesen Tagen. "Das ist frustrierend, besonders für die, die wenig Kapital haben", sagt der Geschäftsmann aus Saudi-Arabien. Bhutta ist Chef eines großen Ersatzteilhandels für Baumaschinen, und deswegen hält er sich wie viele andere Angehörige seiner Branche aus der ganzen Welt in dieser Woche in München auf - wenn sie es denn hierher geschafft haben.

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Denn natürlich waren viele gerade von weit her vom Flugverbot betroffen und kommen nun erst verspätet auf der größten Fachmesse der Welt an. "So ein Stand hier kostet viele tausend Euro", sagt Bhutta, der selbst als potenzieller Kunde auf der Bauma unterwegs ist. Manchen stürzt das seiner Beobachtung nach in eine ernsthafte Krise: "Ich habe Leute weinen sehen."

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Seit Montag läuft die Ausstellung mit den riesigen Maschinen auf dem Riemer Messegelände. Und für den allergrößten Teil der mehr als 500.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche kann man das auch so sagen: Es läuft. Menschen betrachten Bagger, Förderbänder oder Betonmischmaschinen und unterhalten sich darüber. Manche ziehen sich in ein ruhiges Eckchen zurück blicken angestrengt auf Unterlagen - hier wird ernsthaft über ein Geschäft verhandelt. Normales Messegeschehen also, ergänzt von Besuchern, die vor allem auf ein Erinnerungsfoto etwa in einer riesigen Schaufel aus sind.

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Welch krasser Gegensatz dazu in Halle B0, dem "Asien-Pavillon". Statt undefinierten Gegrummels kann man hier einzelne Stimmen vernehmen, da ist mal ein Stühlerücken zu hören, hier ein Räuspern. Vor allem Unternehmen aus China präsentieren sich hier - oder würden das gerne tun: Nur etwa jeder zweite Stand ist besetzt, und an den anderen sitzen viele Mitarbeiter weitgehend beschäftigungslos herum.

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Halle B0 ist ohnehin etwas abgelegen, und weil nun einmal wenige Aussteller da sind, kommen auch kaum interessierte Kunden - dass sich der Weg nicht unbedingt lohnt, hat sich offenbar herumgesprochen auf der Messe. Die Beschäftigten an den Ständen sind entsprechend frustriert. "Wir sind total enttäuscht, sagt Andy Wu vom Taiwanesischen Ersatzteilhersteller Kaoreda. Er und sein Kollege am Stand hatten zwar eine problemlose Anreise, sie waren schon vor dem Flugverbot in Europa. Aber nun müssen sie ihre Produkte fortwährend anschauen, statt sie anzupreisen.

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Eine größere Odyssee haben die Mitarbeiter eines Herstellers von Keramikteilen für Bergbaumaschinen hinter sich: Sie mussten über Dubai nach Rom fliegen und dann 15 Stunden per Bus nach München fahren. Die niederländische Mitarbeiterin eines Importunternehmens wartet hingegen auch am Mittwoch noch auf ihre chinesischen Geschäftspartner. Den Stand, von dem aus eigentlich Betonpumpen verkauft werden sollen, wird sie so lange bewachen müssen, bis diese da sind.

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So gravierend wie im Asien-Pavillon sind die Probleme anderer Hersteller nicht - aber Maurizio Perlini nimmt dennoch das D-Wort in den Mund: "Es ist ein Desaster", sagt der Chef des italienischen Großgeräteherstellers Perlini. "Viele europäische Kunden sind zwar hier", sagt der Mann, für den die Bauma eine wichtige Verkaufsplattform ist.

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"Aber ich vermisse Kunden aus Südamerika oder Afrika." Die Messebilanz seines Unternehmens wird also ganz unmittelbar geschmälert, "und jetzt müssen wir zu denen reisen", sagt Perlini. "Das kostet viel und ist nicht das Gleiche." Auf der Messe hat er mehrere seiner Muldenkipper dabei, er kann sie herzeigen. "Auf Geschäftsreise in Südamerika kann ich nur Prospekte präsentieren."

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Die Münchner Messegesellschaft als Veranstalterin will sich erst zum Ende der Messe am Sonntag zu den ausbleibenden Besuchern und Ausstellern äußern. Bis dahin verweist sie darauf, dass am ersten Messetag gerade einmal 80 der mehr als 3000 Stände unbesetzt gewesen seien - "und es werden stündlich weniger", sagt eine Sprecherin.

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Zumindest Zahid Ahmed Bhutta, der Geschäftsmann aus Saudi-Arabien, hegt keinen Groll auf die Verantwortlichen. "Mann kann das auf niemanden schieben", sagt er - und plant auch schon seinen Besuch beim nächsten Messetermin in München in drei Jahren. "Man muss einfach auf die Bauma kommen."

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(SZ vom 22.04.2010/Michael Tibudd/rs)

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