Bauboom in München:Die neue Mitte

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Weniger Parkhäuser, mehr Geschäfte: Trotz Wirtschaftskrise sollen große Immobilienprojekte das Erscheinungsbild der Altstadt verändern.

Alfred Dürr

Schlägt nun auch im Münchner Zentrum die Finanzkrise mit aller Wucht zu? Haben die Investoren deswegen Anfang vergangener Woche die Feiern zur Grundsteinlegung für zwei herausragende Neubau-Projekte verschoben? Immobilienexperten geben Entwarnung: Trotz der Rezession geht es mit der Entwicklung der Münchner Altstadt weiter voran. Seit den 1990er Jahren verändert sich durch den anhaltenden Bauboom das Erscheinungsbild des Areals rund um den Marienplatz - und eine Reihe neuer Großprojekte sind derzeit in Bau oder in Planung. Dazu zählen Filet-Grundstücke wie die sogenannte Alte Akademie, in der noch das Statistische Landesamt untergebracht ist, oder das Fina-Parkhaus neben dem Hotel Mandarin Oriental. Geplant ist die bei Umwandlungen übliche Nutzungsmischung von Wohnungen, Büros und Geschäften - und das in hochwertiger Ausführung.

Nach dem Auszug des Statistischen Landesamtes sollen im ehemaligen Jesuitenkolleg in der Füßgängerzone exklusive Büros, Geschäfte und Wohnungen entstehen. (Foto: Foto: Robert Haas)

Obwohl gerade diese beiden Vorhaben schon lange in der Diskussion sind, haben sie die Eigentümer - der Freistaat bei der Alten Akademie, die Stadt beim Fina-Parkhaus - noch nicht offiziell ausgeschrieben. Bei zwei weiteren Renommierprojekten, der Hofstatt an der Sendlinger Straße und der Residenzpost an der Oper, laufen bereits die Bauarbeiten, aber der Investor LBBW Immobilien - eine Tochter der Landesbank Baden-Württemberg - hat die Grundsteinlegung dafür verschoben. Außerdem ist bei der Hofstatt die US-Bank Morgan Stanley als Investor ausgestiegen.

Bauboom trotz Wirtschaftskrise

Überbewerten sollte man diese Vorgänge jedoch nicht. Angesichts der Krise spiele man jetzt auf Zeit, vermuten Fachleute. Trotz rückläufiger Umsatzentwicklungen und eines gesunkenen Mietpreis-Niveaus bei Geschäftshäusern sehen zum Beispiel die Berater von CB Richard Ellis ausreichendes Potential für eine positive Zukunft. Münchens Zentrum gilt noch immer als der attraktivste Einzelhandelsstandort in Deutschland. Und die Nachfrage nach Innenstadt-Wohnungen ist groß, betonen Projektentwickler. Wenn irgendwo noch neue Bauprojekte ins Laufen kämen, dann sei das in München, heißt es im Planungsreferat.

Doch gerade die hohe Anziehungskraft des Bereichs um die Fußgängerzone führt leicht zu einer Verflachung der Angebotsvielfalt mit Ketten-Läden. Deswegen haben die Stadtplaner großes Interesse daran, Bestlagen auszuweiten oder Nebeneinkaufslagen zu stärken. Die Entwicklung neuer Quartiere in der Altstadt oder Veränderungen im Tal werden deswegen ausdrücklich unterstützt. Ein besonderes Beispiel ist das Hirmer-Parkhaus. Hier bietet sich die Chance, durch den Abriss des trutzigen Komplexes das vernachlässigte Areal zwischen dem früheren SZ-Gelände und der Fußgängerzone neu zu ordnen und aufzuwerten. Daran will das Planungsreferat festhalten. Und dies trotz des vehementen Protests der Innenstadt-Händler, die sich über wegfallende Parkplätze beklagen. Stellmöglichkeiten gebe es noch genügend im Stachus-Parkhaus, sagen die Planer. In dieser Woche wird der Stadtrat aller Voraussicht nach den Architektenwettbewerb beschließen.

Bei allen Innenstadt-Projekten der LBBW Immobilien wird weiter geplant und gebaut. Am 9. Juli öffnet die erste neue Passage im Stachus-Untergeschoss. Das gigantische Renovierungsprojekt leidet im Moment nicht unter der Finanznot. Sorgen machen nur die aufwendigen Asbest- und Betonsanierungen, die zu deutlichen Bauverzögerungen führen.

© SZ vom 29.06.2009/sus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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