Süddeutsche Zeitung

Bauarbeiten:Langsame Verbindung

Mit acht Metern pro Stunde wird das letzte Brückenteil des Arnulfstegs eingefügt

Wer dieser Tage ausreichend Zeit hat, sich ein oder zwei Stündchen auf die Donnersbergerbrücke zu stellen, kann dabei zusehen, wie das letzte Teilstück des Arnulfstegs über die Bahngleise geschoben wird. Am Montag hat die Stadt damit begonnen, das 90 Meter lange Brückenteil einzubauen. Natürlich braucht es dazu auch eine Portion Geduld: Denn das Brückenteil bewegt sich mit einer Schneckengeschwindigkeit von acht Metern pro Stunde. Die Arbeiten laufen noch bis Mittwoch, jeweils von acht bis 16 Uhr. Nach deren Abschluss hat der Arnulfsteg seine komplette Länge von 240 Metern erreicht. Insgesamt besteht die neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke aus zehn Teilen, die seit September 2018 nach und nach auf die Pfeiler geschoben wurden.

Ganz fertig ist der Steg, der über 37 Bahngleise führt, allerdings noch lange nicht. Bis November dieses Jahres entsteht an der Philipp-Loewenfeld-Straße die südliche Zugangsrampe mit Treppenanlage und Aufzug. Am nördlichen Brückenende an der Erika-Mann-Straße baut die Stadt eine oval geschwungene Rampe. Außerdem bekommt die neue Brücke einen Treppenzugang zur S-Bahnstation Donnersbergerbrücke. Nach derzeitiger Planung soll der Arnulfsteg Ende 2020 fertig sein. Dann gibt es eine direkte Verbindung zwischen dem Arnulfpark im Norden und der Schwanthalerhöhe im Süden.

Die neue Brücke, die als wichtige Verbesserung für die Radinfrastruktur gilt, war wegen ihrer Kosten umstritten. 26 Millionen Euro gibt die Stadt dafür aus, das sind sechs Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Doch die zunächst beauftragten Firmen konnten die Bauteile nicht liefern, weshalb der Vertrag gekündigt werden musste. Durch die Verschiebung des Termins stiegen dann aber auch die Preise. Dennoch fand sich im Dezember 2017 eine Mehrheit für das Projekt, die CSU überwand ihre Bedenken.

Radfahrer wünschen sich schon lange neue Verbindungen abseits der Autorouten. Doch neue Brücken sind teuer. Deshalb wird auch seit Jahren darüber diskutiert, ob und wo die Stadt mehr davon braucht. Der lange diskutierte Klenzesteg, der das Glockenbachviertel mit der Au verbinden sollte, liegt derzeit auf Eis, ob er jemals gebaut wird, ist offen. Eine ebenfalls schon lange diskutierte Idee ist die Öffnung der Braunauer Eisenbahnbrücke für Radler und Fußgänger. Breit genug für eine sinnvolle Verbindung zwischen Sendling und Untergiesing wäre die denkmalgeschützte Querung der Isar.

Für eine weiterführende Brücke am Giesinger Berg, die Ober- und Untergiesing verbinden würde, wird derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellt. Vorab gab es bei dem Projekt Bedenken beim Denkmal- und Naturschutz. Die Studie soll noch dieses Jahr vorgelegt werden. Sollte die Stadt den Bau dann beschließen, könnte bereits 2022 damit begonnen werden.

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Quelle:
SZ vom 26.03.2019 / schub
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