Süddeutsche Zeitung

Bauarbeiten in München:Das passiert gerade auf der Großbaustelle am Sendlinger Tor

Um neue Zugänge zum U-Bahnhof zu schaffen, wurden die Wände in der Baugrube an der Blumenstraße zunächst eingefroren und nun durchbohrt.

Von Andreas Schubert

Es ist eine eisige Angelegenheit: Seit Februar haben die Bauarbeiter in der Baugrube an der Blumenstraße die Wände eingefroren - mit einer Kühlleistung, die in etwa 400 Kühlschränken entspricht. Jetzt, da die Wände ausreichend vereist und entsprechend stabil sind, kann der Durchgang zu den bestehenden Bahnsteigen der U1 und U2 im Bahnhof Sendlinger Tor gebohrt werden.

Ortstermin an der U-Bahn-Baustelle Sendlinger Tor: Wer in die Grube hinuntersteigt, sollte keine Höhenangst haben, eher Vertrauen in die Stabilität der Metalltreppe, die an der Blumenstraße 25 Meter in die Tiefe führt und die für den Geschmack eines höhenängstlichen Laien einen Tick zu arg wackelt. Vor gut einem Jahr haben die Bauarbeiter hier begonnen, die Grube für eines von zwei Erweiterungsbauwerken des U-Bahnhofs auszuheben, das zweite Zugangsbauwerk entsteht an der Sonnenstraße. Von der Blumenstraße aus kommt man künftig zum Südende der beiden U1/U2-Bahnsteige, von der Sonnenstraße aus gelangen Passagiere in das bestehende Zwischengeschoss und von da zum Nordende der U1/U2-Bahnsteige.

Für jeden der beiden Durchbrüche, die etwa acht Meter hoch, sechs Meter breit und fünf Meter tief sind, sind jeweils 20 Tage vorgesehen. Das Bohren erledigt ein ferngesteuerter Abbruchroboter, für die U-Bahn-Fahrgäste wird es dann laut. Von der Eiswand ist in der Baugrube nicht viel zu sehen, sie ist mit rosaroten Dämmplatten isoliert. Wenn der Durchbruch geschafft ist, sollen an der Blumenstraße im September die Hochbauarbeiten für das Zugangsbauwerk beginnen. Hier entsteht unter anderem ein zusätzlicher Aufzug. Die beiden Aufzüge vom untersten Geschoss führen künftig an die Oberfläche. Darüber hinaus werden alle bestehenden Rolltreppen und Lifte ausgetauscht. Ebenfalls im Herbst bohren die Arbeiter dann die Durchgänge zur Sonnenstraße. Bis 2022 dauern die Bauarbeiten insgesamt.

Für die Fahrgäste wird es am Sendlinger Tor noch vielerlei Beeinträchtigungen geben. Die beiden neuen Zugangsbauwerke sollen als erstes fertig sein, da von 2019 an dann der Kernbereich des Bahnhofs umgebaut und dieser teilweise gesperrt wird. Hier werden dann unter anderem die bestehenden Rolltreppenanlagen neu angeordnet, um mehr Platz in der mit täglich 150 000 Passagieren heute oft heillos überfüllten Station zu schaffen. Die Erweiterungsbauten dienen dann sozusagen als Ausweichfläche für die Fahrgäste.

Doch die Erweiterung ist nur der auffälligste Teil der Baumaßnahme: Die Zugänge am Sendlinger Tor und zur Müllerstraße werden ebenfalls ausgebaut und erhalten jeweils eine zusätzliche Rolltreppe. Auch in Sachen Barrierefreiheit tut sich einiges: Die Stadtwerke heben die Bahnsteige um jeweils fünf Zentimeter an, die Rampe im Sperrengeschoss wird verbreitert, und es wird - wie es bereits Standard in vielen Bahnhöfen ist - ein Leitsystem für Sehbehinderte eingebaut.

Die Verkehrsführung wird geändert

Auch optisch wird der Bahnhof aufgehübscht. Die U1/U2-Ebene wird auch künftig in Gelb gehalten sein, die U3/U6-Ebene in Blau. Die Decke im Sperrengeschoss wird schwarz. Für die Neugestaltung zeichnet das Architektenbüro Raupach und Bohn verantwortlich, für das Beleuchtungskonzept der Lichtdesigner Ingo Maurer; insgesamt versprechen sich die Stadtwerke am Sendlinger Tor eine höhere Aufenthaltsqualität.

Doch bis es zu den Feinarbeiten im U-Bahnhof kommt, müssen nicht nur die U-Bahn-Passagiere, sondern auch die Verkehrsteilnehmer an der Oberfläche noch einiges an Geduld aufwenden. Voraussichtlich kommende Woche wird die Stadt die Verkehrsführung am Sendlinger-Tor-Platz ändern, weil die Stadtwerke in der Kreuzung ein neues Baufeld einrichten. Das ist notwendig, weil die Decke des alten U-Bahnhofs saniert werden muss.

Eigentlich wollte die Stadt die Fahrspuren schon am Dienstag vergangener Woche verlegen, wegen des schlechten Wetters mussten die Arbeiten allerdings verschoben werden. Weil dennoch die Kreuzung kurzzeitig gesperrt war, bildeten sich lange Staus. Sollte der neue Termin feststehen, empfiehlt es sich deshalb für Autofahrer, sich an diesem Tag möglichst vom Sendlinger-Tor-Platz fern zu halten.

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Quelle:
SZ vom 04.04.2018/amm
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