Süddeutsche Zeitung

Bauarbeiten:Laim und Pasing steht ein Verkehrschaos bevor

  • Die Münchner Stadtentwässerung will 2018 unter der Landsberger Straße einen 2,2 Kilometer langen Abwasserkanal verlegen.
  • Das Projekt wird den Verkehr in Laim und Pasing massiv beeinträchtigen.
  • Josef Mögele (SPD), Laimer Bezirksausschuss-Chef, sagt: "Man muss sich verkehrstechnisch dringend noch etwas überlegen, sonst gibt's einen Riesen-Verkehr auf den Nebenstraßen!"

Von Andrea Schlaier, Laim

Nach der Baustelle ist vor der Baustelle. Die Pasinger können im Zuge der kompletten Umgestaltung ihres Zentrums zur Arcaden-Landschaft davon seit Jahren ein Lied singen. In Laim werden gefühlt einmal jährlich der Kreisel und die durch ihn verlaufenden Verkehrsadern umgepflügt. Mal für die Fernwärme, mal wegen des Straßenbelags oder veränderter Trassenführung.

Von Sommer 2018 an wartet auf die beiden Viertel und alle, die sie passieren müssen, eine neuerliche, erhebliche Herausforderung. Die Münchner Stadtentwässerung plant auf der Landsberger Straße zwischen dem Laimer Kreisel und "Am Knie" einen Lückenschluss im Kanalnetz. Zweieinhalb Jahre, so die aktuelle Planung, sollen die Arbeiten, die in einzelne Abschnitte unterteilt werden, dauern. Im extremsten Fall wird dabei auf einzelnen Streckenabschnitten für die Autofahrer stadtein- wie stadtauswärts nur eine Spur zur Verfügung stehen.

In Laim haben sich die Stadtviertelpolitiker eigens deshalb mehr Zeit ausbedungen, um die verkehrlichen Folgen zu diskutieren und mögliche Modifikationen anzustoßen. Im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing, sagt Bettina Vogel (Grüne), Vorsitzende des Unterausschusses Umwelt, "gab's keine Fragen oder Anmerkungen".

Sie war als Abgesandte des Gremiums zu einem runden Tisch geladen, bei dem Vertreter tangierter Stadtteile über die Planungen informiert wurden. Vogel setzte anschließend die Kollegen in Pasing-Obermenzing ins Bild. "Es ist nur eine Kenntnisnahme", sagt sie, entscheiden können die Ausschussmitlieder in der Sache nichts.

Der neue "Kanal DN 3000" hat einen Innendurchmesser von drei Metern, ist begehbar und wird auf einer Länge von 2,2 Kilometern verlegt. Das neue Bauteil soll die bestehenden Kanäle in der Landsberger Straße und der Offenbachstraße entlasten, weil die bei "Starkregen-Ereignissen", wie es offiziell heißt, teilweise überlastet sind. Vom Kanal aus werden die ankommenden Trockenwetter- und Mischwassermengen zum Rückhaltebecken "Hirschgarten" geleitet und von dort zum Klärwerk.

Die eigentliche Veränderung findet unterirdisch statt. In geschlossener Bauweise wird ein Riesentunnel unter die Erde gegraben. Insgesamt, erläutert Vogel, seien 20 Einsteigschächte geplant, drei davon als "Hochbauten". Im Bereich des Lidl-Parkplatzes auf Höhe der Willibaldstraße steht ein sogenannter Doppeltstartschacht. Von dort wird zum einen Richtung Osten zum Laimer Kreisel gebuddelt, zum anderen Richtung Westen bis "Am Knie".

Der Aushub, das erzählt der Laimer Bezirksausschuss-Chef Josef Mögele (SPD), der ebenfalls mit am runden Tisch saß, "wird dort auf Lkw geladen und abtransportiert". Der Baustellenverkehr werde entsprechend Staub aufwirbeln.

Das Projekt ist insgesamt in 14 Bauphasen untergliedert. "Wenn man den Kanal braucht, braucht man ihn." Soweit ist Josef Mögele einig mit den Planern. Doch dass einzelne Abschnitte der Landsberger Straße zuweilen monatelang nur jeweils einspurig in jede Richtung befahrbar sein sollen, "das geht nicht. Da muss man sich was überlegen". Konkret davon betroffen wäre der Bereich östlich der Agricolastraße bis westlich der Rapotostraße. Mögele fürchtet für den Fall "Riesenverkehr auf den Nebenstraßen".

Diskutiert wird bereits, die flankierenden Parkplätze an der Landsberger Straße teilweise aufzuheben. "Viele Firmen, wie Mercedes oder Aldi, die sich dort befinden", sagt Vogel, "haben auf ihrem Gelände eigene Parkplätze und damit wohl kein Problem". Für Mögele kommt gleichwohl erschwerend hinzu, dass auch der Umbau des Romanplatzes in die Zeit der großen Kanal-Baustelle fällt und damit die Ausweichroute für den West-Verkehr über Nymphenburg auch voller Hindernisse steht. In Laim beraten sie jetzt erst mal im Unterausschuss Bau, wie sie mit den vorliegenden Plänen umgehen sollen.

Die Stadtentwässerung München als führender Planungs-Stab äußert sich öffentlich noch überhaupt nicht zum Mega-Umbau. Man warte erst den Stadtratsbeschluss voraussichtlich im November ab, sagt ein Sprecher der Behörde. Bettina Vogel gibt dagegen bereits einen Ausblick, was noch zu erwarten ist. Für das Vorhaben sollten etwa 53 Bäume gefällt werden, davon "sieben im geschützten Bereich".

Aber, so schränkt die Grünen-Politikerin ein, "der Gartenbau prüft, ob eine Verpflanzbarkeit möglich ist, und auch sonst wollen sie sich bemühen, dass das dann wieder einigermaßen in Ordnung kommt." Wenn nicht, werde man das einfordern. Josef Mögele gibt sich weniger entspannt: "Man muss sich verkehrstechnisch dringend noch etwas überlegen, sonst gibt's einen Riesen-Verkehr auf den Nebenstraßen!"

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SZ vom 10.10.2017/mkro
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