Bauarbeiten bei U6:Zehntausend Mal umsteigen

Dringende Sanierungen: In den kommenden Jahren fällt die U6 monatelang als Zubringer zum TU-Campus in Garching aus. Geplant ist für diese Zeit ein Ersatzverkehr mit Bussen - und eine Expresslinie.

Sebastian Krass und Marco Völklein

Bauarbeiten bei U6: Die U-Bahn zum Garchinger TU-Campus wird täglich von mehr als 10.000 Fahrgästen genutzt.

Die U-Bahn zum Garchinger TU-Campus wird täglich von mehr als 10.000 Fahrgästen genutzt.

(Foto: Robert Haas)

Es sind etwa 15.000 Menschen, die auf dem Forschungscampus in Garching studieren und arbeiten. Ein guter Teil von ihnen fährt Tag für Tag mit der U-Bahn hinaus und abends wieder zurück.

In den nächsten zwei Jahren aber werden diese Menschen sich auf Unannehmlichkeiten einstellen müssen. Die Münchner Verkehrsbetriebe (MVG) planen auf dem nördlichen U-6-Abschnitt groß angelegte Bauarbeiten. Deshalb werden von 20. Mai 2013 an für etwa zweieinhalb bis drei Monate keine U-Bahnen zwischen Studentenstadt und Kieferngarten fahren. Für das Jahr 2014 "ist ein ähnlicher Zeitraum vorgesehen", heißt es bei der MVG.

Stattdessen sollen die Fahrgäste - und das sind laut MVG mehr als 10.000 pro Tag - auf Ersatzbusse umsteigen. Und das, so viel ist sicher, wird ein logistischer Kraftakt. Wie der funktionieren könnte, ist inzwischen Gegenstand von Gesprächen der MVG mit Vertretern der Technischen Universität (TU), die mit fünf ihrer Fakultäten den größten Teil des Garchinger Campus' bewirtschaftet.

Die Planungen sind noch im Werden. Aber die MVG gibt bereits einige Details bekannt. So plant sie eine Art Express-Ersatzverkehr. Konkret sehen die Überlegungen so aus: Zwischen Studentenstadt und Kieferngarten werden ganz normal Ersatzbusse im Pendelbetrieb und "in kurzen Abständen" fahren.

Zusätzlich sollen Express-Busse vom U-Bahnhof Nordfriedhof über die A 9 direkt nach Fröttmaning rauschen - sofern sie auf der Autobahn nicht im Stau stehen. Von dort soll es dann weiter mit der U-Bahn nach Garching gehen.

Insgesamt, so sieht es das vorläufige Konzept vor, will die MVG für den Ersatzverkehr 20 Busse einsetzen - das sei "ein Rekordeinsatz von Fahrzeugen und Personal". Dennoch dürfte es eng werden: Eine U-Bahn fasst etwas mehr als 900 Passagiere, in einem Gelenkbus kommen dagegen nur etwa 100 Fahrgäste unter. Um den genauen Bedarf zu ermitteln, ist für den Herbst eine Fahrgastzählung geplant.

Grund für die Sperrung sind Gleis- und Brückenarbeiten in dem Abschnitt, der seit 1971, also seit dem Start der Münchner U-Bahn, in Betrieb ist. Der Abschnitt ist stark belastet - schließlich rücken über die Strecke die Züge morgens ins Netz aus und am Abend ins Fröttmaninger Betriebswerk wieder ein.

"Rechtzeitige und ausführliche Information"

Vor allem das geschwungene Brückenbauwerk über die Heidemannstraße wollen sich die Ingenieure genauer ansehen: Erstmals seit mehr als 40 Jahren sollen die Arbeiter dort sämtliche Schienen und Schwellen entfernen sowie den Schotter wegbaggern.

Damit können die Fachleute das Bauwerk von oben untersuchen und mögliche Schäden im Beton beheben. Außerdem soll die Untersuchung "eine Aussage zur Restnutzungszeit der Brücke ermöglichen", erklärt die MVG. 2013 wollen die Ingenieure die eine Brückenhälfte angehen, 2014 dann die andere. So bleibt jeweils ein Gleis frei - über dieses können die Bauzüge und Baumaschinen die Baustelle anfahren.

Zudem erfolgt über dieses Gleis die Anbindung des restlichen U-Bahn-Netzes an die Werkstätten in Fröttmaning. Gäbe es dieses Gleis nicht, stünde der komplette U-Bahn-Betrieb still.

Für die U-6-Nutzer ist geplant, "rechtzeitige und ausführliche Information" über den Verkehr mit den Ersatzbussen zu liefern, insbesondere dann, wenn die Express-Busse auf der A 9 im Stau stehen. "An einem entsprechenden Kommunikationskonzept arbeiten wir gerade", sagt ein MVG-Sprecher.

Am eigentlichen Plan aber will das städtische Unternehmen nicht rütteln. Die Bauarbeiten auf mehrere Jahre zu strecken und damit pro Jahr kürzere Zeitfenster mit Sperrungen zu haben, bringe nichts, erklärt die MVG: Das hätte die Bauzeit unterm Strich nur unnötig verlängert.

Doch warum müssen die Arbeiten ausgerechnet mitten im Sommersemester stattfinden? Die Arbeiten habe man auf die jeweils zweieinhalb bis drei Monate von Mitte Mai bis August gelegt, weil die Brückensanierung "nur bei einigermaßen schönem Wetter und warmen Temperaturen" erfolgen kann, so die MVG. Zudem lägen in der Zeit zwei Schulferienabschnitte - die vollen Pfingstferien und ein Teil der Sommerferien.

Allerdings fallen die Semesterferien nun einmal anders. Zudem nutze man - zumindest in der Saison 2013 - die fußballfreie Zeit geschickt und komplett aus, heißt es aus der MVG. Andernfalls würden an Spieltagen Zehntausende Fans in die Ersatzbusse drängen, um zur Arena nach Fröttmaning zu kommen.

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