Bauarbeiten beendet:Ein Sommer in Staub und Dreck

Krach, Schmutz und leere Geschäfte: Die Trambahnschienen nahe der Oper wurden in den Sommerferein erneuert, viele Geschäftsinhaber klagen über Verluste. Nur die Touristen scheint das Chaos nicht zu stören.

Laura Martin

Eng war es in den vergangenen Wochen zwischen Maximilianstraße und Theatinerstraße - und chaotisch. Die Trambahn-Gleise wurden erneuert, der Bauzaun reichte zeitweise bis kurz vor die Türen der Geschäfte. Dass Passanten auf der kleinen Perusastraße, die in der Verlängerung der Maximilianstraße zur Theatinerstraße führt, kaum vorankamen und jedes Fahrrad Chaos verursachte, ist nicht verwunderlich. Wenn dann zusätzlich die kleinen orangenen Baufahrzeuge auf den wenigen verbliebenen Metern Bürgersteig entlangfuhren, vergraulten sie auch die letzten Kunden - Geschäftsinhaber klagen über Verluste.

Bauarbeiten beendet: Dauerstau in der Altstadt: Mit Baustelle, Tram, Fußgängern und Radfahrern auf einmal kamen die engen Straßen an ihre Kapazitätsgrenzen.

Dauerstau in der Altstadt: Mit Baustelle, Tram, Fußgängern und Radfahrern auf einmal kamen die engen Straßen an ihre Kapazitätsgrenzen.

(Foto: Catherina Hess)

Immerhin ließen sich die Touristen von dem Baulärm, dem Staub und dem Piepen der Fahrzeuge nicht stören - Münchens Highlights konnten sie aber selbst dann nicht erkennen, wenn sie direkt davor standen. Just am Beginn der Maximilianstraße blieben viele von ihnen stehen und suchten verwirrt nach der Prachtstraße, die wegen der vielen Laster, Kräne und Bagger kaum zu erkennen war - die Gleisarbeiten sind nur eine Baustelle unter vielen in der Innenstadt.

In dem Durcheinander vor der Oper war während des Friedenstreffens anlässlich der Gedenkfeiern zu den Anschlägen vom 11. September sogar ein lebendiger Wegweiser anzutreffen: Ein junger Italiener hielt geduldig ein Schild mit einem Pfeil und der Aufschrift "Residenz" dem Strom von Passanten, Rikschas und hektischen Radlern entgegen - nur wenige Meter von der Residenz entfernt.

Dass die Tram nach sechs Wochen pünktlich zum Schulbeginn wieder fährt, lässt die Geschäftsinhaber erleichtert durchatmen. Ihre Läden waren zuletzt oft leer geblieben, abgesehen von Staub und Dreck. "Die Wochen waren katastrophal", klagt Geschäftsleiter Oliver Busch vom Hutmacher Zehme in Sichtweite der Oper. "Wir haben 20 Prozent Umsatzverlust, und das genau vom ersten Tag der Bauarbeiten an." Besonders samstags sei es schlimm gewesen, die Kunden hätten nicht vor seinem Schaufenster stehenbleiben können, ohne einen Stau zu verursachen. "Die ganze Perusastraße beklagt sich, man bleibt auf der Ware sitzen", schimpft Busch weiter.

Er kritisiert, dass die Bauarbeiten ausgerechnet in die Zeit des Sommerschlussverkaufs gelegt wurden - den Stadtwerken ging es jedoch darum, die Sommerferien auszunutzen. Die Leute vom Tabakhändler Zechbauer schließen sich den Beschwerden allerdings nicht an: Man habe keine Einbußen zu beklagen und ärgere sich auch sonst nicht über die Baustelle. "Rauchen muss man halt immer, egal ob mit oder ohne Baustelle", kommentiert Hut-Händler Busch und schaut auf seine vielen Waren - für 300 Euro pro Stück greift der Passant nicht mal eben im Vorbeigehen zu.

Ein paar Läden weiter, im Roeckl-Eck, berichtet Jennifer Böhm vom mühsamen Kampf gegen den Schmutz. Vor ihrem Laden wurde regelmäßig Kies abgeladen. "Die Tür kann da nicht offen bleiben, und das wirkt dann gleich weniger einladend", sagt die junge Frau. "Tote Hose", resümiert sie die vergangenen Wochen. Selbst die Shopping-Nacht habe keine Besserung gebracht. Es kamen nur drei Kunden. Ein weiteres Hindernis, gerade in dieser Gegend: Weil in der Maximilianstraße auf 400 Metern ebenfalls an den Schienen gearbeitet wurde, war das Parkhaus zeitweise nur schwer erreichbar.

Ohne die Touristen hätte es wahrscheinlich noch mehr Einbußen gegeben. Im Pralinenladen Die süße Schachtel musste Geschäftsleiter Jürgen Rohles zwar auf seine Stammkunden verzichten, die nicht mehr mit der Tram zu ihm fahren konnten. Mit den Einnahmen von den Urlaubern hat er die Wochen aber gut überstanden. "Manche Touristen sehe ich neun Mal am Tag vorbeilaufen - da muss das Panorama ja schön sein!", sagt Rohles und lacht. "Es gehört dazu, damit müssen wir leben. Würden die Gleise nicht verbessert, würden wir uns auch beklagen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: