Basketball-Bundesliga:Gut gebrüllt bei den Löwen

Lesezeit: 3 min

"Pooooooli": Nationalspieler Paul Zipser (li.) hat einmal mehr eine starke Leistung (hier gegen den ehemaligen Teamkollegen Karim Jallow) gezeigt, sein Trainer ist dennoch nie zufrieden. Denn Andrea Trinchieri weiß, dass er noch besser spielen kann. (Foto: Franziska Gora /Huebner/Imago)

Der FC Bayern beendet seinen Niedersachsen-Trip nach dem Erfolg in Vechta mit einem 94:79-Sieg in Braunschweig und festigt Platz drei. Am Freitag schon folgt das Euroleague-Gastspiel beim spanischen Meister Vitoria-Gasteiz.

Von Ralf Tögel, München

Manchmal, so hat Basketball-Profi Paul Zipser erzählt, wird er sogar von seinem Gegenspieler gefragt, was denn passiert sei. Dann nämlich, wenn diese markerschütternden "Pooooooli"-Schreie durch die Halle schallen, abgefeuert vom Trainer des FC Bayern München. Oft registriert sie Zipser im Eifer des Gefechts gar nicht, oft habe der Trainer ja recht mit seinem Gebrüll, "er mag es halt nicht, wenn man denselben Fehler mehrmals macht". Aber noch öfter muss man sich schon fragen, was der heißblütige Italiener da am Spielfeldrand an seinem Pauli überhaupt zu kritisieren hat.

Wie am Dienstagabend, als die Bayern in der Bundesliga (BBL) bei den Basketball Löwen Braunschweig spielten, das dritte Viertel bog gerade in die Zielgerade ein, die Gäste führten sicher mit 58:49 Punkten. Kurz vorher hatte Trinchieri zur Besprechung gebeten und Pauli sich wohl nicht exakt genug an seine Vorgabe gehalten. Das ist dann in einer leeren Halle besonders gut zu hören. Die Bayern gewannen letztlich mit der Souveränität des deutlich besser besetzten Teams 94:79 und festigten den dritten Tabellenplatz.

Trainer Andrea Trinchieri weiß um die großen Fähigkeiten von Paul Zipser, deswegen piesackt er ihn zu immer besseren Leistungen

Auch dank des Münchner Nationalspielers, Zipser sammelte mit sicheren Würfen 13 Punkte, vier Rebounds und zwei Assists und zeigte noch ein paar Basketball-Schmankerl, etwa als er über das halbe Spielfeld dribbelte, weit vor dem Ring abhob und den Ball mit einem Dunking durch den Korb hämmerte. In Summe zeigte Pauli einmal mehr eine starke Leistung. Aber er kann mehr - und das weiß Andrea Trinchieri.

Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten hatten den athletischen 2,03-Meter-Forward ja bereits in die NBA zu den Chicago Bulls gebracht, und vielleicht wäre er noch dort, hätte ihm ein lange nicht erkannter Ermüdungsbruch im Bein nicht derart zu schaffen gemacht. Sein Vertrag wurde nicht verlängert, Zipser kurierte die hartnäckige Verletzung aus und ist seit zwei Jahren wieder zurück in München, beim FCB hatte er sich ja weiland bekanntlich für die NBA empfohlen. Und mit dem Italiener, der als nie zufriedener Perfektionist gilt, hat er vielleicht genau den richtigen Coach, der ihn zu jenen Leistungen anstachelt, die ihn wieder nach Übersee bringen könnten. Das ist das erklärte Ziel des 27-Jährigen.

Die Braunschweiger kämpfen wie Löwen, die Münchner haben den klar besseren Kader

Vorerst gilt es aber noch in Bundesliga und Euroleague einiges zu erledigen. In der BBL hat der Sieg in Braunschweig verdeutlicht, dass der Titel wohl nur über die Bayern führen wird. Zwar mussten in James Gist und Leon Radosevic gleich zwei Center den Niedersachsen-Trip der Bayern vorzeitig abbrechen und heimreisen, was einmal mehr die immense Belastung der beiden Wettbewerbe verdeutlicht.

Ständig muss Trinchieri angesichts verletzter Spieler improvisieren, Gist und Radosevic hatten sich am vergangenen Sonntag beim 93:78-Erfolg in Vechta Blessuren zugezogen. Doch der Kader der Bayern verfügt über genügend Breite und Qualität für Aufgaben wie die in Braunschweig. In der leeren Volkswagenhalle war JaJuan Johnson mit 22 Punkten Topscorer, zweistellig trafen neben Zipser noch Jalen Reynolds (19), Zan Sisko (14) und D.J. Seeley (11).

Das war auch nötig, denn auch Spiele wie das beim Tabellenzwölften sind keinesfalls mit angezogener Handbremse zu gewinnen. Die Braunschweiger, deren Alleingesellschafter der dort groß gewordene NBA-Star Dennis Schröder ist, kämpften wirklich wie Löwen. Was gut am Center-Duell zwischen Reynolds und seinem Gegenüber Gavin Schilling zu beobachten war: Beide beharkten sich nach allen Regeln der Basketball-Kunst, beide erzielten 19 Punkte und waren Stützen ihrer Teams. Doch während der 28-jährige Reynolds zur europäischen Elite auf dieser Position zu zählen ist, muss sich der drei Jahre jüngere Schilling auf diesem Niveau erst nachhaltig beweisen, was ihm der Münchner Kollege absolut zutraut: "Das war ein hartes Duell und eine gute Vorbereitung auf das Spiel bei Baskonia."

Gute Vorbereitung für die Euroleague: Bayern-Center Jalen Reynolds (li.) lieferte sich mit Braunschweigs Gavin Schilling ein packendes Duell. (Foto: Susanne Hübner/Imago)

Dort nämlich müssen die Bayern bereits am Freitag in der Euroleague antreten, ein Sieg, es wäre der 19. im 29. Spiel, würde für den Tabellenvierten die Tür zu den Playoffs der besten Acht weit aufstoßen. Sechs Spiele stehen noch aus, der Vorsprung auf den Neunten Kaunas beträgt drei Siege - es bleibt eng. Immerhin wurde in der BBL der Rückstand auf Meister Berlin auf zwei Punkte reduziert, weil Alba gegen Oldenburg verloren hat. Das ist die Herausforderung, die die beiden deutschen Euroleague-Teams zu bewältigen haben. Immer auf den Punkt Leistung zu bringen, meist dreimal pro Woche. Da kann ein Trainer, der bekannt dafür ist, aus seinen Spielern das Maximum herauszukitzeln, nicht schaden. Auch wenn es mal laut wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: