Rennsalon:Wo die Freunde hinter der Theke stehen

Bar "Rennsalon" in München, 2013

Die Wände im Rennsalon sind holzvertäfelt, an einer Wand hängt eine Kuckucksuhr und an einer anderen steht in großen, gelb leuchtenden Lettern der Schriftzug: "Bar".

(Foto: Robert Haas)

Der Rennsalon im Glockenbachviertel wird nicht von einem Wirt, sondern von zehn Freunden geführt - und das bekommen die Gäste zu spüren. So entspannt geht es in kaum einer anderen Münchner Kneipe zu.

Lisa Sonnabend

Der Rennsalon ist keine gewöhnliche Kneipe. Die Bar, die in der Mitte des Raumes steht, ist so groß, dass zum Sitzen nicht mehr viel Platz bleibt. Das könnte man als ungeschickt bezeichnen, macht aber auch den besonderen Charme des Ladens aus. Die Gäste, die früh dran sind, lassen sich auf Barhockern, Holzstühlen oder Kinosesseln nieder. Der Rest steht dort, wo gerade ein wenig Platz ist.

Zumindest am Wochenende ist es meist so eng, dass der Weg auf die Toilette oder nach draußen zum Rauchen beschwerlich wird. Doch das macht gar nichts. Im Gegenteil: So kommt man schnell ins Gespräch.

Die Einrichtung des Rennsalons erinnert an eine Mischung aus WG-Zimmer, Vereinsheim und gepflegter Boazn. Die Wände sind holzvertäfelt, an einer Wand hängt eine Kuckucksuhr und an einer anderen steht in großen, gelb leuchtenden Lettern der Schriftzug: "Bar". In dem Gläserschrank hinter der Theke sind verschiedene Kuscheltiere und Figuren aufgestellt. Die Wände der Toiletten sind mit den Covern von Schallplatten von Volksmusikgrößen wie Heintje tapeziert.

Auch das Konzept ist eigen: Der Rennsalon hat nicht nur einen Wirt, sondern ist ein Bar-Kollektiv. Zehn Personen sind an dem Projekt beteiligt, die alle neben dem Barbetrieb noch einem normalen Beruf nachgehen. Und die alle Freunde sind. Das spürt der Gast. Denn im Rennsalon geht es entspannt zu. Nicht professionell oder glatt, sondern freundlich und lustig - und ab und an wird improvisiert.

Seit eineinhalb Jahren gibt es die Kneipe, die am Rande des Glockenbachviertels liegt - einige hundert Meter entfernt vom Gärtnerplatz, wo das Halligalli immer größer wird. Einer der Freunde hatte auf einer Kneipentour mitbekommen, dass das Vorgängerlokal schließen wird, und da dachte er sich: Warum nicht? Und startete einen Rundruf.

Seine Freunde konnte er schnell von der Idee überzeugen, schon wenige Wochen später standen sie in der Kneipe, die nun ihre war, und bereiteten die Eröffnung vor. Diejenigen von ihnen, die bereits Erfahrung in der Gastwirtschaft hatten, übten mit den anderen Drinks mischen. Diejenigen, die sich mit Wirtschaft auskennen, kalkulierten und rechneten.

Abends steht nun immer einer von ihnen hinter Bar, wenn viel los ist, zwei. Nicht nur für die Drinks ist er dann zuständig, sondern auch für die Musik. Und so heißt das Motto einmal "From Metal to Metal", ein andermal läuft Jazz und in diesen Tagen tritt eine Münchner Singer/Songwriterin live auf. Je nachdem, wer Dienst hat. Zudem bereitet der Freund hinter der Bar Kleinigkeiten wie die Rennsemmel zu, die keine kulinarische Offenbarung ist, aber bei großem Hunger ihren Zweck erfüllt. Und sie unterhalten sich über den Tresen mit den Anwesenden.

Die meisten Gäste kommen hierher und versumpfen - und das liegt nicht nur daran, dass der Rennsalon am Wochenende bis 3 Uhr geöffnet ist, sondern an der ganz besonderen Atmosphäre.

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