Almaviva ist im neuen „Barbier von Sevilla“ der Pasinger Fabrik kein schmachtender Tenor, sondern eine quicklebendige Sopranistin, bei der jeder Zoll ihres Körpers ständig in Bewegung ist. Anna Galushenko hat aber auch eine wunderbar moussierende Soubretten-Stimme, die nicht minder beweglich ist. Nur die Verkleidung als betrunkener Soldat will nicht so ganz überzeugen. Verliebt in Rosina, harmoniert sie mit dem Mezzo von Julie Nemer aufs Schönste, auch sie in der den Klamauk nicht scheuenden Regie von Florian Hackspiel stets in Bewegung, fast als befänden wir uns in einer Commedia dell’arte.
Ivo Kovrigar verkörpert als Komponist Rossini selbst seine Titelfigur und stellt sich folglich als Figarossini in seinem Lokal „Der Schwan von Pesaro“ vor, wie man Rossini nach seiner Geburtsstadt nannte. Wie immer sitzt das Publikum an Tischen, an denen getrunken und gegessen werden kann. Auch er sprüht nur so vor Spiellaune und singt seine berühmte Arie, in der er sich als das Faktotum der Stadt präsentiert, mit Verve und einem schönen Kavaliers-Bariton. Er ist hier Drahtzieher der Handlung und lässt das Publikum an der Uraufführung seiner Oper teilhaben.
Juho Stèn schlurft als Bartolo, der Rosina ebenfalls heiraten will, im Schlafrock über die kleine Bühne, die nur aus einem Alkoven und beweglichen Vorhängen aus schönem satinblauen Stoff besteht, die entsprechend häufig im Einsatz sind (Bühne: Thomas K. Mörschbacher). Der Bassbariton des Finnen hat eine schöne Präsenz, die er auch im Spiel beweist, während Jan Bukowski als Basilio schon mit seiner die Verleumdung preisenden Arie zeigt, wes Kind der Bassbariton ist, und dies mit eiskalter Hand auch im Spiel zeigt.

Wie immer musiziert am linken Rand der Bühne ein winziges Orchester, das mit Streichquintett, Flöte, Marimbaphon und Cembalo gute Figur macht und teilweise den Witz von Rossinis Partitur auf die Spitze treibt. Denn die Fassung von Dirigent Andreas P. Heinzmann, der die Fäden immer sicher in der Hand behält, und Jörg-Oliver Werner passt nicht nur akustisch perfekt zur Intimität der Szene, sondern funktioniert auch für sich ganz hervorragend.,
Der Barbier von Sevilla, bis 10. August, Tickets und weitere Informationen unter: pasinger-fabrik.de
