Spendierte Zeit
Barbara Yelin, 47, wird Stipendiatin in der Villa Massimo in Rom. Die Zeichnerin wurde als einzige Münchner Künstlerin für den sogenannten Rompreis von einer Jury ausgewählt. Der zehnmonatige Aufenthalt in der Villa beginnt im September 2025. Sie freue sich sehr über diese große Wertschätzung ihrer Arbeit, erklärte Yelin am Rande des Forschungsworkshops „Archiv of Memory“ am Wochenende in Zürich. Wie sie die Zeit nützen werde, könne sie momentan nicht beantworten.
Yelin beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit vom Holocaust betroffenen Persönlichkeiten. Nach intensiver Recherche und vielen Zeitzeugengesprächen setzt sie ihre Themen in Wort und Bild um. So entstand etwa die Comic-Biografie über die in Berlin geborene und 2014 in Tel Aviv verstorbene Schauspielerin Channa Maron. Im November 2023 erschien die Graphic Novel „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ (beide Reprodukt). In eindrücklicher Weise erzählt Yelin die Lebensgeschichte der ursprünglich niederländischen Arbel, die ihre Eltern durch die Nazis verloren hat, missbraucht worden ist und heute trotz ihrer Traumata regelmäßig nach Deutschland kommt, um in KZ-Gedenkstätten Schülerinnen und Schülern ihre Erlebnisse zu schildern.
Die Villa Massimo ist derzeit die größte deutsche Einrichtung zur Förderung hochbegabter deutscher Kunstschaffender durch einen Studienaufenthalt im Ausland, sie besteht seit 1913. Die Stipendien werden aus dem Bundesetat für Kultur und Medien finanziert. Preisträger waren neben vielen anderen in der Vergangenheit Hans Magnus Enzensberger, Ingo Schulze und Eva Menasse.
Olympischer Kampf
Sie nennen sich BBoys und BGirls, und die Besten dürfen dieses Jahr erstmals in der Disziplin Breakdance zu Olympia. Auch Serhat aus München und Joanna aus Dresden wollen in Paris dabei sein. Regisseurin Maike Conway hat die beiden monatelang beobachtet. Serhat begann schon mit sechs Jahren im Jugendzentrum im Kieferngarten mit dem Tanzen. Seit 2008 ist er Mitglied der Sankofa-Crew, Joanna breakt bei den Saxonz. Diesen Montag, 8. Juli, ist Conways Dok-Film „2Unbreakable“ beim „Kino, Mond und Sterne“-Open-Air im Westpark zu sehen. Die Filmcrew wird anwesend sein. Einlass 20 Uhr, Beginn etwa 21.15 Uhr.
Seelischer Beistand
Ruth Huber, 61, übernimmt die Leitung des Ressorts Seelsorge und kirchliches Leben im Erzbischöflichen Ordinariat München. Die gebürtige Münchnerin folgt in dieser Funktion auf Monsignore Thomas Schlichting. Huber wird das Amt am 1. September antreten. Das Ressort in diesem Zuschnitt wird dann erstmals von einer Frau und nicht mehr von einem Priester geleitet. Die Theologin leitet seit 2017 eine der vier Hauptabteilungen des Ressorts Seelsorge im Ordinariat. Als Pastoralreferentin war sie zuvor jahrelang in verschiedenen Gemeinden tätig und Seelsorgerin im Klinikum Schwabing.
Doppeltes Jubiläum
30 Jahre arbeitet das Münchner Künstlerduo Friederike & Uwe schon zusammen. In dieser oft als kurzlebig bezeichneten Zeit ein Grund zu feiern. Genauso sehen das Friederike Dopheide, 55, geborene von der Weppen, und Uwe Wulz, 58, die sich kurz F&U nennen. Sie begehen ihr Jubiläum mit einer Retrospektive auf ihre Schaffenszeit, zu der es auch einen Katalog (Icon Verlag) geben wird. Ausstellung und Buch bieten ein Wiedersehen mit vielen ihrer Pixelbilder, für die Friederike und Uwe farbige Plastikmosaiksteinchen der Nürnberger Spielzeugfirma Ministeck (inzwischen von Feuchtmann übernommen) verwenden.
Kennengelernt hat sich das Künstlerpaar nach eigenen Angaben 1989 während eines Praktikums bei einem Kirchenmaler in Bad Endorf. Beide bereiteten sich damals auf ihre Studiengänge an der Münchner Kunstakademie vor. 1994 bezogen sie ein Atelier in der Domagkstraße und produzierten von hier aus F&U-Objekte und -Merch, also Fanartikel – immer im Bewusstsein: Auch Kitsch ist Kunst et vice versa. In dieser Zeit entstanden Fotoinszenierungen zu Themen wie Badezimmer-Idyll, Weihnachten und Genderfragen. Einige dieser Bilder veröffentlichten sie als Karten in limitierter Auflage. Viele Jahre waren F&U auch privat ein Paar, die Trennung brachte sie beruflich nicht auseinander, im Gegenteil: Sie entwickeln sich weiter, gestalten Objekte, bleiben aber dem Material Plastik treu.
Die Jubiläumsschau findet in den Domagk-Ateliers (Halle 50) in der Margarete-Schütte-Lihotzky-Straße 30 statt. Vernissage ist Donnerstag, 11. Juli, 19 Uhr. Zu sehen bis 21. Juli, täglich 16 bis 20 Uhr.
Legale Liebe
Vor 30 Jahren ist der homofeindliche Paragraf 175 im Strafgesetzbuch endgültig abgeschafft worden. Eingeführt wurde er im Deutschen Kaiserreich 1871, stellte „widernatürliche Unzucht“ zwischen Männern unter Strafe und hatte 123 Jahre Verfolgung und Unterdrückung von queeren Menschen zur Folge. Anlässlich des Jubiläums, straffrei lieben zu können, haben sich sechs junge Kunstschaffende ein Jahr mit Seniorinnen und Senioren getroffen, die damals für die Freiheit und Gleichheit für homosexuelle Menschen kämpften. Sie haben sie immer wieder fotografiert und interviewt. Damit wollen sie deren queeres Erbe sichtbar machen und die Arbeit anerkennen, die ihr Leben prägte. Die non-binäre Fotograf*in Mara Fischer, 32, hat etwa die ehemalige Handballerin Kornelia Kohler, 65, begleitet, die mit ihren Katzen im Münchner Umland wohnt und ihre Liebe zu Frauen als Jugendliche durch den Profisport entdeckte. Die Fotos und ein Auszug aus den Gesprächen sind nun als Buch „Mit Euren Spuren“ im Distanz Verlag erschienen.