Süddeutsche Zeitung

"1, 2, 3, Tiki Tiki":Temporäres Südseeparadies am Sendlinger Tor

Lesezeit: 2 min

Das frühere "Padres" heißt jetzt "1, 2, 3, Tiki Tiki". Dort bieten Christoph und Patrick Pabst entspannte Atmosphäre, bunte Drinks und viel Nippes.

Von David Denk

Dieser Artikel ist leider nicht mehr aktuell, da es die Bar nicht mehr gibt.

"Wir brauchen zwischendurch manchmal ein bisschen Abstand voneinander", sagt Christoph Pabst über das Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder Patrick. Gut, dass die Theke, hinter der beide künftig wirken werden, zu den längsten im Glockenbachviertel gehört, also reichlich Auslauf bietet. Aber damit keine Missverständnisse aufkommen: Grundsätzlich verstehen sich die beiden gut, so gut, dass sie schon seit zehn Jahren gemeinsam eine Videoproduktionsfirma betreiben und nun eben - zusätzlich, aber schwerpunktmäßig - die seit Jahrzehnten als "Padres" bekannte Bar an der Blumenstraße, in der Scooter ihr Werk "Hyper Hyper" performten, bevor die Band zum Hype wurde.

Weil sie mit den früheren Wirten befreundet sind und selbst lange dort gearbeitet haben, sprechen die Pabst-Brüder von einer "sehr freundlichen Übernahme" - auch wenn Padres-Stammgäste, so das erklärte Ziel des anstehenden Umbaus, den Laden kaum wiedererkennen werden.

Bevor sie voraussichtlich Ende Mai in "Phase Zwo" starten - Codewort für ihr künftiges Konzept, über das sie noch wenig verraten möchten - bedienen sie seit Anfang März und noch den ganzen April über im "1, 2, 3, Tiki Tiki" die Sehnsucht nach einer besseren Welt oder zumindest einer entspannteren, mit an die roten Wände gesprühten Ananas; und es gibt, fürs gute Gewissen, keine Plastikstrohhalme.

Im Hintergrund läuft Exotica-Jazz, im Vordergrund stehen Urlaubsträume und die Drinks natürlich, hauptsächlich auf Basis von Rum, der Lieblingsspirituose von Christoph Pabst. Rund 50 Sorten hat er vorrätig, etwa ebenso viele Whiskeys sowie 25 Gins. Auf der "Aperitiki"-Karte finden sich Kreationen wie ein Maracuja Spritz und ein Mai Tai Spritz, zu denen hausgemachte Snacks wie ein Mango-Rucola-Frischkäse-Dip gereicht werden; wer es härter mag, greift zum "Planet of the Apes" oder "Beachbums Own", serviert in herrlich hässlichen Tiki-Tonbechern.

Es ist die Liebe zum - kitschigen - Detail, die das "1, 2, 3, Tiki Tiki" auszeichnet. "Die Tiki-Kultur ist ein Thema, in das man sich gut reinsteigern kann", sagt Christoph Pabst, der Bücher über die vor allem in den USA zwischen dem Zweiten Weltkrieg und Woodstock populäre Modewelle gewälzt und Nippes gesammelt hat. Über der Bar breitet ein Stoffpapagei seine Flügel aus, wahlweise können die Gäste auch aus Bechern in Form eines Hemingway-Kopfes trinken, für die besonders mutigen (und durstigen) gibt es auch einem Vulkan nachempfundene Bottiche.

Noch hat sich nicht herumgesprochen, dass in fußläufiger Entfernung zum Sendlinger Tor ein temporäres Südseeparadies zu entdecken ist, insbesondere unter der Woche hat man auch auf der gegenüberliegenden Seite der Theke viel Platz. Die beiden hoffen natürlich - für die Pop-Up-Phase, aber mehr noch für "Phase Zwo" - auf eine ähnlich treue Klientel, wie die Stammgäste des Padres es waren: "Die Leute kamen teilweise drei Tage die Woche und haben es sich ordentlich besorgt." Auf eine besonders zähe Truppe, die sonntags dort ihren Stammtisch abhielt, geht übrigens der lustige Name "1, 2, 3, Tiki Tiki" zurück. Es war ihr Trinkspruch.

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Quelle:
SZ vom 05.04.2019
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