Süddeutsche Zeitung

Soul Kitchen:Im Glockenbachviertel gibt es Pizza mit Vesuv-Tomaten

Tagsüber wird in der Soul Kitchen gutes Essen und guter Kaffee serviert, abends Drinks mit selbstgemachtem Limoncello.

Von Philipp Crone

Ein Restaurant kann man teilweise ja nur noch an der Tellergröße von einer Bar unterscheiden. Das geht immerhin ziemlich gut bei der neuen Soul Kitchen an der Fraunhoferstraße. Der Gastraum ist an warmen Tagen zur Straße hin offen, dort kann man sich zu großstädtischer Geräuschkulisse an einen der kleinen Tische setzen - derzeit ist es dafür natürlich zu frisch.

Schwarze Stühle, samtene Lehnen an den nackten Betonwänden, helle Holztische: Industrie-Chic trifft modernes Interieur, so weit, so normal. Tiefhängende Lampen, grauer Steinboden, eine gute Kaffeemaschine und ein original neapolitanischer Pizzaofen, das sind die Zutaten für eine derartige Essbar.

Die Gäste, die Männer gerne bebartet und unter ihren Caps lässig rüberschauend zu den ebenso gut auf ihr Äußeres achtenden Kollegen aus dem Barber House, kommen sowohl für Drinks, als auch für eine der besonderen Pizzen. Zum einen ist die neapolitanische Pizza eine, die nur kurz gebacken wird, dafür bei 400 Grad, und sie wird mit Tomaten belegt, die auf dem Vesuv wachsen. Das ist im Zeitalter, in dem alles irgendwie anders und besonders sein möchte, eine schöne Geschichte. Die schnöde bayerische Landtomate soll da ruhig beleidigt sein.

Zudem gibt es interessante Beläge, etwa mit Zitronenstaub, Pistazien und Ingwer oder mit Rote Beete, Ziegenkäse, Minze und Chili-Honig. Davor könnte man mit einem Man's Man starten, einem feinen Drink mit Bourbon, Cointreau, Aperol und Limonade (selbst gemacht, versteht sich) zu 9,50 Euro; oder mit einem italienischen Cocktail namens "O' Soule mio" mit Limoncello (auch selbst gemacht), Tonic Water und Minze (auch 9,50 Euro). Italienischer Wein oder Giesinger Bier ist auch vorhanden.

Tagsüber hat die Soul-Küche gutes Essen und guten Kaffee, am Abend wandelt sie sich zu einem kleinen Barrestaurant, das auch in Trastevere stehen könnte, kulinarisch und optisch. Soulmusik, junges Publikum, duftende Pizzen, kalte Drinks - für einen neapolitanischen Laden, der mitten im Münchner Hipster-Epizentrum eröffnet, hat es hier noch ausreichend italienische Locker- und Beiläufigkeit, dass sich auch jeder wohlfühlen kann, der keinen Bart mitbringt. Und nach einem Lemon Tiramisu kann man ganz von Ferne vielleicht die Glocken von Santa Maria in Trastevere oder gar die von Santa Maria Assunta in Neapel hören.

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Quelle:
SZ vom 23.11.2018/axi
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