Sehrwohl:Eine Café-Bar wie das Westend

Bar: sehrwohl im Westend, Westendstraße 66

Lange hat Xenya Jäger suchen müssen, bis sie in München endlich ihr eigenes Lokal gefunden hat.

(Foto: Florian Peljak)

Die meisten Gäste kommen ins Sehrwohl, um hier in Ruhe ein Bierchen zu zischen. An Wochenenden wird es in der kleinen Kneipe schnell kuschelig voll.

Von Janina Ventker

Schickimicki, Bussi-Bussi. Dieses München-Bild hat sich seit Helmut Dietls "Kir Royal" in den Köpfen verfestigt. Doch ein Münchner Viertel, das hoffentlich nie diesem Klischee entsprechen wird, ist das Westend, wo Dietls Vorstadtschlawiner Monaco Franze geboren wurde. Hier schreitet die Gentrifizierung gemächlicher voran als andernorts. Wo das Glockenbachviertel längst totsaniert und das beschauliche Untergiesing auf dem besten Weg dorthin ist, hält das Westend tapfer dagegen.

Im Westend haben in jüngster Zeit einige neue Läden eröffnet, die mit ihrer gewollt unprätentiösen Art hierherpassen. Sei es das "S.A.M.", in dem die Gäste auf Getränkekästen sitzend ihre Ramen-Suppe schlürfen, oder die Bar "Schwarzer Dackel", in der das Bier aus vier Zapfhähnen fließt. Neuer Zugang ist das "Sehrwohl - Café und Bar", das in der Westendstraße aufgesperrt hat. Die Künstler, die im gegenüberliegenden Köşk ausstellen, treffen sich hier auf ein Feierabendbier. Der nicht einmal 40 Quadratmeter große Gastraum füllt sich am Wochenende schnell. Betreiberin Xenya Jäger, 31, die schon lange Jahre in der Münchner Gastro arbeitet, zuletzt in der Bar Bikini Mitte, konnte aus ihrem Umfeld gleich die ersten Gäste akquirieren. Wie passend, dass der Name Xenya übersetzt die "Gastfreundliche" bedeutet.

Abends zischen hier viele ein Bierchen von der Schlossbrauerei Maxlrainer (0,33 Liter für 3,20 Euro). Aber selbst im Westend gibt es Aperol Spritz und Hugo - zu vertretbaren Preisen (5,50 bzw. 6,50 Euro). Die Longdrinks sind keine Ausgeburt an Kreativität, aber solide, etwa die Klassiker Gin Tonic und Moscow Mule (je 8,50 Euro). Tagsüber funktioniert das schlichte Lokal mit den grauen Wänden und dunkelgrünen Sitzbänken als Nachbarschaftscafé. Kaffee, Kuchen, kleine Mittagskarte. Eine Dame, die auf einen Espresso (1,60 Euro) vorbeischaut, streckt den Daumen zum Abschied in die Höhe - "super Kaffee", sagt sie im Gehen. Der Kaffee kommt von der kleinen Giesinger Rösterei "Dal 18".

Jäger ist froh, endlich ein eigenes Lokal gefunden zu haben. Sie sagt, nur das sei in München noch schwieriger als eine Wohnung zu finden. Wenn man nicht gerade eine horrende Ablöse an den Vorpächter zahlen möchte. Für die Bussi-Bussis und Schickimickis wäre das wohl kein Problem. Aber es leben halt auch noch normale Menschen in der Stadt.

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