Bar Paisano:Wo Elyas am eigenen Tresen lehnt

Schauspieler und Frauenschwarm Elyas M'Barek hat seine erste eigene Bar eröffnet - mit viel Marmor und gestylten Gästen. Die Selfiejägerinnen mussten aber draußen bleiben.

Von Laura Kaufmann

Die Zahnspangenmädchen, die hier mit plattgedrückten Nasen am Schaufenster stehen sollten, sie sind nicht mehr da. Der Türsteher hat sie schon lange wieder weggeschickt, da half kein Betteln und kein Flehen. Aber dafür ist der Typ da, auf den sie gehofft hatten. Wie aus dem Nichts ist er aufgetaucht und begrüßt den Türsteher jetzt mit Handschlag und ein paar lässigen Worten: Einer wie Elyas M'Barek lässt sich den ersten Abend in der ersten eigenen Bar nicht nehmen.

Und das Paisano, das der "Fack ju Göhte"-Star ab jetzt mit dem Gastronomen Fabio Spagna und dem Designer Gregor Myszor betreibt, hat heute zwar seinen ersten Abend, ist aber nicht mal eben provisorisch aufgesperrt worden. Hier sitzt jede Naht und jede Niete schon dort, wo sie sitzen soll. Der Tresen ist aus Marmor wie der Boden auch, ein Tempel zur Huldigung der Cocktailkunst. Man stellt sich dazu die drei Neu-Restaurantbesitzer vor, wie sie Marmorbilder in ihrer Whats-App-Gruppe hin- und herschicken, kichern, "Echt jetzt? Findet ihr nicht zu porno?"

Doch der Laden im Färbergraben funktioniert ausgezeichnet. Auch, weil er nicht besonders groß ist und weil die boomerangförmige Bar in der Mitte die Leute um sich schart. Zwischen dem Tresen und den schmalen Sitzgelegenheiten an der Wand wird es eng. Seidenhemd an Lederjacke, frisch manikürte Hand an Schulter, verzeihendes Lächeln. Das Paisano ist gut gefüllt mit schönen Menschen, die Frauen geschminkt und frisiert wie für das erste Date. Die Eisengitter an den Schaufenstern, die Diebe von dem einstigen Perlenladen fernhalten sollten, schützen jetzt Louis-Vuitton-Taschen und Moncler-Jacken.

Das Personal sieht aus wie von der Modelagentur gecastet

Auch das Personal, professionell in weiße Hemden und schwarze Schürzen gekleidet, sieht aus wie von einer Modelagentur gecastet. Aber die hervorragenden Drinks lassen vermuten, dass Aussehen nicht das einzige Einstellungskriterium war: Eine kleine, ambitionierte Cocktailkarte, Sprizz und Hugo für kaum taschengeldtaugliche 7,50 Euro, für einen Fünfer mehr auch in der Champagnervariante. Den Hausdrink aus Aperol, Gin und Blutorange ziert eine Zucker-Rosmarin-Kruste. An anderen Tagen soll es auch Frühstück und eine mediterrane Mittags- und Abendkarte geben. Die Schreibtischlampen auf dem Tresen werfen warmes Licht; das Grau der Wände scheint mal dunkelblau zu schimmern, mal mattschwarz.

Mitten im Gewusel steht Elyas M'Barek am Tresen, redet mit Freunden, lacht. Der Mann, dessentwegen schon eine Kinopremiere abgesagt werden musste, weil zu viele Teenager in Ohnmacht gefallen sind. In seinem Paisano hat er seine Ruhe, ist einer von den anderen. Dabei weiß die halbe Stadt, dass er heute hier sein könnte. Nur auf seiner Facebookseite, der Bibel seiner Fans, hat er nichts verraten. Keiner fragt nach einem Selfie.

Prominente, die ein Lokal eröffnen: Das gibt es häufiger, nur in München eher nicht. Der Berliner Rapper Sido werkelt noch an seiner Bar in der Müllerstraße, davon abgesehen gehen die Stars und Sternchen der Stadt lieber selbst trinken, statt Drinks zu servieren. Elyas M'Barek dagegen hat schon als Barkeeper gejobbt, bevor er als Schauspieler groß durchstartete. In Glockenbach-Hipster-Läden, solchen, wie auch sein Partner Fabio Spagna zwei hat, die "Lola Bar" und das "Italian Shot". "Man wächst ja mit seinen Läden", sagt Spagna. Das Paisano ist erwachsener, gediegener als die Vorläufer.

Gegen Mitternacht ebbt das Gedränge langsam ab, die meisten Gäste müssen morgen früh raus. Die Zahnspangenmädchen sind übrigens maulend ins Vapiano weitergezogen, Spaghetti-Frustessen. Aber sie werden wiederkommen. Dann vielleicht auf einen Cappuccino.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: