Hotelbar Ory:Münchner Lässigkeit trifft asiatische Eleganz

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In der Ory-Bar hängt ein beleuchteter Riesenfächer unter der Decke. (Foto: Robert Haas)

Das Ory im Mandarin Oriental versteht sich als zeitgemäße Hotelbar. Das ganze Ensemble ist ein Spiel mit dem Haus und seiner Geschichte.

Von Christian Mayer

Als Gast des Mandarin Oriental kennt man das Spiel mit dem Fächer, sprachlich wie bildlich: Der Fächer ist das Erkennungszeichen der Luxuskette aus Fernost, eine Reminiszenz an jene Zeiten, als es noch keine heruntergekühlten Räume gab, sondern handliche Hilfsmittel, um die Hitze zu verscheuchen. In der neuen Ory Bar in der Neuturmstraße spielt das Symbol eine raumgreifende Rolle: Die Gäste sitzen unter einem beleuchteten Riesenfächer aus Messing, der von feinem Stoff umhüllt ist.

Das ganze Ensemble ist natürlich ein Spiel mit dem Haus und seiner Geschichte: Das Ory mit seinen knapp 70 Sitzplätzen versteht sich einerseits als zeitgemäße Hotelbar, die wie eine Bühne aus Holz und Stein gebaut und von der Straße her als ein Ort der Entschleunigung sichtbar ist. Andererseits wollen die Betreiber den Gästen etwas Eigenständiges bieten - zum Beispiel einen kreisrunden Tresen und eine rote Sofa-Sitzreihe, was sich schon jetzt, wenige Wochen nach der inoffiziellen Eröffnung, als recht gruppendynamisch erwiesen hat.

Im Ory hat sich ein Kollektiv junger Gastronomen zusammengetan

Münchner Lässigkeit trifft auf Mandarin-Eleganz: Günstig ist so etwas in Münchens absoluter Toplage natürlich nicht zu haben. Drinks wie der Sallah Swizzle, Royal Hawaian, Jessie's Girl oder You, The Cat & Me (letzterer mit Tequila, Aprikose, Kokosnusswasser und Kaffeearoma) halten aber, was die Namen andeuten. Ein bisserl Spektakel im Cocktailglas soll schon sein (ca. 13 bis 17 Euro). Was auch auf das Bar-Menü zutrifft: Gerichte wie der "Shrimp Burger" (23 Euro) und oder Duckling Duck (19 Euro, Ente-Teigtasche mit Rotkohl und Marzipan) haben eindeutig Mandarin-Niveau, auch preislich, wobei das Hongkong-Hipstertum, das die Kette sonst gerne pflegt, an diesem Ort zum Glück nicht überstrapaziert wird.

Bei den bisherigen Besuchen hatte man das Gefühl: Das Personal ist nicht nur bemüht und freundlich, sondern versteht was vom Handwerklichen. Im Ory hat sich ein Kollektiv junger Gastronomen zusammengetan. Maximilian Gradl, Dietmar Petri, Alex Recknagel, Simon Köster und Lukas Motejzik kennt man aus anderen Lokalen wie dem Herzog und der Bar Zephyr. Man legt hier viel Wert auf Details, von den Schwebelampen über die tropisch anmutenden Pflanzen bis hin zur Karte, die das Abenteurertum der Sechzigerjahre beschwört. Fehlt nur noch eine Erklärung für den Namen: Ory ist eine Kurzform von Memory. Soll heißen: Hier kann man, stilvoll heruntergedimmt, Abende verbringen, die hoffentlich in guter Erinnerung bleiben.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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