Bar Komitee:Diese Kneipe ist wohltuend unfertig

Bar Komitee: Hier zapft der Chef noch selbst: André Kentzler kümmert sich im Komitee um den Bier-Nachschub.

Hier zapft der Chef noch selbst: André Kentzler kümmert sich im Komitee um den Bier-Nachschub.

(Foto: Robert Haas)

Das Komitee ist eine entspannte Kneipe im Univiertel, die mit Schummerlicht und Holzmöbeln ein kleines bisschen hip daherkommt.

Von David Denk

Es ist ein Statement, das eine Freundin der Wirte da in schwungvoller Schrift an die Wand gepinselt hat: Wodka Bull ist auf der Getränkekarte durchgestrichen, gibt's nicht. Fans von "Discoschorle", diesem berühmt-berüchtigten Aufputsch-Mischgetränk, sind in der Komitee Bar fehl am Platze. Auch wenn regelmäßig DJs auflegen (manchmal auch die Chefs selbst): Dies ist kein Drei-Tage-wach-Schuppen, sondern eine entspannte Kneipe im Univiertel, die mit orangerotem Schummerlicht und Holzmöbeln Marke Eigenbau ein bisschen hip daherkommt, aber bloß nicht zu sehr.

Bodenständigkeit ist in der Komitee Bar Konzept. Sie hätten ja selbst "die Schnauze voll von hochnäsigen Barkeepern", sagt André Kentzler, einer der fünf Betreiber. Tagsüber kümmert er sich in einer Werbeagentur um die Neukunden, abends hinter der L-förmigen Bar um die Drinks, die hier keine Wissenschaft sind, selten aus mehr als zwei Komponenten bestehen. Kentzler möchte ein nahbarer Gastgeber sein: "Wir sagen zu den Leuten Hallo und geben ihnen die Hand." An diesem Januarmittwoch funktioniert das ziemlich gut, weil der Laden angenehm gefüllt ist, aber nicht überlaufen. Man hat den Eindruck, dass vor allem der erweiterte Freundeskreis der Betreiber versammelt ist - aber das kann auch an der familiären Atmosphäre liegen.

Das Komitee, Ende Juli 2018 eröffnet als inoffizieller Nachfolger einer Zwischennutzung in einem früheren Dark Room im Glockenbachviertel, ist ein noch nicht vollständig eingelöstes Versprechen. Das beginnt schon, bevor man die Bar überhaupt betreten hat. Auf der großen überdachten Terrasse, die man bei Minusgraden und Schneetreiben als solche freilich kaum wahrnimmt, steht ein alter Eiswagen, aus dem heraus Glühwein und Erdäpfelgulasch mit Okraschoten verkauft wird. Im Sommer soll hier Gekühltes über den Tresen gehen und die Terrasse mit dem Inneren verschmelzen, weil sich die Fensterfront der Komitee Bar komplett öffnen lässt, sodass ein großer luftiger Raum entsteht. Angesichts der niedrigen Decken bedeutet das eine klare Aufwertung.

Ein bisschen früher im Jahr soll das Komitee nach den Plänen der Betreiber auch am Dienstag geöffnet sein und einen Mittagstisch anbieten - und schon von Februar an eine Abendkarte mit Kleinigkeiten nach dem Tapas-Prinzip. An den Details wird noch getüftelt. Auf jeden Fall aber sollen Vegetarier wie Fleischesser auf ihre Kosten kommen. Doch gerade das ist so sympathisch an der Komitee Bar: Hier ist (noch) nichts in Stein gemeißelt, sondern alles Work in progress - sehr wohltuend in einer Stadt, die nicht gerade an einem Überangebot unfertiger Orte leidet. Das Komitee hat das Potenzial, gemeinsam mit seinen Gästen eine außergewöhnliche Atmosphäre zu schaffen. Vorher muss sich allerdings noch weiter herumsprechen, dass es den Laden überhaupt gibt.

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