Bar in der Altstadt:Schauspieler oder nicht - in dieser Bar werden alle gleich behandelt

Bar in der Altstadt: Die Barkeeper in der Kulisse mixen nun auch Highballs, also Cocktails, die eher Longdrinks sind.

Die Barkeeper in der Kulisse mixen nun auch Highballs, also Cocktails, die eher Longdrinks sind.

(Foto: Robert Haas)

Die Bar Kulisse in den Kammerspielen eröffnet aufgehübscht, hat aber ihren alten Charme behalten.

Von Anna Hoben

Die Kulisse ist für alle da, für Einheimische und Touristen, Theatergänger und Luxus-Shopper, und das gefühlt schon immer. 1958 eröffnete Hans Sachsenhauser das Lokal in der Maximilianstraße an den Kammerspielen, später übernahm es sein Sohn Johannes, der es heute noch führt. Die Kulisse nähert sich also in großen Schritten dem Seniorenalter, nächstes Jahr wird das 60-jährige Bestehen gefeiert. Es gibt Mitarbeiter, die arbeiten seit 30 Jahren in der Kulisse, der Küchenchef ist seit 16 Jahren dabei. Eine solche Konstanz ist eher selten in der Gastronomie, sie spricht wohl für den Küchenchef - und natürlich auch für das Lokal.

Vor 16 Jahren wurde schon einmal groß umgebaut, damals wurden auch die Kammerspiele saniert. Und nun war mal wieder Zeit für ein wenig Veränderung. Ein "Facelifting" habe man dem Lokal verpasst, sagt Johannes Sachsenhauser, er wollte ein paar Dinge "behutsam anpassen, damit es nicht verstaubt". Damit die Kulisse auch im Seniorenalter frisch wirkt und für alle zugänglich bleibt. Während des Oktoberfests wurde also umgebaut, eine Woche lang blieb das Lokal geschlossen. Vergangene Woche wurde die Wiedereröffnung gefeiert, mit einer großen Party.

Die Lederbänke sind neu, die Paneele und Spiegel an der Wand, die Lampen, das Logo, die Barverkleidung und die Speisekarte. Der Raum ist nun in ein dezentes, warmes Pink getaucht. Die Klassiker, Club Sandwich zum Beispiel, gibt es immer noch auf der Karte, "die Gäste würden uns steinigen, wenn wir die runternehmen". Neu ist etwa das Teatime-Angebot, mit Tee, Torte und Shortbread. Neu sind auch die Highballs (jeweils 9 Euro), also Cocktails, die eher Longdrinks sind, beispielsweise ein Dark & Stormy mit Rum, Limette und Ginger Beer. Bier (zum Beispiel 3,70 Euro für 0,33 Liter Tegernseer) ist hier auf der Maximilianstraße umgerechnet teurer als auf der Wiesn, den weißen Hauswein gibt es für 6 Euro.

Früher saß in der Kulisse Heinz Rühmann, und Bernd Eichinger warf Gläser an die Wand, so gehen die Geschichten. Auch heute noch kann man unter den Gästen berühmte Leute entdecken, "die Verkäuferin sitzt neben dem Promi oder dem Konzernvorstand", sagt Sachsenhauser, "und alle werden gleich behandelt, ohne Wertung". Für ihn ist die "Kulisse" kein Szenelokal, "es gibt keine Poser, jeder ist einfach da". Und in der Tat ist die Atmosphäre angenehm unaufgeregt, es gibt keine große Show, und vielleicht ist die Kulisse insofern dann doch gar nicht mal so typisch münchnerisch.

Auch hier ist der Wandel der Maximilianstraße zu spüren, es gibt natürlich noch immer viele Luxus-Modeläden, aber auch immer mehr Juweliere für ein noch exklusiveres Publikum, das verkleinert die Laufkundschaft. Arabische Medizintouristen und ihre Familien mögen das Lokal. Im Großen und Ganzen aber geben noch immer die umliegenden Theater den Rhythmus vor. Ob man nun vor der Vorstellung kommt oder danach, das spielt am Ende eine Nebenrolle.

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