Bar Roy:In dieser Bar nimmt man Fasching und Schlager ernst

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Früher war mehr Lametta: Im Roy trifft man nicht selten Pärchen in den besten Jahren beim Kennenlern-Candlelight-Dinner. (Foto: Stephan Rumpf)

Deshalb ist das Roy in der Münchner Altstadt aber noch lange kein Halligalli-Schuppen.

Von Anna Günther

Tür auf, Licht an, Disco! Wer das Roy zum ersten Mal betritt, ist überwältigt bis überfordert. Hunderte geriffelte Metallic-Spiralen hängen von der Decke, dazwischen Federpuschel, Orden und venezianische Masken - die Faschingsdekoration. Gewechselt wird acht Mal im Jahr. Wie lange das Umschmücken dauert, möchte man sich lieber nicht vorstellen.

Die Tür zum Roy ist auch ein Tor zur Vergangenheit. Einer Zeit, in der mehr auch mehr war, wilde Muster angesagt waren, Queen, Abba und Bruce Springsteen aus den Radios dröhnten und spartanische Möblierung nicht chic oder clean, sondern unvorstellbar ungemütlich wirkte. Kein Zentimeter Wand ist frei, neben, über und unter Fotos hängen noch mehr Fotos von Menschen, die einst berühmt waren, aber eher den älteren Gästen ein Begriff sind. Damals, als sie mit der ersten Liebe tanzend schmusten, und das "schwofen" oder "Schieber" nannten.

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Aus den Boxen schallen Oldies und Evergreens, "Marmor, Stein und Eisen bricht", "Dschingis Khan" und zu später Stunde "Schatzi, schenk mir ein Foto". Wirt Günther Grauer greift manchmal gleich selbst zum Mikrofon. In den Neunzigerjahren war "der singende Wirt vom Starnberger See" mit Guildo Horn und Dieter Thomas Kuhn Teil des Neuen Deutschen Schlagers. Heute ist der 50-jährige Grauer Chef im Roy und Präsident der Faschingsgesellschaft Narrhalla. Seit fast 60 Jahren gibt es die Bar am Sendlinger Tor, anfangs war sie Café, dann Erlebnisgastronomie, benannt nach Roy Dubowy, dem Sohn der Cafébesitzerin. Günther Grauer übernahm das Roy vor elf Jahren, vorher war er lange Geschäftsführer. Schlager werden im Roy sehr ernst genommen und Fasching sowieso.

Wer zu später Stunde ins Roy kommt, betritt diese Bar nicht wegen der Cocktails. Es gibt zwar alles, was man so erwartet, Mojito, Whisky Sour, Caipirinha. Aber mit dem Erfindungsreichtum der hippen Mixologen kann das Roy nicht mithalten. Das muss es auch nicht. Im Roy geht es um mehr. Wer das Roy besucht, möchte Geschichte spüren und Glamour, wie es ihn heute kaum noch in München gibt.

Die Bar ist kein Halligalli-Schuppen, wer am Türsteher vorbeikommt, merkt das spätestens an weißen Tischdecken, Kerzenständern aus Silber und den Preisen. Caipiroshka, Mojito oder "Günthers Hauscocktail" mit fruchtig-süßen Säften, Grenadine und Wodka kosten 11,50 Euro, Wein zwischen sieben und 9,50 Euro, Bier 4,50 Euro. Das Roy will weder Eckkneipe sein, noch trendy Bar. Das Roy muss man zelebrieren und genießen wollen. Grauer spricht vom größten Champagnerkeller der Stadt, entsprechend trifft man im Roy nicht selten Pärchen in den besten Jahren beim Kennenlern-Candlelight-Dinner.

An diesem Abend geht es lockerer zu. Das Grüppchen an der Bar, Altersgruppe Jugendliebe in den frühen Achtzigern, diskutiert laut über die ganz großen Themen - und bezieht die jüngeren Gäste mit ein. Liebe kennt schließlich keine Altersgrenzen. Und im Roy reden ohnehin irgendwie alle miteinander über alles.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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