Süddeutsche Zeitung

Bar "Fiedler & Fuchs":Wie in der Vorstadt

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Mit dem Bier vor der Kneipe auf der Straße sitzen. Geht in München nicht wegen der Autos? In Untergiesing schon. Die neue Bar "Fiedler & Fuchs" ist genau der richtige Ort für lärmgeplagte Stadtbewohner.

Von Karoline Meta Beisel

In München wohnen viele Menschen. Das ist schön, denn es sind gar nicht mal selten welche darunter, die echt okay sind und mit denen man ein Helles trinken kann. Ein Nachteil des Ganzen ist aber: Es wollen viele Leute miteinander Bier trinken, vor allem im Sommer und vor allem draußen auf den Bürgersteigen. Dann ist's überall ein großes Hallo und nirgends hat man mehr seine Ruhe. Über Stunden ungestört einfach irgendwo sitzen, das kann man auf Münchens Straßen nur an wenigen Orten.

Jetzt aber ist mit dem "Fiedler & Fuchs" genau so ein Ort dazugekommen. Oder besser: zurückgekommen, denn früher war an derselben Stelle das "Feuerberg", ein Burgerladen. Eigentlich sitzt man hier auf der großen Terrasse mitten an einer bebauten Kreuzung.

Kein einziges Auto

Aber in dieser Ecke von Untergiesing sagen sich Fiedler und Fuchs "Gute Nacht": Den ganzen Abend kommt kein einziges Auto vorbei (und auch so gut wie keine Fußgänger). So lassen sich draußen unter der großen Markise und dem ausgeblichenen blau-weißen Sonnenschirm viele Stunden vertrödeln. Ein Bier folgt auf das andere, Kinder springen umher, ein Hund liegt unter dem Tisch. Vorstadtgefühl kommt auf. Herrlich!

Dass der Name vom "Fiedler & Fuchs" ein bisschen an den Haaren herbeigezogen ist: Egal. Aber man lernt etwas dabei. Die Wirtschaft liegt nämlich an der Ecke Cannabich-/Voßstraße. Christian Cannabich war ein berühmter Fiedler, das erklärt den ersten Teil des Namens. Johann Heinrich Voß wiederum war kein Fuchs, sondern ein Dichter und Übersetzer. Der Karte zufolge ist "Voß" aber auch ein plattdeutsches Wort mit eben dieser Bedeutung. Demnach hätte man den Laden ohne Synonyme auch "Cannabich und Voß" nennen können, aber dann hätten die Münchner vielleicht gedacht, das sei eine Drogenhöhle.

Stattdessen ist das "Fiedler & Fuchs" laut Betreiber Daniel Mraz in erster Linie eine Stadtteilwirtschaft, auch wenn ein paar Gäste von weiter her nach Untergiesing reisen - aus Harlaching, zum Beispiel.

Spinatknödel oder doch nur ein Kaffee

Auf der Karte stehen allerlei Spezereien aus der alpenländischen Küche, von Schlutzkrapfen über Spinatknödel bis zu Kaiserschmarrn. Am Sonntag gibt es Frühstück. Man kann aber genauso gut einfach auf einen Kaffee, ein Helles (0,5 Liter Tegernseer Helles für 3,40 Euro) oder ein Glas Fritz-Müller-Perlwein auf Eis (4,80 Euro) vorbeischauen. Im Regal hinter der Theke gibt es Hochprozentiges, das nicht auf der Karte steht - leckeren Schlehengeist oder Trester von der Rieslingtraube (jeweils 4,20 Euro) zum Beispiel.

Und wenn man dann vor lauter Perlwein doch noch leutselig geworden ist, ist man trotz Vorstadtambiente ganz schnell wieder in der Innenstadt, wo all die anderen rumwuseln.

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Quelle:
SZ vom 18.07.2014
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