Bar Corso:Altmodische Zwetschgen im Glas

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Der Zwetschgen Old Fashioned, der hier entsteht, schmeckt genau so, wie der Gast ihn sich wünscht: trocken, nur mit einer leichten Fruchtnote versehen. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Corso ist Tagescafé, Restaurant und Bar in einem. Was das Lokal im Glockenbachviertel zu einer echten Empfehlung macht, sind die Drinks, denen die Kellner gerne mal ein wenig Rosmarin untermischen.

Von Thierry Backes

Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Es ist das eine, ein Tagescafé in einem Viertel zu führen, in dem Hunderte Menschen arbeiten und Kantinen eher die Ausnahme als die Regel sind. Dazu braucht es einen Koch, der einfache Mittagsgerichte zu vernünftigen Preisen anbietet. Und vielleicht eine gute Kaffeemaschine. Es ist etwas anderes, ein Tagescafé, das läuft, abends in eine schicke Bar zu verwandeln, noch dazu, wenn die zugleich ein ordentliches Restaurant sein soll. Dass den Betreibern des Corso an der Müllerstraße all dies gelingt, ist beeindruckend. Dass es ihnen so gelingt, macht die Bar zu einer Empfehlung.

Da wäre etwa das Essen. Abends stehen gut ein Dutzend Speisen auf der Karte, wobei das mit der Karte so eine Sache ist. Sie hängt als Tafel vorne am Eingang; wer sie lesen will, muss sich zwischen zwei Tischreihen quetschen. Was erst mal für ein unangenehmes Gefühl des Beobachtetwerdens sorgt, lohnt sich später, wenn die mit Trüffelscheibchen garnierten Tagliatelle in Rahmsoße (14,20 Euro) vor einem stehen. Die Crostini mit Schafskäse (8,80) sind zwar nicht gerade üppig über den Teller verteilt, sie laufen aber unter Vorspeise, was dann auch wieder passt, zumal sich ein Haufen Salat zu ihnen gesellt.

"Hausgemachte Essenzen" verleihen den Drinks eine eigene Note

Impressionen aus der Bar Corso
:Bunte Essenzen

Das Corso ist Tagescafé, Restaurant und Bar in einem. Trotzdem schafft das Lokal, abends zu überzeugen.

Von Thierry Backes

Zu den Getränken: Das Corso wirbt nebulös mit "hausgemachten Essenzen", die hinter der Bar in Glasflaschen präsentiert werden und den Cocktails eine eigene Note verleihen sollen. Empfohlen sei an dieser Stelle der Zwetschgen Old Fashioned (9), der genau so schmeckt, wie der Gast ihn sich wünscht: trocken, nur mit einer leichten Fruchtnote versehen. Serviert wird er stilecht in einem Whisky Tumbler mit einer ordentlichen Portion gewürfeltem Eis - perfekt.

Der Rosmarin Gin Fizz (9) überzeugt auch, aber anders. Der Rosmarin ist unendlich präsenter als die Zwetschge, vor allem aber verträgt er sich wunderbar mit dem Zitronensaft. Gewöhnungsbedürftig ist allenfalls das Eiweiß, das den Drink cremig machen soll. Doch wer das nicht mag, sagt einfach Bescheid. Die geschulten und bei der Wahl sehr hilfsbereiten Kellner lassen es dann weg.

Überhaupt wirkt das Lokal ziemlich hip und locker. Im Unterschied zur Loretta Bar legt das Corso aber keinen besonderen Wert darauf, besonders hip und locker zu sein. Dass die Bar tagsüber geöffnet hat, merkt man abends kaum, dafür sorgt das schummrige, indirekte Licht. Urige Eichenbalken und alte Industrie-Hocker bringen die nötige Patina. Und die Musik ist so leise, dass sie ständig von dem Gemurmel der anderen Gäste übertönt wird - was leider auch daran liegt, dass die beiden Räume etwas vollgestellt sind. Doch das fällt einem alles erst später auf, wenn die ausgezeichneten Drinks nicht mehr nachwirken.

© SZ vom 29.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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