Banken:Warum das Sparschwein Geld vernichtet

Vor dem Weltspartag

Oder einfach ins Sparschwein: Wer für sein Kind Geld zurücklegen will, hat es in Zeiten von Negativzinsen nicht so leicht.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Zum Weltspartag warnen die Banken: Wer sein Vermögen praktisch unverzinst auf dem Konto hortet, hat einen hohen Kaufkraftverlust. Trotzdem setzen die Münchner weiter auf konservative Anlagen

Von Günther Knoll

Zinsen gibt es praktisch keine, deshalb lohnt sich auch das klassische Sparen nicht. Das wissen die meisten, und dennoch tun sie es. Nach einer Studie, welche die Commerzbank beim Meinungsforschungsinstitut Kantar TNS in Auftrag gab, nutzen 45 Prozent der befragten Bayern ein Sparbuch. 27 Prozent füttern demnach sogar noch ihr liebstes Haustier, das Sparschwein. Mehr als der Hälfte davon, 56 Prozent, ist jedoch bewusst, dass sich Immobilienerwerb am besten für Vermögensbildung eignet, gefolgt von Investmentfonds und dem Bausparvertrag.

Was soll dann ein Weltspartag, den es seit 1925 gibt und an dem viele Münchner Geldinstitute festhalten? Gefeiert wird er an diesem Dienstag, 30. Oktober, allerdings nicht mehr mit solchem Aufwand wie früher. Zwar dient das Datum nach wie vor dazu, Kinder mit dem Gedanken des Sparens und des sorgsamen Umgangs mit Geld vertraut zu machen, und auch dazu, neue Bankkunden zu werben, doch in Zeiten der Null-Zins-Politik sieht Vermögensbildung anders aus, als Geld aufs Konto zu legen und geduldig auf den Zinsertrag zu warten.

Allein in der Commerzbank-Niederlassung München sind derzeit 6,2 Milliarden Euro unverzinst auf Girokonten, Sparbüchern oder Termineinlagen angelegt. "Das tut schon weh anzusehen", sagt Werner Braun, Bereichsvorstand Süd der Commerzbank. Bei zwei Prozent Inflationsrate bedeute das in zehn Jahren einen Kaufkraftverlust von 20 Prozent. Deshalb bedeutet für Braun das Nicht-Anlegen von Vermögen ein "volkswirtschaftliches Desaster". Und darum findet er das Wort "Sparen" nicht mehr zeitgemäß, denn die Aufforderung dazu gleiche "einem Aufruf zur Geldvernichtung". Man solle den Tag besser in "Weltanlagetag" umbenennen und die Kunden entsprechend beraten.

Die Stadtsparkasse München ist mit mehr als 14 Milliarden Euro Einlagen Marktführer im Privatkundenbereich. Sie hält die Tradition des Weltspartags hoch und wirbt mit Geschenken für die Kleinen, die ihre Münzen aus dem Sparschwein einlösen können. Gleichzeitig setzt sie auf verstärkte Beratung der erwachsenen Sparer, die sie auf die Vorzüge eines speziellen Mischfonds aufmerksam macht. Denn wer sich alleine nicht an Finanzprodukte herantraue, sollte den Weltspartag zum Anlass nehmen, um sich beraten zu lassen, sagt Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern. Denn "jeder Cent, der in die Vorsorge gesteckt wird, macht sich bezahlt". Laut "Vermögensbarometer", einer repräsentativen Befragung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, macht sich derzeit nur ein Viertel der Bayern Sorgen wegen des niedrigen Zinsniveaus, ein Fünftel im Freistaat allerdings spart überhaupt nichts.

Die Hypo-Vereinsbank hat den Weltspartag gleich in einen Weltsparmonat umfunktioniert. Wer dort im Oktober ein Konto eröffnet, kann an einem Gewinnspiel teilnehmen, in dem kleine Goldbarren oder Tickets für Fußballspiele des FC Bayern verlost werden. Und für Neukunden unter 26 Jahren gibt es sogar Startguthaben. Auch die Spardabank München wirbt derzeit mit einer solchen Prämie, wenn man ein neues Onlinekonto anlegt. Noch bis zum 2. November laufen die Weltsparwochen der Münchner Bank, bei denen die Kleinen lernen sollen, dass sich Sparen lohnt. Die Volks- und Raiffeisenbanken informieren im Rahmen einer Weltsparwoche über sinnvolle Geldanlage und Vorsorge fürs Alter.

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