Süddeutsche Zeitung

Band der Woche:Bleibt im Ohr

Jayy rappt über Hadern, Hasenbergl und Neuperlach. Und will jungen Menschen mehr Selbstvertrauen geben.

Von Johanna Schmidt

Schon lange wird in der Deutschrap-Szene darüber diskutiert, was Authentizität und Kredibilität eigentlich bedeuten. Für den Münchner Rapper Jayy, der mit bürgerlichem Namen Jonathan Uvwo heißt, ist die Antwort darauf eine recht einfache. "Du musst hinter dem stehen, was du tust. Du kannst keinen Partysong machen, wenn du in der schlimmsten Depression steckst." Schon im Alter von acht Jahren hat der heute 24-Jährige Rap gehört. Damals vor allem Deutschrap. Bis sein Bruder seinen MP3-Player nahm, die deutschen Tracks löschte und die 512 Megabyte mit etwa 300 Songs füllte, die ausschließlich von US-Rappern stammten. Die Begründung des Bruders: "Hier verstehst du wenigstens nicht so viel vom Text."

Dass Jayys Einflüsse nicht innerhalb nationaler Grenzen verharren, ist seiner Musik anzumerken. Ebenso, wie seine Definition von Authentizität. Reflektiert und fast schon kühl rappt er im Song Blocklife über Lebensverhältnisse, die oft nicht in das Bild von München als, wie Jayy sie nennt, "saubere Stadt" passen wollen. Über Bezirke wie Hadern, Hasenbergl und Neuperlach. Doch ist es beim ersten Hören vor allem Jayys Stimme, die im Ohr bleibt. Rough und tief erinnert sie schon fast an die von OG Keemo. Jayy zeigt hiermit außerdem seine Eigenständigkeit, natürlich dürfen Adlibs nicht fehlen, in Kombination mit Elementen, die hier und da auch Anleihen von französischem Drill haben, beweist Jayy allerdings musikalischen Weitblick.

Bereits mit fünfzehn nahm Jonathan seine ersten Songs auf. Etwa drei Wochen lang schrieb er Texte, die erst keiner hören und lesen durfte. Dann rappte er sie Freunden vor, die waren begeistert, und so fiel der Entschluss, mit Rap weiterzumachen. "Ich habe dann Bücher und Equipment gekauft und in meinem Kinderzimmer angefangen, Musik zu machen." Zu dieser Zeit hätte er gerne schon Menschen um sich gehabt, die auch Musik machen und ihn verstehen. Mittlerweile hat er das und möchte junge Menschen, die ebenfalls rappen, anleiten und ihnen Selbstvertrauen vermitteln. "Ich glaube, dass viele Jungs die falschen Leute um sich haben. Leute, die sie nicht verstehen, ihnen nicht zuhören. Gerade, wenn sie in schwierigen Phasen sind. Wenn diese Jungs mit jemandem wie mir reden können, kann ihnen das vielleicht helfen", sagt Jayy.

Was er sonst noch vorhat? Demnächst wird erstmal eine EP erscheinen, inklusive Musikvideos, die alle in Zusammenarbeit mit Freunden produziert werden. Und irgendwann steht dann noch ein Song für seine Mutter und für seine kleine Tochter an. Letztere hört auch schon Deutschrap. Gerne Apache 207. Meistens zum Einschlafen.

Jayy

  • Stil: Rap
  • Besetzung: Jonathan Uvwo
  • Seit: 2013

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