Band der Woche:Bass in Schüben

Lesezeit: 2 min

Eigentlich ist er ein Sonnenschein, sagt Tim Gerloff, der sich als Musiker Blanked Flow nennt. "Aber ich muss meine innere Dunkelheit irgendwo rauslassen." Also landet sie in seiner Musik. (Foto: Robert Kwass)

Der junge Musiker Blanked Flow rappt über seine Panikattacken.

Von Nicole Salowa

Düstere, tiefe Klänge - tief wie das Wasser unterhalb der Eisschicht des zugefrorenen Hackensees. Auf dessen Oberfläche liegt Tim Gerloff, der sich als Musiker Blanked Flow nennt, im Musikvideo zu seinem Track "Golden". Gerappte Zeilen münden in Gesang. Zunächst sanft, dann blitzartig explosiv. Der prägnante Bass kommt in Schüben. Ähnlich wie es bei Panikattacken der Fall ist, um die geht es in seinem Song. Im vergangenen Jahr hatte er häufig mit ihnen zu kämpfen, erzählt er. Rasender Herzschlag, Wellen an Panik, die einen wie aus dem Nichts überrollen.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Mit seiner Musik hat er eine Möglichkeit gefunden, Probleme zu verarbeiten und eine Seite zeigen zu können, die andere häufig nicht zu sehen bekommen. "Ich würde mich als Sonnenschein beschreiben, das steht im totalen Kontrast zu meinem Sound. Aber ich muss meine innere Dunkelheit irgendwo rauslassen. Ich finde, in diesem Prozess liegt etwas Schönes, es ist wie eine Ausreinigung", sagt Tim.

Von Hip-Hop inspiriert kaufte sich Tim, 23, vor sieben Jahren seine erste Drum-Maschine. Auf dem Gymnasium fühlte er sich häufig verloren inmitten einer Menschenmenge, die nicht wirklich zusammenpasst, wie er sagt. Gestresst von der Schule kam er nach Hause und fing an, Beats zu bauen. Jeden Tag. "Mit der Musik konnte ich mir dann eine eigene Welt bauen, wo keiner einem was vormacht", sagt er.

Als die ersten Rapper mit ihm zusammenarbeiten wollten, lehnte er ab. "Die Texte waren nicht authentisch genug, die haben in ihren Lyrics vorgegeben, etwas zu sein, was sie nicht sind - eine Rolle gespielt. Das hat mir nicht gepasst. Dann hab ich angefangen, selbst Lyrics auf meine Beats zu schreiben", sagt Tim. Er rappt auf Englisch, möchte sich so von der Deutschrap-Szene distanzieren. Zu sehr sei diese von Proll-Rap geprägt.

Die Beats sind mal treibend und gehetzt, mal ruhig und sanft. Ruhige Rap-Passagen können explosivem Gesang folgen. Mittlerweile kommen die Panikattacken seltener, ebben langsam ab, erzählt Tim. Auch während dieser schwierigen Passage wich ihm die Musik nicht von der Seite. Wie ein "Gummiball" fühle er sich zwar manchmal noch, aber es hat sich doch einiges getan. "Ich glaub, ich habe es ein Stück akzeptiert und deswegen stört es mich nicht mehr so", sagt Tim. Dass er jetzt selbstbestimmt seinen Weg gehen kann, das zähle.

Blanked Flow

  • Stil: Experimental Hip-Hop
  • Besetzung: Tim Gerloff
  • Aus: München
  • Seit: 2015
© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: