Die verzerrte Gitarren sind nicht zu überhören, trotzdem fragt ein Musiker den Techniker, ob er alles noch ein bisschen lauter stellen könne. Ungeschliffen, rau und vor allem laut klingt „Better Luck Next Time“ der Münchner Band Die greisligen Uhus – der Track mündet in einem Schrei. Schließt man die Augen, gibt der Sound einem das Gefühl, in einer verrauchten Kneipe zu sitzen. „Es geht um Gedanken, die man sich macht, wenn man nach einer harten Nacht aufwacht und sich fragt, was zur Hölle man gestern getan hat“, sagt Felix Fries, 19, Sänger der Band.
Sitzt die Band beisammen, wird viel gelacht. „Jakob und ich machten zusammen Musik und haben dann angefangen, beim Feiern Leute zu fragen, ob sie eine Band gründen wollen“, sagt Bassist Linus Büchele, 21. Knapp ein halbes Jahr später waren die greisligen Uhus mit fünf Bandmitgliedern vollzählig. Auch einen Proberaum fanden sie: das Therapiezimmer in der Kinder-und Jugendbetreuung von Linus Mutter. „Das Gebäude war am Abend immer leer“, sagt Linus und grinst. Außerdem praktisch: in dem Zimmer steht ein E-Schlagzeug, an dem die Kinder tagsüber ihre Energie herauslassen können. Oder eben die greisligen Uhus bei Nacht – Uhus sind ja schließlich nachtaktiv.
„Ich weiß noch, als mir zu Beginn immer das Drum-Set auseinandergefallen ist, weil es an einer einzelnen Stange montiert war“, sagt Drummer Leo Zellner, 21, und lacht. Die greisligen UHUs nehmen sich nicht allzu ernst in dem, was sie tun, und sind sich dabei für kein Genre zu schade. Daher findet man stilistisch eine bunte Explosion an ohrenbetäubendem Kreischen bis hin zu verträumten fünfminütigen Indie-Pop-Tracks. „Jeder bringt in den Proberaum eine andere Stimmung mit, den Rest lassen wir einfach passieren“, sagt Felix. Dabei entstehen lange Jam-Sessions und letztendlich auch fertige Tracks.
Band der Woche: Blumenstraße:Da wächst was
Per Instagram-Kommentar zum Musikduo: Ida Nassef und Laurenz Ebert haben sich online kennengelernt – und wenig später erste Songs im Kinderzimmer aufgenommen.
„Indem ich mich durch Musik ausdrücke, möchte ich das zurückgeben, was mir Musik mein Leben lang gegeben hat“, sagt Linus. Dabei geht es nicht darum, ein klares Konzept zu haben. Sondern die Freiheit, einfach Musik zu machen und auf den Prozess zu vertrauen. „Vieles passiert einfach aus Versehen, zufällig oder wird aus einzelnen Fetzen zusammengesetzt“, sagt Gitarrist Tobi Urschnell, 21. Das scheint den Uhus zu gelingen, beim „Running for the Best“-Newcomer-Contest des Kreisjugendrings schafften sie es kürzlich bis ins Finale.
Die greisligen Uhus
Stil: Experimental
Besetzung: Felix Fries (Vocals), Leo Zellner (Drums), Tobi Urschnell (Gitarre), Jakob Schnell (Gitarre), Linus Büchele(Bass)
Seit: 2021