Süddeutsche Zeitung

Band der Woche:"Musik ist für mich Selbsttherapie"

In seinen Songs drückt Marlon Peter seine Gefühle aus - und die können kompliziert sein. Seine Bipolarität spiegelt sich in der Vielfalt seiner musikalischen Stilrichtungen wider

Von Amelie Völker

Mal liegt er kaum bekleidet auf einem Pferd. Mal posiert er mit High Heels und lackierten Fingernägeln. Wer ist dieser Musiker? Vor allem: Wer ist dieser Mensch? "Ich war zwei Jahre auf der Suche nach einem Mittel, mit dem ich mich und meine Gefühle ausdrücken kann", sagt Marlon Peter, 27.

Sein Mittel fand er an einem Ort, an dem er zunächst andere Antworten finden wollte. Anfang 2021 erhielt Marlon die Diagnose Bipolarität. Er habe dieses Thema erst kleingeredet, sagt er. Marlon entschied sich dann doch für einen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik. Dort habe er viel über sich selbst herausgefunden. "Da ist etwas in mir. Und ich habe gelernt, damit umzugehen", sagt Marlon. Musik half ihm in dieser Zeit besonders. Er begann, Songs zu schreiben, und performte diese auf Open-stage-Abenden, die jeden Freitag in der Klinik stattfanden. "Musik ist für mich Selbsttherapie", sagt Marlon. "Sie hilft mir, meine Gefühle so auszudrücken, wie ich sie sonst vielleicht nicht aussprechen kann."

Auf Grund der Bipolarität seien auch seine Songs sehr divers, sagt Marlon. "In mir gibt es verschiedene Anteile. Auch musikalisch gesehen", sagt er. Mit 1werbung will er allen eine Plattform geben - fast wie bei einem musikalischen Kollektiv. "Aber es ist alles am Ende auch Marlon", sagt er. Mal klingt Marlon nach Wanda, mal nach Cro oder auch mal nach Helge Schneider. "Ich will es mir auf jeden Fall offenhalten und mich nirgendwo einschränken", sagt Marlon. "Das ist auch die schöne Freiheit. An einem Tag kann es ein schnulziger Ballade-Song sein, den ich schreibe, an einem anderen Tag ist es ein Punk-Track."

Beim oberflächlichen Hören wirken Marlons Songs positiv, unbedarft - beinahe trashig und ironisch. Sie alle haben eingängige Melodien, Ohrwurm-Garantie und vermitteln gute Laune. Das liegt insbesondere daran, dass Marlon sich selbst, aber auch seine Musik, nicht allzu ernst nimmt. Hört man jedoch genauer hin, entdeckt man im Text Hinweise auf die schwierigeren Kapitel in seinem Leben. "Viele Songs, die ich in der Klinik geschrieben habe, sind aus einer Traurigkeit heraus entstanden", sagt Marlon. "Wenn man die Texte genauer ansieht, kann man das vielleicht erkennen. Das ist mein Antrieb. Traurigkeit in etwas Schönes umzuwälzen."

1werbung

  • Stil: Deutschrap, New Wave
  • Besetzung: Marlon Peter
  • Seit: 2021

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