Band der Woche:Johanna Mauk

Singer-Songwriter leiden regelmäßig unter Herzschmerz. Es geht aber noch eine Spur trauriger: "Meine ersten Lieder habe ich auf dem Friedhof geschrieben", sagt die 24-Jährige

Von Anastasia Trenkler

Singer-Songwriter leiden regelmäßig unter Herzschmerz. Zumindest singen sie häufig davon. Gut, dass sie damit nicht alleine sind. Spätestens im Teenager-Alter haben viele ihre erste große Liebe verloren. Wer im Alltag keine traurigen Balladen hört, sieht das bei Liebeskummer vielleicht anders. So oder so, sie werden gehört. Den Singer-Songwritern dient als Inspirationsquelle häufig die eigene traurige Liebesvergangenheit. Ebenso wie Gangsta-Rapper über das Straßenleben erzählen und sich der Mainstream an der Chartspitze orientiert. Inspiration ist meist nicht individuell, sondern genrespezifisch vorgegeben.

Doch es gibt Ausnahmen: "Meine ersten Lieder habe ich auf dem Friedhof geschrieben", sagt die Singer-Songwriterin Johanna Mauk. Die 24-Jährige macht weder Emo-Mukke, noch wirkt sie auf irgendeine Weise trist. Sie lacht häufig und macht gerne Witze. Johanna erklärt: "In der Schulzeit wollte ich ein Praktikum bei einem Gerichtsmediziner machen. Das hat nicht geklappt. Also habe ich bei einem Bestatter hospitiert. Später habe ich dort einen Nebenjob bekommen und mich von der Stimmung inspirieren lassen." Weil ihre Mutter als Musikerin häufig auf Beerdigungen spielt, hat Johanna anfangs selbst begonnen, Lieder für solche Anlässe zu schreiben. Diese wurden später dennoch von Liebesliedern abgelöst.

Ihre Debütsingle "Bitte bleib" wird am 11. Oktober auf Spotify erscheinen. "Es geht um eine Liebesbeziehung, die eigentlich noch gar nicht begonnen hat. Man weiß, dass die andere Person einem nicht gut tut und kann es aber dennoch nicht lassen", sagt Johanna. Musikalisch sind Bratschen-Klänge charakteristisch für die Songs der Münchnerin. Im Alter von drei Jahren hat Johanna angefangen, Geigenunterricht zu nehmen. Heute spielt sie Viola, Gitarre und Klavier. Bei Auftritten kombiniert sie ihren Gesang mit dem Instrumentalen. Ein Gitarrist und ein Bassist begleiten sie dann häufig.

"Meine Lieder wirken leidend. Wenn man zwei, drei der Songs live spielt, dann funktioniert das. Hat man aber einen Slot von einer Stunde zu füllen, dann wird das zu viel", sagt Johanna. In Zukunft wolle sie daher etwas fröhlichere Sachen schreiben. Ein Schlagzeug könne helfen, einige der Songs aufzulockern. Ihr Sound ist eine Mischung aus klassischem Singer-Songwriting und Elementen aus dem Pop und Folk. Wenn sie live auftritt, dann am liebsten mit Band. Denn obwohl Johanna ihren Bachelor in Jena gemacht hat und nun für den Master nach Berlin gezogen ist, bleibt München ihre musikalische Basis. "Ich habe meine Band hier, und an der hänge ich sehr. Ich komme häufig nach Hause und wir spielen hier die meisten Live-Auftritte", sagt Johanna.

In München gebe es viele tolle Orte, um aufzutreten, und auch das Niveau sei hoch. "Die Leute hier sind musikalisch einfach gut", sagt Johanna. Gerade sei sie gemeinsam mit ihrer Band dabei, einige Songs erstmals aufzunehmen. Auf "Bitte bleib" sollen noch weitere Singles folgen. Das Aufnehmen sei vollkommen neu für sie. "Man hat so viele Möglichkeiten und gerade muss ich noch herausfinden, was sich gut klingt und auch abseits der Bühne funktioniert", sagt die Musikerin. Johanna singt auf Deutsch und Englisch, möchte sich nicht auf nur eine Sprache festlegen. Im deutschsprachigen Bereich ist der Singer-Songwriter Faber ein Vorbild. Auch seine Songs dienen ihr als Inspiration. "Im Moment konzentrieren wir uns auf die Aufnahmen. Wenn das durch ist, dann werden wieder Live-Auftritte folgen", sagt Johanna. Man darf gespannt sein auf eine Münchner Singer-Songwriterin, die ihr Publikum mit klassischen, aber nicht gewöhnlichen Songs mit verschiedenen Themen und unterschiedlichen musikalischen Einflüssen begeistert.

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