Band der Woche:JaYYah

Die Münchner Rapperin hat ihr erstes Album veröffentlicht

Von Anastasia Trenkler

Trap regiert die Deutschrap-Charts. Das ist keine neue Entwicklung, sondern eine Tatsache. Spickt man den Songtext dann noch mit reichlich vielen Markennamen und lässt alles von Autotune verfremden, so hat man als Musiker gute Chancen, einen Hit zu landen. Das Mainstream-Publikum bekommt von solchen Songs nicht genug. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie jeder gut findet. Rapper Fatoni sieht die Entwicklungen innerhalb des eigenen Genres kritisch. Mit dem Song "Clint Eastwood" schafft er eine ironisch-unterhaltsame Bestandsaufnahme des momentanen Status-Quo. Auch Rap-Legende Sido scheint wenig begeistert. In dem kürzlich erschienen Track "Wie Papa" zeigt er sich genervt vom Einheitsbrei der beliebten Spotify-Playliste "Modus Mio".

Ob diese Kritik berechtigt ist, darüber kann man sich streiten. Dennoch scheinen sich immer mehr Musiker an dem Charts-Diktat zu orientieren. Auch das erste Album "Kein Jazz" der Münchner Rapperin JaYYah kommt wie die nächste Trap-Platte daher . Autotune und altbackene Themen wie Markenklamotten und Geld dominiere ihre Songs. Es lohnt sich aber genauer hinzuhören. JaYYah schafft einen Perspektivenwechsel, der vielleicht nicht von Anfang an deutlich wird. "Ich rappe über Markennamen. Aber meist in dem Kontext, dass ich mein Geld eben nicht dafür ausgebe", sagt sie. Statt dessen investiert sie in Körperschmuck, der unter die Haut geht. Das macht sie im Song "Tattoowieren" deutlich. Im Musikvideo zu "Grüne Scheine" posiert sie gemeinsam mit Feature-Gast Roger Rekless in Neuperlach. Einem Viertel, das nicht gerade für Protz und Reichtum bekannt ist.

"Man sollte den Song nicht zu ernst nehmen. Vieles ist durchaus ironisch gemeint", sagt JaYYah. Was anfangs altbacken wirkt, zeigt sich in ihren Songs in einem neuen Kontext. In "Noch nie" verrät sie: "Ich hab' noch nie in meinem Leben Teile genommen." Mit "Okay" will sie sagen, dass man auf die Frage "Wie geht es dir?" nicht immer mit "gut" antworten muss. Denn "okay" sei eben okay. Der Track "Ich jetzt auch" wirkt wie ihr eigenes Bekenntnis zum Genre Cloud-Rap. Ein wenig ironisch und verspielt schafft JaYYah eine Mischung aus seichten, wichtigen und etwas kritischen Themen.

Erst Ende vergangenen Junis veröffentlichte die Rapperin ihr erstes Hip-Hop-Album. Dennoch ist sie kein Neuling in der Musik-Branche. Anna Schmid, wie die Münchnerin mit bürgerlichem Namen heißt, ist seit einigen Jahren als Tontechnikerin tätig. In der Vergangenheit trat sie als Singer-Songwriterin ANNA auf. "Mit Rap habe ich eine Ausdrucksform gefunden, die sich für mich gut anfühlt", sagt sie. Ihre Tracks mixt und mastert sie selbst. Dennoch sei das Musik-Machen mehr Hobby als Beruf. Annas Musik soll Spaß machen. Ihr selbst und im besten Fall anderen. "Ich habe großen Respekt vor Rappern, die vor allem lyrisch was drauf haben. Ich weiß, dass ich davon weit entfernt bin. Das ist aber auch völlig in Ordnung", sagt sie. Ihrer Meinung nach würden sich viele Künstler selbst zu ernst nehmen. Sie dagegen hält die eigenen Ansprüche an die Musik eher niedrig. "Das nimmt der Sache viel Druck", sagt sie.

Anna mag auf den ersten Blick locker wirken. Der Song "Mann im Mond" zeigt jedoch ihre nachdenkliche Art. Die Künstlerin beschäftigt sich mit Themen wie Nachhaltigkeit und auch Feminismus. Ihrer Meinung nach sei die Debatte über Frauen im Hip-Hop wichtig. "Ich finde es nur schade, dass wir überhaupt darüber sprechen müssen. Es sollte doch eigentlich keinen Unterschied machen, ob eine Frau oder ein Mann rappt", sagt sie. Solche Gedanken und auch ihr eigenes Leben inspirieren sie beim Songwriting. Im Herbst möchte sie weitere Tracks veröffentlichen. Einen genauen Termin gibt es jedoch nicht. Stilistisch soll es in eine ähnliche Richtung gehen.

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