Süddeutsche Zeitung

Band der Woche:Fallwander

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Hört man die Musik von Teresa Allgaier und Theresa Zaremba, denkt man unmittelbar an nordische Weiten, unverbaute Ausblicke

Von Amelie Völker

"Können wir den Leuten diese Stille zumuten?" Diese Frage, so sagt die Geigerin Teresa Allgaier, die zusammen mit Theresa Zaremba das Musik-Duo Fallwander bildet, "haben wir uns oft gefragt". Ihre Erfahrungen bei Live-Auftritten haben gezeigt: Auch auf die ruhigen Momente in ihren Songs konnten sich die Zuschauer gut einlassen.

Ihre Lieder, die "Waves" oder "Spleen" heißen, sind atmosphärisch, psychedelisch und reduziert, mit vielen lang gezogenen Tönen. Alle akustischen Elemente wie Gesang, Geige oder Klavier sind voller Effekte. Hört man Fallwanders Musik, so denkt man unmittelbar an nordische Weiten, unverbaute Ausblicke. Dabei werden die beiden vor allem von inneren Prozessen inspiriert, sagt Teresa. Vielleicht klingt ihre Musik deshalb auch so intim und intensiv. "Wir haben gefühlt immer schon zusammen Musik gemacht", sagt Teresa. Früher mit der Geige in klassischen Kammermusikkonzerten. Heute nennen sie ihr Genre "Ambient Chamber Pop".

Live spielen die beiden am liebsten in einem kleinen Rahmen. An einem Set-up ohne strikte Rollen. Beide Musikerinnen singen und spielen alle Instrumente und wechseln auch stetig durch. "Es fühlt sich immer noch sehr kammermusikalisch an", sagt Teresa. "Und es ist viel stärker und intensiver dadurch, dass wir uns eine Art Welt gebaut haben. In dieser Welt haben sich eine eigene Ästhetik und eigene Regeln entwickelt."

Eine dieser Regeln ist zum Beispiel, dass Fallwander musikalischer Freiraum sein soll. Eine Ebene ohne Druck und Zwang. Alles kann, nichts muss. Theresa und Teresa verfolgen einen experimentellen und autodidaktischen Ansatz: Viele der Instrumente haben sie durch dieses Musikprojekt erst gelernt. Teresa, die aus dem klassischen Bereich kommt, hat sich hier beispielsweise zum ersten Mal mit Synthesizern beschäftigt. "Das war für mich Freiraum, mich da spielerisch anzunähern."

Eine nordische Verbindung gibt es dann doch: Als "Artists in Residence" verbrachten sie einen Monat auf einer einsamen norwegischen Insel ohne Infrastruktur und Einkaufsmöglichkeiten. In dieser Abgeschiedenheit entstand ihr Bandname. Fallwander ist ein abstraktes Fantasiewort, das keine direkte Bedeutung hat. Doch es besteht aus den deutschen Wörtern "Fallen" und "Wandern", die Assoziationen hervorrufen. Der Bandname ist somit ähnlich abstrakt wie die Musik. Teresa sagt: "Nur in dieser Abgeschiedenheit konnte uns Fallwander einfallen."

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Quelle:
SZ vom 19.07.2021
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