Band der Woche:Embrace The Emperor

Das Quartett spielt sehr gut gemachten und britisch angehauchten Indie-Rock

Von Rita Argauer

Das Verhältnis zu den eigenen Vorbildern ist oft ein Kreuz. "Kill your Idols" skandierten einst die besonders Coolen, die sich von jeder Tradition lösen wollten. Sonic Youth benannten 1983 eine EP nach dieser alten Punk-Parole, Courtney Love brachte im Song "Old Age" mit ihrer Band Hole Mitte der Neunzigerjahre noch einen weiteren Aspekt der Idole auf den Punkt: "It's okay to kill your idols / Just pretend you have no rivals", heißt es da. Mord am Vorbild ist also okay, noch wichtiger aber: Tu so, als hättest du keine Rivalen. Denn anders als das Idol, das großformatig im Teenager-Zimmer aufgehängt wird, ist das Idol, wenn man selbst Kunst macht, auch immer ein Rivale. Keine Band möchte über ihren neuen Song hören, der klinge wie das Lied der Vorbilder. Keiner verliert gern seine künstlerische Eigenständigkeit.

Dass es die aber sowieso nicht in so einer Reinform gibt, wie dies gerne propagiert wird, damit geht die Münchner Band Embrace The Emperor erstaunlich gelassen um. Sänger und Gitarrist Lukas Prommer sowie der Gitarrist Luca Bönsch und Iñaki Ugarte am Bass haben sich bereits zu Schulzeiten kennengelernt und da hauptsächlich Songs der Arctic Monkeys gecovert. Das hört man in der Musik auch heute noch deutlich. Jede Band hat Einflüsse, und die meisten Musiker lernen das Songschreiben übers Covern. Doch die wenigstens geben das gerne zu. Die mit der Schlagzeugerin Lisa Gottlieb zum Quartett angewachsenen Embrace The Emperor, die gerade auch das Finale des Sprungbrett-Wettbewerbs erreichten, spielen sehr gut gemachten und britisch angehauchten Indie-Rock: enthusiastisch und melodiös mit der lapidaren Erzähl-Singstimme eines 21-Jährigen, der über Mädchen oder Instagram-Hash-Tags textet. Die Sprache und der sangliche Ausdruck erinnern dabei an den jungen Alex Turner von den Arctic Monkeys, ebenso wie manche Melodieführung. Dazu tragen die vier Musiker Fantasie-Uniformen, der "Wiedererkennbarkeit" wegen, etwas, das sie sich bei Kraftklub abgeschaut hätten. Der Name dieser Band wird dann auch gleich im Titel des Songs "Powerklub" verewigt. Textlich geht es da um Typen, die ihre Muskeln auf Instagram präsentieren und somit Sänger Lukas in die Bredouille bringen, weil er weder einen solchen Körper hat, noch Lust hat, so viel zu trainieren, um einen solchen Körper zu bekommen.

In diesem freimütig zugegebenen und bei Vorbildern zusammengeklaubten Referenz-System taucht dann spätestens ein ganz interessanter Aspekt auf: Denn immerhin singt hier ein junger Mann ganz offen über ein Körperbild, dem er nicht entspricht. Das ist Genderrollen-Ausgleich par excellence, ohne dass irgendjemand auf die Idee käme, Embrace The Emperor als Queer-Band zu bezeichnen. Diese vier jungen Leute, die die Teenager-Zeit gerade hinter sich gelassen haben, gehen leichtfertig und unverfroren mit den Vorurteilen um, die an sie herangetragen wurden; und nivellieren sie dadurch: Body-Shaming ist eine Frauensache? Nein, das betrifft auch Männer und sollte eigentlich gar keinen betreffen. Frauen am Schlagzeug, wie besonders? Nein, Lisa spielt Schlagzeug. Punkt, kein Kommentar. Ihr klingt ja wie die Arctic Monkeys? Ja, die haben sie früher gecovert. Sehr erfrischend ist das. Diese Unverblümtheit setzt sich musikalisch tatsächlich fort. Denn auch wenn die Musik, dieses britisch Rockende, so bekannt wirkt, die Energie, die dahinter steckt, die Lust und die Freude überträgt sich. Und zum Abschluss noch so ein spaßiger Gegensatz, mit dem diese Band spielt: Im Bandnamen rufen sie dazu auf, einen Kaiser zu umarmen. Ihre erste EP, die im Dezember 2017 erschienen ist, haben sie "No Royals" genannt. An diesem Montag, 13. August, treten sie im Theatron im Münchner Olympiapark auf.

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