Konzert im Münchner Volkstheater:Sandkasten und Verstärkerbox

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Kindliches Vergnügen bereitet den Bananafishbones (Sebastian Horn, Peter Horn und Florian Rein (v.l.) auch nach 35 Jahren noch das Konzerte spielen. (Foto: Severin Schweiger)

Nicht nur für Bananafishbones-Fans: Der Sänger Sebastian Horn hat ein Bagger-Buch für Kinder geschrieben.

Von Michael Zirnstein

Sebastian Horn schreibt, seit er 13 Jahre alt war, damals fing das mit Geschichten über Wasserleichen an. Dass es mit seinem ersten Buch dauerte, bis er 51 wurde, ist eigentlich erstaunlich. Und dass es ein bezauberndes Kinderbuch wurde, vielleicht auch, wenn man um seine Vorliebe für Gruseliges und Morbides weiß, die er etwa in den "Finsterliedern" seiner Moritaten-Band Dreiviertelblut auslebt. Schaurige Bilder wie aus Splatter-Filmen und dystopische Gedanken tauchen auch immer wieder in seinen Texten für die Bananafishbones auf. Dagegen ist Horns neueste Band namens D'BavaResi die reinste Gaudi: Zusammen mit Matthias Kellner dreht er da "Bavaro-Pop"-Klassiker von der Spider Murphy Gang bis Nicki durch den Wolf - etwa am 19. März im Paulaner am Nockherberg, wo er ja bereits schon mehrmals am Singspiel mitwirkte.

Bei derart vielen Projekten - der Bassist und Sänger ist auch Schauspieler, Moderator für den BR und Filmmusiker - ist es kein Wunder, dass es mit seiner "Herzensangelegenheit" dauerte. Als sein ältester Sohn Simon mit drei, vier im Vorlese-Alter war, wollte er ihm selbst eine Geschichte schreiben, irgendwas mit einem Bagger, der über sich hinauswächst. Das ist etwa 18 Jahre her. Simon und seinen vier Geschwistern muss Horn nichts mehr vorlesen. Man hat das Gefühl, Horn hat das Buch "Kleiner großer Bagger" (Ars Edition) endlich für sich selber geschrieben. Und für alle anderen Kinder da draußen.

Herzensangelegenheit: Sebastian Horn mit seinem Buch und dem Hörbuch "Kleiner großer Bagger". (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das ist richtig, denn so macht dieser bebilderte Bericht einer "unglaublichen Reise" des kleinen Robert in seinem Dino-Regenmantel zusammen mit der feuerrothaarigen Fee Uhrsula (die in der Taschenuhr des Opas wohnt) und eben dem 23 000-PS-Sandkasten-Bagger bis auf die Gipfel des Himalaya Großen wie Kleinen Freude. Das liegt auch an den großen Bilder-Tableaus des Zeichners Matthias Derenbach zwischen Aquarell- und Comic-Kunst, das liegt in der Hörbuch-Version an der Stimme von Julia Nachtmann. Und das liegt an der Musikalität von Horn.

Nicht nur die Texte klingen ("Plitschplatscheratschditschvitteldatsch trommelt der Regen gegen Roberts Kinderzimmerfenster ..."). Er hat auch zehn Kinderlieder dazu geschrieben, die die Themen des Buches vertiefen und auch Erwachsene nicht kalt lassen. Es geht mal um den toten Opa, mal um eine Kannibalen-Insel (da wird's dann echt schaurig). An den Songs hat er alte Freunde mit basteln lassen, den Schweizer Domi Schreiber etwa ( HNO, MyKungfu), Lucca Züchner (mit der er an der Schauburg Theater gespielt hat), seinen Bruder Peter und Florian Rein von den Bananafishbones.

Derweil müssen die treuen Fans der seit 35 Jahren aktiven Band, 25 Jahre nach dem großen Hit "Come To Sin", elf Jahre nach dem letzten Studioalbum "12 Songs In One Day", noch immer auf neue Aufnahmen warten. Vielleicht gibt es zumindest live im Volkstheater wieder neue Stücke zu hören. Die nächste CD könnte länger dauern als Teil 2 des Bagger-Buchs, der sei nämlich schon geschrieben.

Bananafishbones, Montag, 2. Januar, 20 Uhr, München, Volkstheater, muenchenticket.de

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