Balljunge beim Champions-League-Finale:Lahm auf Ehrenrunde mit dem BVB

Schon einmal stand Philipp Lahm im Champions-League-Finale in München. Er war 13, Jugendspieler des FC Bayern - und an diesem Abend Balljunge. Nach Abfiff feierte er mit den siegreichen Dortmundern. Was der Mannschaftskapitän heute darüber sagt.

Florian Fuchs und Stefan Galler

Zinedine Zidane und Didier Deschamps sollten ein Jahr später Weltmeister werden, Alessandro Del Piero stand noch ziemlich am Anfang seiner schier unendlichen Karriere. Doch den kleinen Philipp interessierten diese Leute von Juventus Turin, denen er da den Ball zuwarf, nicht weiter.

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Vielleicht wäre Philipp Lahm nie zum FC Bayern gewechselt, hätten die Talentspäher nicht eine List angewendet.

(Foto: Christof Stache/AFP)

Der 13-Jährige war Jugendspieler und Fan des FC Bayern, seine Helden hießen damals Matthäus, Basler, Klinsmann. Und so hielt sich die Aufregung bei ihm in Grenzen an jenem 28. Mai 1997, als er im Finale der Champions League als Ballbub im Olympiastadion mitmachte. "Es war nichts besonderes, wir liefen in der gleichen Gruppe auf wie schon die ganze Saison über bei den Heimspielen des FC Bayern, wir hatten dieselben Klamotten an und es gab auch kein spezielles Uefa-Briefing", sagt Philipp Lahm heute.

15 Jahre sind vergangen, seit Matthias Sammer, Jürgen Kohler und Karl-Heinz Riedle den Henkeltopf in den Münchner Nachhimmel reckten. Und sich Lahm bei der Ehrenrunde kurzerhand der siegreichen Mannschaft von Borussia Dortmund anschloss.

Dass er diesen Samstag vielleicht zum zweiten Mal in seinem Leben nach einem Champions-League-Endspiel winkend durch ein Münchner Stadion laufen würde, war für ihn als U14-Spieler kein Thema: "Damals habe ich definitiv noch nicht davon geträumt, eines Tages selbst um diesen Pokal zu spielen, das war einfach zu weit weg", sagt Lahm. Und doch sind die Erinnerungen an diesen speziellen Abend mit Lars Rickens bemerkenswertem Treffer zum entscheidenden 3:1 für Dortmund noch immer lebendig: "Alleine das Brimborium vor dem Spiel war schon ganz schön pompös."

Philipps Mutter Daniela Lahm kann sich an den Einsatz des Sohnemanns beim Finale zwar nicht mehr erinnern. Die Mutter des Bayern-Kapitäns weiß aber noch sehr gut, dass die Tätigkeit als Balljunge den kleinen Philipp überhaupt erst zum großen FC Bayern gelockt hat. Der Bub spielte bei der FT Gern, quasi gegenüber vom Olympiastadion. Und irgendwann kamen dann die Talentsichter des FC Bayern.

Sie schauten dem Jungen beim Spielen zu, dann machten sie ein Angebot. "Aber der Philipp hatte keine Lust zu wechseln", sagt Mama Daniela. Der Zehnjährige wollte lieber weiter mit seinen Freunden in Gern spielen.

Die Bayernscouts ließen sich etwas einfallen: Philipp Lahm - das ist sonst nicht üblich - durfte im Olympiastadion schon als Ballkind ran, obwohl er noch kein Jugendspieler beim FC Bayern war. Enzo Contento, der ältere Bruder von Lahms heutigem Mannschaftskollegen Diego, freundete sich mit ihm an und wies ihn in die Pflichten der Ballbuben ein. "Einmal hat er mir ganz stolz erzählt, dass er Markus Babbel den Ball hingeworfen hat", erinnert sich Daniela Lahm. Und irgendwann war er dann so beeindruckt von der Wucht der Eindrücke, dass er sich doch hat breitschlagen lassen. "Die Aussicht, weiter als Ballbub zu arbeiten, hat ihn zum Wechsel verleitet."

Er warf den Profis das Spielgerät hin, bis er 16 Jahre alt war, so sah er unzählige Heimspiele seines Lieblingsklubs. "Die meisten Kinder kamen ja von außerhalb Münchens, wir haben gleich beim Stadion gewohnt", sagt Daniela Lahm. Deshalb habe man "den Philipp am öftesten gefragt, ob er Lust hat". Meistens hatte er, sogar damals, als die Bayern nicht mitspielen durften.

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