Vor ein paar Tagen beim Septemberfest der Bayerischen Staatsoper sah man ihn tanzen, wie immer fantastisch schwerelos, diesmal zu Jacques Brels bitterbösem Chanson „Les Bourgeois“. António Casalinho, der junge Solist des Staatsballetts, versetzt sein Publikum stets in Erstaunen, ob nun als „Goldenes Idol“ in der „Bayadère“, als Luftgeist Ariel in den „Tschaikowski-Ouvertüren“ oder nun, zum Start in die neue Spielzeit, als Lenski, in der Wiederaufnahme von John Crankos Klassiker „Onegin“ (28.9., 19.30 Uhr).
Der Ballettabend ist auch in den anderen Rollen großartig besetzt mit Jakob Feyferlik in der Titelrolle, Madison Young als Tatjana und Margarita Fernandes als Olga. Weitere Vorstellungen folgen im Oktober, der auch ein Wiedersehen mit Angelin Preljocajs „Le Parc“ bringt, die Solisten sind dann Maria Baranova und Julian MacKay (11.10., 20 Uhr).
Die Compagnie hat sich in der neuen Saison neu aufgestellt: Javier Amo, ehemaliger Erster Solist, beendet seine Karriere, Shale Wagman ist an die Opéra de Paris gewechselt, Rafael Vedra wird als Solist beim Ballett am Rhein in Düsseldorf tanzen und Bianca Teixeira setzt ihre Karriere als Erste Solistin beim Ballett der Semperoper Dresden fort. Ein Neuzugang hat sich schon in den letzten Matineen der Bosl-Stiftung irgendwie angekündigt: Alfie Pearce wechselt aus dem Bayerischen Junior Ballett München zum Bayerischen Staatsballett.
Schon jetzt sollte man sich übrigens Karten sichern für die öffentliche Bühnenprobe (11.11., 18.30 Uhr) des Staatsballetts zur kommenden Premiere von „La Sylphide“ (22.11., 19.30 Uhr), Pierre Lacottes epochales Tanzstück, das Ballettdirektor Laurent Hilaire von der Pariser Oper nach München holt.

Auch am Gärtnerplatztheater beginnt man die neue Spielzeit mit einer Wiederaufnahme, „Troja“, das Stück des griechischen Choreografen Andonis Foniadakis ist eine intensive Parabel auf den Krieg (27.9., 19.30 Uhr). Ebenfalls vom Gärtnerplatz ist dieser Casting-Aufruf weiterzureichen: „Herren im Alter bis circa 35 gesucht, die sich sehr gut bewegen können. Tänzerische Erfahrung von Vorteil.“ Auf der Bühne würden sich die Erwählten dann in der Comic Opera „Die Piraten von Penzance“ unter dem Motto „Entern statt kentern“ wiederfinden (Premiere 29.11.). Zuvor müssen sie sich allerdings beim Vortanzen am 14. Oktober, 18 Uhr, bewähren (Anmeldung: 0162/2069667).

Was bietet Münchens Freie Tanzszene? Anna Konjetzky widmet sich in ihrem neuen Stück „tomorrow … we … were …“ der Nostalgie, dieser nicht unproblematischen Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“, die natürlich nie nur gut war (Muffathalle, 25./26.9., 20 Uhr). Und im Oktober dürften sich Tanzinteressierte ohnehin ein paar Termine dick im Kalender unterstrichen haben: Bei Rodeo, Münchens Festival für Tanz, Theater und Performance, vom 9. bis 15. Oktober, ist unter anderem Zufit Simons Erfolgsstück über Formen der Protestkultur, „Radical Cheerleading“, wieder in München zu sehen, das 2023 sehr zu Recht für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ nominiert war (Schwere Reiter, 9./10. 10, 20 und 18 Uhr). Und Léonard Engel zeigt mit „Orchids“ seine sehr sinnliche Auseinandersetzung mit Männlichkeit (Schwere Reiter, 14./15. 10, 20 und 18 Uhr).