Balkon im Mandarin Oriental:Yoga über den Dächern der Altstadt

Balkon im Mandarin Oriental: Nicht ganz billig ist der Blick vom Balkon der "Oriental Suite". Die Aussicht auf die Dächer und Türme der Münchner Altstadt ist allerdings umwerfend.

Nicht ganz billig ist der Blick vom Balkon der "Oriental Suite". Die Aussicht auf die Dächer und Türme der Münchner Altstadt ist allerdings umwerfend.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der wohl teuerste Balkon der Stadt ist im Mandarin Oriental. 3100 Euro aufwärts kostet die Suite - dafür ist der Ausblick natürlich unbezahlbar.

Von Theresa Hein

Jüngere und ältere Münchner, die an das Atomic Café zurückdenken, erinnern sich auch an den Weg nach Hause, vorbei an der herausgeputzten Fassade des Mandarin Oriental Hotels in der Neuturmstraße. Mancher mag sich vorgestellt haben, wie es wohl wäre, gleich in eines der weichen Betten des Hotels zu plumpsen, Kleidung noch am Leib, Zähne ungeputzt. Und dann ging doch jeder nach Hause, denn das Mandarin Oriental passt nicht gerade zum Geldbeutel nach einer durchtanzten Nacht.

Für den japanischen Küchenchef Nobu Matsusisha ist es dagegen Gewohnheit: Jedes Mal, wenn er in München zu Gast ist, mietet er sich in die "Oriental Suite" im Mandarin Oriental ein. Die besitzt, was in teuren Hotels in der Münchner Innenstadt selten genug ist, einen Balkon. Und wenn Matsusisha morgens Yoga macht, möchte er nicht an eine Wand starren, sondern genau diesen Blick und diesen Balkon haben: Frauenkirche, Altes und Neues Rathaus, Alter Hof, rote Dächer.

Die Belegschaft des Hotels weiß das und sichert dem prominenten Gast das Zimmer. Aber das kostet: Die Mandarin Oriental Suite gibt es ab 3100 Euro aufwärts, zur Wiesnzeit und im Hochsommer wird es teurer. Dann sind die Preise der Zimmer vergleichbar mit denen des Bayerischen Hofs. Angesichts dieser Summe möge man sich bewusst machen, dass auch dieser Balkon nur das ist, was er ist: ein Stückchen Zimmer draußen.

Etwas Feines hat der schlichte Balkon aber doch: Er bietet eine Draufsicht auf den Biergarten des Hofbräuhauses. Eine geübte Spuckerin wie Pippi Langstrumpf könnte geradewegs auf eine Kastanie spucken. So nah ist der Garten, dass der Hotelgast den Klappstühlen und Biertischen beim Ausruhen zusehen kann. Selten bekommt man einen Biergarten in diesem Zustand zu Gesicht - ganz früh am Morgen, still, leer, ruhig. Bis es Mittag wird, und es Bier gibt. Dann ist es aus mit der Ruhe.

Man muss schon eine besondere Liebe für Hotelsuiten haben, wenn man mehr als 3000 Euro für den Fernblick bezahlt, den es vom Alten Peter aus auch für einen Euro gibt. Aber auf dem Balkon des Mandarin Oriental ist man immerhin allein, keine lärmenden Touristen stören den Genuss, den der Blick auf die Dächer der Altstadt bietet - und den auf das Hofbräuhaus. Selbst als japanischer Spitzenkoch kann man sich in solchen Momenten fühlen wie der Münchner im Himmel.

Alle Folgen der Serie finden Sie unter www.sz.de/balkone

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